Heute tagte der Planungsverband Seewiesen und hat sich dabei mal wieder selbst ins Knie geschossen.
Gegen den ausdrücklichen Rat der Verwaltung haben die Mitglieder des Planungsverbandes beschlossen, die Planungsvariante 05 weiter zu verfolgen.
In Verbindung mit dieser Entscheidung fiel auch die Aussage, daß man Lärmschutz relativieren könne und der Vorschlag des Planers Dr. Liedl, den Aushub in einem Lärmschutzwall entlang der B76 zu entsorgen, wurde von einigen Mitgliedern, u.a. dem Vertreter der Plöner CDU, als interessante Möglichkeit in Betracht gezogen.
In der Einwohnerfragestunde habe ich darauf hingewiesen, daß die Kreis- und Landesplanung auf dem Nachweis des Bedarfes für ein derart großes Neubaugebiet bestehen. Meine Frage, ob der Bedarf mittlerweile nachgewiesen wurde, erzeugte erst Erstaunen und wurde dann mit dem Verweis auf die Innenraumpotentialanalysen von Plön und Rathjensdorf beantwortet.
Ich persönlich bin der Meinung, daß jemand, der eine Innenraumpotentialanalyse mit einem Bedarfsnachweis verwechselt, auch Arsch- und Kuchenbacken verwechseln kann.
Weiterhin wurde angeführt, daß die Potentialanalysen für Rathjensdorf lediglich vier mögliche Wohneinheiten auswirft und für Plön ca. 30 Wohneinheiten auf der grünen Wiese empfiehlt. Aufgrund meiner intimen Kenntnis der Rathjensdorfer Verhältnisse bin ich der Ansicht, daß dort deutlich mehr Potential vorhanden ist.
Der Entwurf der Plöner Analyse hatte ursprünglich mehr als ausreichend Potential aufgezeigt. Die Änderungen in der später geänderten und gebilligten Version bescheinigen ausreichendes Potential, empfahlen aber zusätzlich ca. 30 Wohneinheiten auf der günen Wiese. Diese Ergänzung ist nach meiner Meinung erst auf massiven politischen Druck hin erfolgt und stehen in Verbindung mit einem bewußt in Kauf genommenen Verzicht auf eine aktive Verdichtungsstrategie, wie sie im ersten Entwurf noch betrachtet wurde.
Es könnte hier der Anschein entstehen, daß man sich den Bedarf zurechtlügt, wenn man die Auswirkungen der Demographie sowie die Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung und die zur Wohnraumbedarfsentwicklung außer Acht läßt.
Der Planer Herr Blanck führte aus, welche Planungsschritte jetzt weiter zu veranlassen sind. Dazu rief er die Punkte in Erinnerung, die in der Stellungnahme des Kreises zur weiteren Berücksichtigung u.a. aufgeführt wurden:
– Wohnungsneubaubedarf
– Prüfung von Planungsalternativen
– Auswirkung auf vorhandene Strukturen
– belastbare Folgekostenabschätzungen
– interkommunale Abstimmunge
– Widersprüche zu übergeordneten vorangegangnen Planungen
und kritisch, weil sie die Planung tatsächlich verzögern oder verhindern können:
– die Inanspruchnahme von Flächen des Landschaftsschutzes sowie
– Eingriffe in gesetzlich geschützte Biotope.
Unter Berücksichtigung der o.g. Punkte wurden fünf neue Planungsvarianten entwickelt. Sie beinhalten u.a. einen Rückzug vom Wald und von Knicks, einen Rückzug aus Bereichen des Landschaftsschutzes, eine Rücknahme der Angerfläche sowie ein weiteres Heranrücken mit der Wohnbebauung an die Bundesstraße B 76.
In dem Zusammenhang entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zum Thema Hochwertigkeit eines Baugebietes und Lärmschutz. Der dabei von Herrn Dr. Liedl wieder aufgewärmte Uraltvorschlag, den Aushub des Baugebietes als Lärmschutzwall zu entsorgen, ist aus meiner Sicht völlig unakzeptabel. Ein Lärmschutzwall am Ortseingang, der den Landschaftsblick und den Blick aufs Schloß (bei der geplanten Verschwenkung der Bundesstraße noch viel schöner als heute) verstellt, wäre eine Vergehen an unserer traumhaften Landschaft und am Tourismus als dem wichtigsten Wirtschaftszweig der Stadt.
Als skandalös empfinde ich die Aussage, man könne den Lärmschutz auch relativieren, um mit der Bebauung dichter an die Bundesstraße heranzurücken. Wir alle wissen, daß Lärm krank macht. Wir wissen, daß die gerechneten Werte eher theoretischer Natur sind und die richtigen Werte im realen Leben eher darüber liegen. Wir wissen auch, daß Lärm durch den Wind weitergetragen wird. Und wir wissen, daß der Wind in unseren Breiten überwiegend aus Westen weht und den Lärm in das geplante Neubaugebiet hineintragen wird.
Wenn wir das alles wissen erscheint mir die Frage berechtigt, ob der Ansatz der Relativierung mit den Grundsätzen eines ehrbaren Kaufmannes vereinbar ist. Und natürlich stelle ich mir auch die Frage, ob es für eine Gemeindevertreterin oder einen Ratsherrn moralisch vertretbar ist, diesen Ansatz zu ermöglichen. Damit erscheint auch die Frage berechtigt: „Würden Sie von so jemandem einen Gebrauchtwagen kaufen?“ Der Rückzug auf das Argument „das regelt der Markt“ läßt nach meiner Meinung jegliches Verantwortungsbewußtsein vermissen. Der Markt regelt auch die Entstehung und die Entwicklung brasilianischer Elendsviertel.
Die Leiterin des Team Bauen wies ausdrücklich darauf hin, daß die Planungsvariante mit dem Heranrücken der Bebauung an die Bundesstraße die Gefahr beinhaltet, daß die Zustimmung des Kreises bzw. der Landesplanung versagt wird. Hierbei wurde in der Diskussion das Argument angeführt, daß bei dieser Variante die ursprünglich geplante Anzahl von ca. 110 Wohneinheiten beibehalten wird. Latent schwingt vermutlich die Sorge mit, daß es nicht gelingen wird, den tatsächlichen Bedarf nachzuweisen. Trotzdem entschieden sich die Mitglieder des Planungsverbandes für die großtmögliche Variante, die Variante 05.
Aus meiner Sicht eine gute Entscheidung, weil sie dem Planungsverband Seewiesen um die Ohren fliegen wird. Ich setze mich schon mal in die Ecke, stecke die Finger in die Ohren und warte auf den Knall.
Zu guter Letzt: Der Planungsverband Seewiesen hat beschlossen, sich von „Seewiesen“ in Planungsverband „Wohngebiet am Trammer See Plön Rathjensdorf“ umzubenennen. Nach meiner Meinung ein Etikettenschwindel, um ein in der öffentlichen Meinung durchgefallenes Projekt mit einem neuen Namen neues Leben einzuhauchen. Es ist aber wie bei Raider und Twix, es ändert sich nix, außer, daß zusätzlicher Verwaltungsaufwand erforderlich wird, um alle Grundlagen und Bezugsdokumente entsprechend zu ändern.