Mein gestriger Beitrag wurde erstmalig von einem Leser kommentiert, der nicht aus meinem persönlichen Bekanntenkreis kommt. Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch. Autor war Andre Jagusch, Kreisvorsitzender der Jungen Union. Ich finde es wirklich gut, wenn sich junge Leute politisch engagieren und Verantwortung übernehmen. Wir haben die natürlich auch, so kandidiert Miriam Bossmann auf dem Listenplatz 6 für den Kreistag.
Aber zurück zur Jungen Union. Von Ihr kommt der Vorschlag, den nach der Fusion der Kreise Plön und Ostholstein neu entstehenden Kreis Wagrien zu nennen.
Nachdem die ursprünglich geplante Kreisreform am Widerstand der Westküstenkreise, insbesondere der Dithmarscher gescheitert ist, bestehen nunmehr unterschiedliche Möglichkeiten, die Verwaltungen neu zu gestalten und kostengünstiger zu strukturieren. Die Fusion ist nicht die einzige Möglichkeit.
Für unsere Heimatstadt Plön würde die Fusion voraussichtlich bedeuten, den Status als Kreisstadt zu verlieren. Die damit verbundenen Konsequenzen wurden meines Wissens noch nicht ermittelt, sie werden jedoch spürbar sein. Wie sich Andre Jagusch als Plöner Stadtrat dafür einsetzen kann, kann ich nicht nachvollziehen.
Bei den Untersuchungen zum Einsparpotential wurde meines Erachtens eine Verwaltungskooperation mit Kiel noch nicht noch nicht mit der Gründlichkeit geprüft, mit der die Fusion untersucht wurde. Wesentliche Teile des Kreises Plön orientieren sich in Richtung Kiel, so wie sich wesentliche Teile des Kreises Ostholstein nach Lübeck orientieren. Der Lübecker Speckgürtel liegt z.T. im Kreis Ostholstein, der Kieler Speckgürtel reicht in die Kreise Plön und Rendsburg – Eckernförde hinein. Was die Entwicklung von Wirtschaft und Siedlungstätigkeit angeht, ist Plön deutlich dichter an Kiel als an Eutin oder Lübeck. Von daher ist eine Fusion mit Ostholstein vielleicht wirklich nicht der Weisheit letzter Schluß. Und wenn es denn Ostholstein sein soll, täte es vielleicht auch eine Verwaltungskooperation.
Solange nicht alle Möglichkeiten mit der selben Gründlichkeit untersucht sind, kann die Lösung nur lauten:
PLÖ – N bleibt !
Denn eine Aufgabe des Kreises ist nicht umkehrbar.
Ich würde mich freuen, wenn Vorschläge oder andere Meinungen zum Thema in den Kommentaren eingetragen werden.
Nur noch ein keiner Nachklapp zum Namensvorschlag Wagrien:
1. Näheres zu Wagrien und den Wagriern unter Wikibedia. Irgendwie erscheint das alles recht rückwärtsgewandt und – wenn ich mir die Jahreszahlen so ansehe – Schnee von gestern.
2. Zeitgemäßer und in der Öffentlichkeit – auch bundesweit – vermutlich weitaus bekannter ist der Begriff Holsteinische Schweiz. Mit diesem Namen wäre voraussichtlich auch dem heimischen Tourismus mehr geholfen.
3. Wikipedia hat auch nicht immer recht. Wenn ich die Quelle 3, die Pressemitteilung der Jungsozialisten im Kreis Plön, richtig lese, glaube ich, dort Ironie statt Zustimmung zu erkennen.
Wow, jetzt wird mir nur wegen eines kurzen Kommentars gleich ein ganzer Blogeintrag gewidmet! 🙂
Ich will zu den genannten Punkten aber doch gerne noch einmal Stellung nehmen:
1. Warum eine Fusion?
Lange Zeit war ich ein großer Skeptiker einer Kreisgebietsreform. Insbesondere habe ich mich über das damalige Vorgehen des SPD-Innenministers Dr. Stegner geärgert, der ohne Beteiligung der Betroffenen neue Strukturen als Wegbereiter zu am Reißbrett gezeichneten Großkreisen schaffen wollte. (http://www.ju-ploen.de/seite/presse/83)
Inzwischen hat sich die Situation aber geändert. Auf Druck der CDU wurde im Koalitionsausschuss ein neuer Fahrplan festgelegt, nach dem es eine Freiwilligkeitsphase gibt. Nach dem Hesse-Gutachten (Zusammenfassung: Link wegen Überlänge entfernt, kann aber im Blog vom 5. Mai eingesehen werden. Admin) ist der Kreis Plön neben Dithmarschen und Steinburg einer der Kreise, die um eine Fusion nicht herum kommen.
Das Korthals-Gutachten hat nun unter Mitwirkung der betroffenen Verwaltungen errechnet, dass es innerhalb von 10 Jahren zu Einsparungen in Höhe von 35 Millionen Euro kommt. Eine Kooperation wurde in diesem Gutachten im Übrigen mit gleicher Gründlichkeit geprüft. Wenn man sich dies angesichts der schwierigen haushaltspolitischen Lage des Kreises Plön, und den kontroversen Diskussionen im Kreistag um Beträge in der Größenordnung weniger tausend Euro vor Augen führt, kann man sich der Fusion nicht guten Gewissens verschließen.
Warum sich gerade die SPD, die doch die ganzen vergangenen Jahre über Kreisfusionen hin zu Großkreisen gefordert und im damaligen Koalitionsvertrag mit den Grünen und dem SSW unter Simonis beschlossen hatte, jetzt auf einmal gegen eine Fusion ausspricht, leuchtet mir wirklich nicht mehr ein.
2. Warum mit Ostholstein?
Aus meiner Sicht ist Ostholstein der natürliche Partner für den Kreis Plön. Die Kreisstädte liegen nahe nur 15 Kilometer auseinander, und die Struktur ist nahezu gleich: landwirtschaftlich/touristische Prägung, gemeinsame Ostseeküste und holsteinische Schweiz als touristische Regionen, beide Kreise haben die gleichen Herausforderungen/Probleme als Nachbar von Kiel bzw. Lübeck.
In der SPD wird ja zum Teil sehr offen eine Fusion mit Kiel gefordert. Für die gemeinsame wirtschaftliche Entwicklung und die Verkehrsströme bedarf es aus meiner Sicht keine gemeinsame Verwaltung. Gemeinsam mit Kiel und Rendsburg-Eckernförde wurde erst kürzlich eine gemeinsame Wirtschafsförderungsgesellschaft gegründet, und der ÖPNV funktioniert auch schon jetzt ausgesprochen gut.
Viel wichtiger ist es doch, dass auch in einem neuen Kreisgebilde die Interessen der ländlichen Bereiche nicht “hinten runter” fallen, zu Gunsten eines Investitionszentralismus nach Kiel. Dies wäre bei einer homogenen Kreisstruktur wie bei den Kreisen Plön und Ostholstein gewährleistet.
Oder glauben Sie etwa, dass Plön bei einer Kreisfusion mit der Landeshauptstadt Kiel Kreisstadt bleiben würde?
3. Warum ist eine Fusion auch gut für Plön?
Langfristig wird der Kreis nicht um eine Fusion herumkommen. Spätestens, wenn es in 10+x Jahren wieder zu einer SPD-geführten Landesregierung kommt, dürfte der Kreis Plön endgültig zusammengelegt werden – dann aber vermutlich nicht mit der naheliegenden Lösung Ostholstein, sondern in einem Großbebilde mit Kiel, Neumünster und Rendsburg-Eckernförde. Der Status der Kreisstadt, und auch der Verwaltungssitz, wären dann mit Sicherheit verloren.
Bei einer Fusion mit Ostholstein ist es zunächst noch einmal Teil der Verhandlungen, welche Stadt die neue Kreisstadt wird. Ich kann nur davor warnen, verfrüht eine Vorfestlegung auf Eutin zu äußern. Aber selbst, wenn Eutin die neue Kreisstadt würde: Plön bliebe weiterhin Verwaltungssitz, und das ist für Plön der mit Abstand wichtigste Aspekt. Von daher ist es im Interesse für Plön nur langfristig verantwortungsbewusst, die Strukturen so zu ordnen, dass der Plön dauerhaft Verwaltungssitz bleibt!
4. Warum nicht Holsteinische Schweiz?
Ich mag den Namen Holsteinische Schweiz, und räume gerne ein, dass das auf den ersten Blick ein naheliegender Namensvorschlag ist. Wenn man sich in der Wikipedia aber einmal anguckt, welchen Bereich die Holsteinische Schweiz umfasst, kommt man schnell zu dem Schluß, dass dies für den neuen Kreis nicht passend wäre, da nur ein kleiner Bruchteil des neuen Kreisgebiets vom Namen umfasst wäre. Daher scheidet der Name aus meiner Sicht für einen neuen Kreis aus. Oder wollen Sie jemandem z.B. aus der Probstei erklären, dass er jetzt in der Holsteinischen Schweiz wohnt?
Das Hesse-Gutachten gibt 4 Lösungsmöglichkeiten vor:
1. eine Optimierung des Status quo
2. eine punktuelle Anpassung
3. eine Gebietreform mittlerer Reichweite
4. Bildung von Großkreisen
Die Lösung 4 wird nicht weiter betrachtet, da sie nach Einschätzung des Autors politisch nicht durchsetzbar ist.
Lösung 3 wird als momentan nicht durchsetzbar eingeschätzt, es wird aber empfohlen, sie langfristig weiter zu verfolgen.
beide lösungen haben nach sörgfältigen Schätzungen ein Sparpotential von 38 – 64 bzw 37 – 61 Mio Euro.
Für die Lösungen 1 und 2 wird ein Einsparpotentil von 30 bzw 33 – 46 Mio Euro errechnet. Alle Modelle sehen einen Zusammenschluß der Kreise Ostholstein und Plön vor, wobei alle Modelle auch eine die Kreisgrenzen übergreifende Stadt-Umland Kooperaion und ggf. auch die Bildung eines kreisüberschreitenden Planungsraumes vorsehen. Da stellt sich die Frage, warum nicht gleich Kreisgrenzen geschaffen, die den gewachsenen Strukturen der Wirtschafts- und Besiedelungsentwicklung folgen? Und warum wurde dies nicht geprüft? Klar geht aus dem Gutachten hervor, daß die Lösungen 2 bis 4 die höchsten Demokratiekosten haben, Klartext: am wenigsten bürgerfreundlich sind.
Eine weitere Frage wäre, wer aus dem Kreis Plön zu den 100 führenden Vertretern gehörte, mit denen Gespräche zur Gewinnung empirischer Daten geführt wurden. (Pkt 2, Untersuchungsmethodik)
Schließlich wird im Text, aber vor allem auf den Seiten 5 und 6 der Kurzzusammenfassung erwähnt, daß der Zusammenschluß zu Großkreisen (Modell 4) den Kooperationsbereichen des optimierten Status Quo (Modell 1) entspricht. Betrachtet man die Zeichnungen aufmerksam, wird einem auffallen, daß auf der Zeichnung zu Modell 4 eine klare Grenze zwischen den Kreisen Plön und Rendsburg-Eckernförde sowie der Stadt Kiel besteht, während im Modell eins die Kreise Rendsburg-Eckernförde und Plön sowie die Städte Kiel und Neumünster zu einem Kooperationsbereich zusammenfassen.
Das Gutachten hat also zumindestens graphischen Nachbesserungsbedarf.
Zu 2 und 3. Natürlich würde Plön bei einer Kooperation mit Kiel seine Funktion als Kreisstadt beibehalten, denn der Kreis bliebe bestehen. Selbst bei einer Fusion halte ich es für wahrscheinlich, daß viele Verwaltungsfunktionen dezentral in Plön verbleiben. Jedenfalls halte ich es für wahscheinlicher, als das Verbleiben von Verwaltungsfunktionen in Plön, wenn das nur 15 Kilometer entfernte Eutin Kreisstadt werden sollte. Was im Fusionsfall vorhersehbar ist. Wir sind uns aber soweit einig, daß Plön Verwaltungssitz bleiben muß.
Zu 4: Das als Holsteinische Schweiz bezeichnete östliche Hügelland Holsteins, das in der letzten Eiszeit geformt wurde, liegt an der durch Förden stark gegliederten Ostseeküste zwischen Kiel und Lübeck. Quelle: Wikipedia. Also sind die Probsteier doch dabei, das erklärt sich von selbst.
Lese ich bei Wagrien die Bildunterschriften und sehe mir die Karte an, so stelle ich fest, dass die Schwentine der Grenzfluß war. Wie soll ich das nur den Leuten westlich der Schwentine, also den Bewohnern im Barkauer Land erklären, daß sie keine Wagrier werden können?