Die Einlagen sind sicher!

Die Einlagen sind sicher! Verspricht uns die Kanzlerin, aber auch Peer Steinbrück. Und Sheng Fui freut sich mit. Wir erinnern uns an Norbert Blüm. Müssen wir jetzt das Schlimmste befürchten?

Natürlich haben wir bei der jetztigen Entwicklung die Weltwirtschaftskrise von 1929 im Hinterkopf. Am 24./25. Oktober 1929, dem schwarzen Donnerstag/Freitag, brach ein spekulativ überhitzter Aktienmarkt in sich zusammen. Kredite wurden zurückgefordert oder nicht mehr verlängert, Kunden verloren ihr Vertrauen in die Wirtschaft, hoben ihr Geld ab, die verfügbare Geldmenge reduzierte sich drastisch und obwohl damals noch niemand von Globalisierung sprach, zog ein eher amerikanisches Problem ein Land nach dem anderen in die Krise.

In diesen Tagen erleben wir das Platzen einer Immobilienblase. In der Hoffnung auf stetig steigende Immobilienpreise wurden überwiegend in den USA Hypotheken vergeben, deren Risiken völlig unzureichend abgesichert waren. Dies wäre für die Banken kein Problem gewesen, wären die Immobilienpreise tatsächlich weiter gestiegen. Sind sie aber nicht. Damit kommt das Geld – wenn der Kunde seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommt – auch im Fall einer Zwangsversteigerung nicht mehr rein.
Kleiner Exkurs: Hypotheken, auch solche, die nicht mehr bedient wurden, wurden gehandelt, also ver- und gekauft. Was für die Banken zum Teil ein knallhartes Geschäft ist, ist für die betroffenen Kunden eine existenzielle Frage. Einmal im Verzug, wird z.T. gnadenlos vollstreckt. Mit Gebühren und Überziehungszinsen wird die finanzielle Lage der Betroffenen z.T. so verschärft, daß sie nur noch mit großen Verlusten verkaufen konnten oder in die Zwangsversteigerung gehen müssen.
Mit einem so erzeugten Überangebot am Immobilienmarkt sanken die Preise und die Situation verschärfte sich zusehens. Dazu kommt eine Kaufzurückhaltung bei den Bürgern, die sich auch mit der rückläufigen Konjunkturentwicklung erklären läßt.  Ähnlich wie 1929 wird mancher nun versuchen zu retten, was zu retten ist. Damit wird dem Markt natürlich Geld entzogen, was zu einer Verschärfung der Situation beiträgt. Anders als 1929 besehen heute allerdings verschiedene Sicherungsmechanismen, die die Guthaben der Kunden schützen.

Als erstens wäre die geesetzliche Einlagensicherung zu nennen, die sich auf das Einlagesicherungs- und Anlagenentschädigungsgesetz von 1998 begründet. Hiermit werden 90% der Schadenssumme, jedoch höchstens 20 000 Euro pro Kunde abgesichert. Wer sein Leben lang gespart hat, wird diese Grenze schnell überschreiten.

Als zweites ist der Einlagensicherungfond des Bundesverband der deutschen Banken zu nennen. Über ihn sind die Guthaben jedes einzelnen Kunden bis zur Höhe von 30 % des maßgeblichen, haftenden Eigenkapitals der jeweiligen Bank voll versichert. Bei einem haftenden Eigenkapital von 100 Mio wären das 30 Mio pro Kunde, ein Betrag, den vermutlich keiner meiner Leser auf der hohen Kante hat. Und es gilt auch nicht für alle Arten von Einlagen. Spekulative Produkte wie Inhaberschuldverschreibungen sind z.B. und zu Recht nicht mit abgesichert.

Diese Fonds können natürlich nur greifen, wenn nicht die gesammte Branche in die Krise stolpert. Das Prinzip, daß der Gesunde dem Kranken hilft, funktioniert nur so lange, wie nicht alle krank sind. In einem solchen Fall kann dann nur die Zentralbank oder die Regierung einspringen. So wie die heutige koordinierte Leitzinssenkung von mehreren Notenbanken. Hiermit wird etwas Liquidität zu geringen Kosten in den Markt gepumpt. Nun bleibt zu hoffen, daß dieses Geld in den Konsum fließt und/oder weiter investiert wird, um die Wirtschaft am Laufen zu halten.

Bedauerlicherweise kann man diejenigen, die immer der Deregulierung und der Beschränung staatlicher Aufsicht das Wort geredet haben und die mit völlig überzogenen Gewinnforderungen die Krise herbeigeführt haben, nicht an die Wand fahren lassen. Die Folgen könnten für uns alle übel sein. Von daher wird es unumgänglich sein, das Finanzsytem staatlich zu stützen, wie es bereits erfolgt. Und wenn schon die Verurscher mit massivem finanziellen Risiko, etwa einer milliardenschweren Bürgschaft, unterstützt werden, dann ist es recht und billig, auch die möglicherweise Betroffenen von staats wegen zu schützen. Zur Zeit ist mir aber noch nicht bekannt, welche Arten von Einlagen abgesichert werden sollen, und vor allem, wie das finanziert werden soll.

Wie das alles weitergehen soll? Das bleibt abzuwarten.
Grund zur Panik? Schwer zu sagen. Vermutlich aber eher nicht. Schließlich haben wir auch das Platzen der Blase “New Economy” und den 11. September 2001 weggesteckt.

4 Gedanken zu „Die Einlagen sind sicher!

  1. Bedauerlicherweise kann man diejenigen, die immer der Deregulierung und der Beschränung staatlicher Aufsicht das Wort geredet haben und die mit völlig überzogenen Gewinnforderungen die Krise herbeigeführt haben, nicht an die Wand fahren lassen. Die Folgen könnten für uns alle übel sein.

    Leider ist es ja so, dass die Banker in genau diesem Bewusstsein gehandelt haben. Sie konnten ihre Vernunft am Bildschirm abgeben, WEIL sie wussten, dass der Staat für überzogene Risiken eintreten WIRD. Bitter.

  2. Also ich warte noch auf mein Geld aus Island, Steinbrück persönlich hatte ja versichert, dass alle deutschen Tagesgeldsparerbei der Kaupthing Edge ihr Geld ehrhalten werden…

  3. Moin moin, es ist ja leider weit verbreitet dass man Tagesgeldsparer ab 5% schon als gierig bezeichnet. Bei dem, was der Staat den Bürgern noch lässt, inklusive Inflation, ist Tagesgeldsparen ganz bestimmt nicht verwerflich. Und man kann nicht auf der einen Seite Europa loben und preisen um dann so tun als würde Island nicht dazugehören. Die Tagesgeldsparer bei Kaupthing sind keine Zocker! Ich drücke Arno die Daumen. Peer, komm in die Hufe!
    P.S. Ich bin kein Kaupthing-Sparer.

  4. Natürlich gehört Island geographisch zu Europa, es ist aber nicht Mitglied in der Europäischen Union. Ich halte die EU für richtig und wichtig und bedaure, daß durch die geringe Wahlbeteiligung viele Kandidaten von Parteien in das europäische Parlament einzeihen konnten, die die EU offen ablehnen. Und natürlich ist es auch so, daß es immer wieder einzelne Fälle gibt, in denen sich Mitglieder des Europäischen Parlamentes aus den Töpfen selbst bedienen.
    Allein deshalb die EU abzulehnen und den Skeptikern zu überlassen, halte ich für falsch. M.E. ist es wichtig, die überwiegend immer noch auf wirtschaftliche Ziele ausgerichtete EU um eine sozialere Ausrichtung zu ergänzen, damit sie sich zu einer EU der Bürger entwickelt.
    Natürlich sind Tagesgeltsparer keine Zocker, die mit kreditfinanzierten “Finanzprodukten” handeln. Eigentlich ist es nicht selbstverständlich, daß ein Staat für die Privatgeschäfte seiner Bürger haftet. Dieses Entgegenkommen ist in diesem Fall aber völlig in Ordnung, da ja auch den eigentlich verantwortlichen Banken mit astronomischen Summen aus der Klemme geholfen wurde. Und soweit ich informiert bin, sind die ersten Beträge bereits zurück gezahlt worden bzw. steht ihre Rückzahlung unmittelbar bevor.

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