Gestern tagte der SteU. Im Rahmen des Berichtswesens gab Fr. Noack bekannt, daß die Stadt demnächst erst mit der Stadt Neumünster und dann auch mit den Gemeinden an der Bahnstrecke Neumünster Ascheberg über die Möglichkeiten der Reaktivierung sprechen wird.
Ich halte die Reaktivierung für eine gute Idee. Über einen längeren Zeitraum betrachtet werden die Benzinpreise weiter steigen und die Sogwirkung der Metropolregion Hamburg wird zunehmen. Über eine schnelle Bahnverbindung nach Hamburg könnten auch die Stadt und das Umland von dem Wachstum der Metropolregion profitieren.

Ein echter Höhepunkt war die Vorstellung der neuen Planung im Bereich Tramm / Seewiesen.
Zuerst stellte sich der neue Investor vor. Es handelt sich dabei um Herrn Dr. Detlef Ralph, den Inhaber der MVB-GmbH. Diese Gesellschaft ist eine 100 % Tochter der Ronda Real Estate GmbH (Ronda) mit Sitz in der Lobuschstrasse 20 in Hamburg. Eine weitere Tochter der der Ronda ist die Detlef Ralph Entwicklungs GmbH. Herr Dr. Ralph gab an, daß er seit 15 Jahren im Immobiliengeschäft sei und unter anderem in Osteuropa und der Ukraine tätig war. Darüber hinaus würden Projektentwicklung, Altbausanierung und Bauträgerschaft zum Geschäftsbereich gehören. Sein Umsatz gab er mit fünf Millionen an. Meine Frage nach Referenzen wurde dahingehend beantwortet, daß er dem Ausschuß eine Adressenliste zukommen lassen würde. Ausgehend von meiner Information, daß er im Dezember auf der Sitzung des Planungsverbandes Seewiesen geäußert haben soll, er würde mit Tim Barnstedt zusammenarbeiten, betonte er auf Rückfrage nun, keine geschäftlichen Verbindungen mit Tim Barnstedt zu haben und bekräftigte dies auf Nachfrage.
Wie schätze ich die Vorstellung ein? Fünf Millionen Umsatz sind im Immobiliengeschäft eine ziemlich niedrige Summen. Es ist für mich fraglich, ob eine so kleine Firma in der Lage ist, ein Projekt dieser Größenordnung wirklich abzuwickeln. Das Banner auf der Ronda – Homepage ist ein echter „Eycatcher“ und zeigt die Lobuschstraße 22. Google Streetview erlaubt uns auch einen Blick auf das Haus Nr. 20. Warten wir einmal die Referenzliste ab. Ich empfehle auch einen Blick auf die Ronda Real Estate Entwicklungs- und Managementwertschöpfungskette. Mein erster Eindruck war „Powerpoint gut gemeint“. Es bliebe letztendlich noch zu hinterfragen, in welchem Verhältnis Dr. Ralph zu Tim Barnstedt steht, der bekanntlich in der Seewiesen GmbH und Co KG engagiert war. Unter Kooperationspartner findet man auf der Ronda Homepage jedenfalls die Barnstedt & Company GmbH (Günter Barnstedt) sowie den Architekten  Stefan Barnstedt.)

Danach trat das aus dem bisherigen Verfahren schon bekannte Planungsbüro ALSE auf und stellte alten Wein in neuen Schläuchen bzw. seine abgespeckte Seewiesenplanung vor. Kernpunkt: Kein See mehr, sondern ein Regenrückhaltebecken in etwa eine Halbierung der Bauplätze. Damit will man sich vorrangig das Planfeststellungsverfahren für die Seeherstellung ersparen. Als Vorteile wurden weiter genannt: Regenwasserentsorgung mit Herstellung des Regenrückhaltebeckens im Rahmen der B-Planerstellung, kein Torf- und Muddenlagerung und keine Torfverbringung, keine Beeinträchtigung der benachbarten Seen, keine Seeunterhaltung, keine Abhängigkeit von der Verschwenkung der B76 und kein Lärmschutzwall. Entstehen sollen 100 bis 110 Wohneinheiten, wovon 65 bis 70 auf Plön und 35 bis 40 auf Rathjensdorf entfallen würden.
In der Diskussion habe ich meine Meinung vertreten, daß es für Rathjensdorf günstiger wäre, eine maßvolle Entwicklung in der Nähe des Ortskerns und seinem sozialen Zentrum (Gaststätte, Schießstand, Kindergarten) anzustreben und die Ortsteile Theresienhof (mit Dorfgemeinschaftshaus) und Tramm ein angemessenes Bauplatzkontingent für den Eigenbedarf zuzugestehen. Ich könnte mir vorstellen, hier für ein Einvernehmen der Stadt Plön einzutreten, wenn der Bedarf über das gem. Landesplanung zulässige Maß hinausgeht.
Die Behauptung, daß auch Tramm ein soziales Zentrum besitzen würde, wurde zurückgezogen, nachdem ich polemisiert habe, daß es sich dabei wohl um die Bushaltestelle handeln könne, wo die Jugend schon mal gerne ein Bier trinkt. Besonders interessant fand ich auch die Gedankengänge, warum das Seewiesenprojekt alt gescheitert sei. Vielleicht wären die Behörden zu skeptisch oder die Planer zu euphorisch gewesen. Dem habe ich entgegengehalten, daß ich seinerzeit darauf verwiesen hätte, daß die FFH Untersuchung Mängel aufgewiesen würde, sie aber durch den SteU („damit das mal vorangeht“) als Planungsgrundlage gebilligt wurde. Das hätte dann dazu geführt, im weiteren Planungsgang immer wieder Fragen aufgeworfen wurden, die nicht beantwortet werden konnten und letztendlich zum Ende des Verfahrens geführt hätten. Dem widersprach der Planer und wies zurück, daß die FFH Untersuchung Mängel gehabt hätte.
Amüsiert nahm ich auch zur Kenntnis, daß versucht wurde, hier eine innenstadtnahe Lage zu begründen und mit dem direkten Anschluß nach Kiel zu werben. Wer behauptet, der Stadtgrabenparkplatz gehört nicht zum zentralen Versorgungsbereich, weil es dort einen Höhenunterschied zur Innenstadt gibt und es sich um eine Hanglage handeln würde, kann nicht ernsthaft behaupten, daß es sich bei den Seewiesen um eine innenstadtnahe Lage handelt. Von dort wird kam jemand zu Fuß in die Innenstadt laufen. Wer dort als Familie hinzieht, wird zwei Autos brauchen, auch wenn die Distanz zur Innenstadt vielleicht nur 1.5 Km beträgt. Es geht ja auch kaum jemand die 300 Meter von der Tiefgarage unter der Reitbahn bis in die Stadt.
Der Hinweis, daß beschlossen wurde, den Planungsverband am Leben zu erhalten, um dieses Gebiet zu entwickeln, und diese Entscheidung nicht immer hinterfragt werden müsse, halte ich für falsch, denn die angedachte Entwicklung dieses Gebietes hat selbstverständlich Auswirkungen auf die Entwicklung der Stadt und den Tourismus. Und auch die Bevölkerungsentwicklung ist – sogar gemäß Beschluß der Ratsversammlung – bei jeder Entscheidung zu berücksichtigen.
Letztendlich stellt sich damit immer wieder die Frage, ob überhaupt der Bedarf für ein Neubaugebiet auf der grünen Wiese besteht. In der Stadt sind zunehmend Leerstände zu beobachten. In Stadtheide stehen immer noch Grundstücke zum Verkauf und etliche verkaufte Grundstücke sind nach wie vor unbebaut. Die anfangs stürmische Bautätigkeit hat merklich abgeflaut. Ich habe die Verwaltung gebeten, hierzu einmal den aktuellen Sachstand zu ermitteln und im nächsten SteU vorzutragen. Viel wichtiger wäre, ein Nachverdichtungskonzept zu entwickeln. Bei einem solchen Konzept geht es nicht nur darum, noch freie Flächen auszuweisen, sondern auch solche Bereiche zu identifizieren, in denen Bausubstanz vorhanden ist, die über kurz oder lang nicht erhalten bleiben wird und hier vorausschauend planerisch tätig zu werden.

Ein weiterer Tagesordnungspunkt befasste sich mit dem B-Plan Johannisstraße. Er hat eine gestalterische Zielsetzung und soll den historischen Charakter des Straßenzuges erhalten. Mitte Februar wird es hier im Rahmen der Bürgerbeteiligung zu einem Informationstermin kommen.

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