Volles Haus

Der gestrige Ausschuss für gesellschaftliche Angelegenheiten war gut besucht. Der Grund dafür war die Absicht der ambulanten Jugendhilfe Plön, in dem Stadtgebiet eine stationäre Einrichtung zur Jugendpflege, also ein Jugendheim, zu bauen.

Stadtheide ist als Stadtteil noch gut in Erinnerung, da einzelne Einwohner dort in der Vergangenheit schon mehrfach das Recht in die eigene Hand nahmen und zur Säge greifen, um sich im Naturschutzgebiet Sichtschneisen auf den Suhrer See freizuschneiden.

Jetzt regte sich Unruhe über die mögliche Errichtung eines Jugendheimes. Als Sprecher der Bürger hat sich Herr Seligmann von der FWG geoutet, der unter anderem äußerte, dass als Gäste nur der leistungsstarke Mittelstand vor Ort wäre, die Hektiker und Choleriker wären auf seine Veranlassung hin zu Hause geblieben.
Herr Seligmann ist Kandidat der FWG im Wahlkreis 12 / Stadtheide und hat in seiner Präsentation auf der Homepage als einen seiner Programmpunkte besonders hervorgehoben: „Kritische und konstruktive Begleitung des Bauvorhabens einer Jugendeinrichtung in Stadtheide“. Da zu diesem Vorhaben bis heute noch keine weiteren Informationen vorlagen außer, dass der Betrieb eines Jugendheimes in dem Gebiet nach Baurecht zulässig ist und ein Bau genehmigt werden muss, wenn er den Festsetzungen entspricht, kann man sich fragen: „Wird die FWG in der kommenden Wahlperiode ihren populistischen Politikstil fortsetzen und vorwiegend Einzelinteressen bedienen?“

Andererseits kann ich die Bürger – bis auf die von Herrn Seligmann erwähnten Hektiker und Choleriker – bis zu einem gewissen Grad verstehen, denn man möchte natürlich wissen, was in seiner unmittelbaren Nachbarschaft geplant ist.

Diese Informationen sollten den Bürgern in einer gesonderten Informationsveranstaltung bekannt gegeben werden, aufgrund der entstandenen Unruhe wurde das auf den heutigen GA vorgezogen.

Der Abteilungsleiter des Amtes für Jugend und Sport des Kreises führte grundsätzlich zur Kinder- und Jugendpflege aus. Im vergangenen Jahr mussten 114 Kinder, 12 davon aus Plön, in Pflegefamilien oder Pflegeeinrichtungen untergebracht werden. Vorrangiges Ziel ist es, die Kinder und Jugendlichen in den Familien zu belassen. Dazu werden die Familien auch durch die ambulante Jugendhilfe Plön betreut und unterstützt. Unter Umständen ist es aber erforderlich, die Kinder und Jugendlichen zu Ihrem Wohl aus den Familien herauszuholen. Sofern die Unterbringung in einer Pflegefamilie nicht angeraten ist oder sich keine Pflegefamilie findet, müssen die Kinder und Jugendlichen in einer Pflegeeinrichtung untergebracht werden. Dabei wird angestrebt, den räumlichen Abstand zum Elternhaus nicht zu groß werden zu lassen, damit der Kontakt nicht abreißt, um eine spätere Zusammenführung zu begünstigen.
Bislang werden die Kinder und Jugendlichen in Einrichtungen im Bereich Schleswig, Flensburg und Nordfriesland untergebracht. Den weiteren Ausführungen des Abteilungsleiters Jugend und Sport war zu entnehmen, daß es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, die eigenen Kinder im eigenen Kreis zu betreuen.

Anschließend erläuterte der Regionalleiter der ambulanten Jugendhilfe Plön die Prinzipien der Arbeit seiner Organisation. Ziel der ambulanten Hilfe ist, die Familien zu stärken, damit es den Kindern besser geht. Zusätzlich und ergänzend sollte jetzt ein stationäres Angebot geschaffen werden. Dabei sei eine Stadt besonders geeignet, da hier das Angebot der Schulen und Vereine gute Voraussetzung für eine Betreuung und Integration der jugendlichen bieten würde.
Vorgesehen war eine Einrichtung für 10 bis 12 Kinder und Jugendliche im Alter ab 12 Jahren, wobei der Altersdurchschnitt bei 14 – 16 Jahren gelegen hätte.
Letztendlich hätte sich aber gezeigt, dass die Einrichtung unter Berücksichtigung der Kosten mit 10 bis 12 Plätzen nicht wirtschaftlich zu betreiben ist. Daher würde die ambulante Jugendhilfe jetzt voraussichtlich versuchen, das Grundstück wieder zu verkaufen.

Herr Seligmann bedankte sich beim Regionalleiter der ambulanten Jugendhilfe für die wichtige Arbeit und appellierte, die Bürger zukünftig frühzeitiger am Informationsfluss zu beteiligen. Der Vertreter der ambulanten Jugendhilfe versicherte glaubhaft, dass er die Bedenken der Anwohner kenne und ernst nähme. Es sei üblich, dass die ambulante Jugendhilfe frühzeitig den Kontakt mit den Anwohnern suchen würde, um zu informieren und Ungewissheiten aus dem Weg zu räumen.

Ein anderer Anwohner fragte, wir sicher die Aussage ist, dass das Grundstück verkauft würde. Der Regionalleiter der ambulanten Jugendhilfe nannte 90 % und verwies darauf, dass dies die derzeitige Absicht sei, daß es aber sein könnte, dass ein anderer Träger die Fläche erwirbt.

Eine Anwohnerin fragte, was denn an Stadtheide so schön sei, dass man dort eine solche Einrichtung bauen wolle. Mit dem Haus sei das Grundstück so klein, dass man es nicht nutzen könnte, der benachbarte Spielplatz wäre nur für Kleinkinder geeignet, es sei doch auch viel schöner, wenn es ein paar Tiere gäbe und mit dem Fahrrad käme man auch nicht zur Schule.
Hierauf wurde erwidert, dass es keinen idealen Standort gäbe. Die Abgeschiedenheit auf dem flachen Land sei für die zu betreuenden Kinder und Jugendlichen nicht optimal, und ein Standort in der Stadtmitte hätte auch erhebliche Nachteile, da sich dort eine Szene aufhält, aus der man die Kinder und Jugendlichen heraushalten will.

Die Presse verschwand schon während der Sitzung, da die Feuerwehr mit mehreren Wagen und Blaulicht auf dem Marktplatz vor der Johanniskirche anrückte. Hier hatte sich die Dämmung der neuen Heizung entzündet, wobei der Brand gelöscht werden konnte.

Volles Haus

Nach der Einwohnerfragestunde verschwanden auch die Einwohner. Das von Frau Henninger (FWG) eingangs gelobte große politische Interesse schien erloschen, als das Thema, das persönliche Betroffenheit erzeugten, abgehandelt war. Frau Henninger äußerte Ihr Verständnis. Lediglich der FWG Kandidat nahm nach einer kurzen Abwesenheit wieder an der Sitzung teil.

Anschließend wurde die Zuschußrichtlinie für die Kinder- und Jugendarbeit beschlossen. Wir erinnern uns, dass der Anlauf von FWG, CDU und FDP, vor der Wahl noch einmal richtig Dampf zu machen, an der Wand endete. Die Absicht, Freilaufflächen für Hunde zu schaffen, wurde aus Kostengründen aufgegeben. Die Förderquote hätte 40,– pro Tier betragen. Die von FWG, CDU und FDP vorgeschlagene Änderung der Zuschußrichtline für die Förderung der Kinder- und JJugendarbeit hätte zu einer Kürzung der Zuschüsse auf 6,– Euro pro Kind geführt. Diese für einige Vereine existenzbedrohende Streichung konnte durch den vehementen Widerstand der SPD Fraktion verhindert werden. Die Fraktionsvorsitzenden haben sich danach zusammengesetzt und unter maßgeblicher Mitwirkung von Thorsten Pfau (SPD) den nun gemeinsam verabschiedeten Entwurf erarbeitet. Darin wird ein Fördersatz von 10,– Euro pro Kind festgelegt, Vereine, die sich am Kinderferienprogramm beteiligen, erhalten 100,– Euro. Damit besteht für die Vereine nun Planungssicherheit.
Ich habe in der Diskussion noch meine Zufriedenheit geäußert, dass für die Vereine keine Kürzungen mehr zu befürchten sind, Frau Killig (FDP) brachte Ihre Zufriedenheit zum Ausdruck, dass nun auch die Kinder gefördert werden, die, wortwörtlich: „Flöte spielen oder tanzen.“

Die heutige Sitzung hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, die Bürger frühzeitig zu informieren. So lässt sich vermutlich die Gefahr reduzieren, dass Ungewissheit und Angst entstehen. Leider stellt sich hier die Frage: „Wurden hier Kinder und Jugendliche stigmatisiert, um politische Ziele zu erreichen?“

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