Kneipensterben

In der heutigen KN äußert sich ein Bürger in einem Leserbrief zum Thema Kneipensterben in Plön und bezieht sich dabei auch auf den Beitrag der KN vom 3. Januar, in dem über das Zerwürfnis des Eigentümers des zum Verkauf stehenden Gebäudes und des Pächters des „Prinzen“ berichtet wurde. Völlig zu Recht beklagt der Autor, daß die Innenstadt damit einen wichtigen Anziehungspunkt verloren hat.

Es ist allerdings eine Fehleinschätzung, wenn er zu der Bewertung kommt, daß eine gut geführte Gastronomie einen höheren Stellenwert hat als ein neues Einkaufszentrum in der Stadtgrabenstraße. Beide Betriebe würden sich im Branchenmix der Innenstadt gegenseitig ergänzen und voneinander profitieren.

Leider gibt es hier kaum aktive Einflussmöglichkeiten der Politik und der Verwaltung. Der Eigentümer kann in über sein Eigentum verfügen, die Vertragsgestaltung mit seinem Pächter unterliegt dem Privatrecht. Auch über das Verwaltungsrecht sehe ich keine Möglichkeit, in irgendeiner Form konstruktiv Einfluß zu nehmen. Und aus der Eigentumsverpflichtung des Grundgesetzes lässt sich auch keine Verpflichtung zum Betrieb einer Gaststätte ableiten, so wichtig es auch für das soziale Leben in Plön auch wäre. Das Instrumentarium der Stadt beschränkt sich damit auf Gespräche mit den Beteiligten, was aber vor dem Hintergrund des öffentlich bekannten Zerwürfnisses nach meiner Einschätzung wenig Aussicht auf Erfolg hätte. Der Versuch wäre es aber wert. Wirtschaftsförderung und Tourismus fällt in den Zuständigkeitsbereich des Hauptausschusses, hier wäre dessen Vorsitzender, Herr Hagen (CDU), gefragt.

Die Schließung des „Prinzen“ und die Annahme, daß Räume in einem Gebäude, das zum Verkauf steht, nur schwer zu verpachten sind, lassen leider keinen optimistischen Ausblick zu. Dies wirkt umso schwerer, wo es in der Gerüchteküche brodelt, daß es im Verhältnis zwischen dem Pächter und Verpächter des Restaurants „Alte Schwimmhalle“ auch knirscht. Ich persönlich bin sehr gerne in der Schwimmhalle zu Gast. Nicht nur, weil mir das Essen schmeckt und die Atmosphäre sehr angenehm ist, sondern auch, weil der Wirt das Kulturangebot in unserer Stadt mit seinem Konzertprogramm bereichert. Vielleicht stört sich der Verpächter an der Art der Musik oder daran, daß im Biergarten ein Pavillon länger stand als vorgesehen, aber es wäre schade, wenn hier die nächste Gaststätte schließt und damit ein Betrieb, der auch ausbildet, verloren geht.

Zu guter letzt möchte ich noch auf das „Stadtmarketing“ eingehen, daß als Instrument der Stadtentwicklung bezeichnet wird. Das Stadtmarketing Plön am See e.V. (SpaS) ist ein eingetragener Verein, der sich 2005 aus der Ortshandwerkerschaft, der ZiP (Zukunft in Plön e.V.) und dem Handels- und Gewerbeverein gebildet hat. Nach eigenen Angaben ist „ … die Förderung des Gesamtstandortes Plön am See und die Erhöhung der Attraktivität der Stadt mit all ihren Angeboten und Leistungen für ihre Bürger, für die Wirtschaft und für die Besucher.“ Ziel des Vereins. Es handelt sich also nicht um eine demokratisch legitimierte öffentliche Institution, sondern Interessenvertretung der Wirtschaft, eine Lobby, die in erster Linie die Interessen ihrer Mitglieder vertritt, die in vielen Bereichen mit den öffentlichen Interessen übereinstimmen, in anderen Bereichen aber möglicherweise nicht.

Die Einbindung einer Interessenvertretung in den politischen Meinungsbildungsprozess kann durchaus sinnvoll sein, um mit den Betroffenen gemeinsam eine tragfähige Lösung zu finden, sie ist aber kritisch zu bewerten, wenn Einzelinteressen gegen die öffentlichen Interessen durchgesetzt werden sollen.
Das Stadtmarketing ist damit kein Instrument der Stadtentwicklung, seine Anregungen und Bedenken werden aber gerne aufgenommen und berücksichtigt.

In vielen Bereichen ist das Wirken des SPaS positiv zu bewerten, etwa in der Zuarbeit zu der Überarbeitung der Gestaltungssatzung für die Innenstadt oder bei der Durchführung der verschiedenen Veranstaltungen, die z.T. gemeinsam mit der Stadt durchgeführt oder von der Stadt gefördert werden.
In anderen Fällen kann die Einbindung des SPaS in den Willensbildungsprozess durchaus kritisch bewertet werden. Bei der Entwicklung des Einzelhandelskonzeptes wurde das Stadtmarketing als einzige Interessenvertretung, dafür aber schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt, beteiligt. Leider habe ich hier den Eindruck gewonnen, daß die Vorstellungen des SPaS von Anfang an auf der Linie der Linie der Macher lagen und man sich gegenseitig in eine ganz bestimmte Richtung gedrängt hat. Wenn die Vorsitzende behauptet, Plön sei gut versorgt, weil die Handelszentralität einen Wert von über 100 hat, dann stimmt das nur so lange, wie man dabei völlig außer Acht läßt, daß das für einen Ort wie Plön, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit seine Bedeutung für die Versorgung des Umlandes betont, völlig normal ist. Eben weil viele Bewohner des Umlandes noch bei uns einkaufen. Viel bedenklicher sollten die zunehmenden Kaufkraftabflüsse stimmen. Der Kaufkraftabfluß in den Internethandel ist schwer zu stoppen, gegen den Abfluß von Kaufkraft nach Kiel, Schwentinental und Eutin kann man aber durch eine attraktive und zeitgemäße Ausweitung des Angebotes etwas unternehmen. Hier hätte ich etwas mehr Weitblick erwartet. Mir scheint, die Perspektive des SPaS ist zu sehr auf den Erhalt des Bestandes gerichtet. Es ist zwar eine Edelbinsenweisheit, aber: „Stillstand ist Rückschritt.“ Das Stadtmarketing tut im Einzelnen viel Gutes, echte Impulse für die Stadtentwicklung kann ich aber nicht erkennen.

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