Ich bin denn mal wieder da

Gestern abend habe ich mir HaPe Kerkelings Jacobswegschmonzette „Ich bin denn mal weg“ angesehen. Meine Erwartungshaltung wurde nicht enttäuscht. Der Film ist eine esoterisch-christliche Selbstfindungsgeschichte, angereichert mit einigen gelungenen und einigen weniger gelungenen Scherzen. Ja, ich gebe zu, ich habe ab und an gelacht und mich mindestens so gut unterhalten gefühlt wie bei Star Wars Episode VII. Mehr gibt es zu dem Film dann auch nicht zu sagen.

Ich war übrigens bereits 1980 in Santiago de Compostella, dem Zielpunkt des Pilgerweges. Allerdings nicht als Wanders- sondern als Seemann auf Landgang. Leider konnte ich den Dia-Kasten auf die Schnelle nicht finden, sonst hätte ich hier ein Bild eingefügt. Die Stadt sah seinerzeit ziemlich fertig aus. Ihr haben der Status als Weltkulturerbe und der Pilgertourismus vermutlich gut getan.

Ansonsten geht mir der Jacobsweg-Hype schon lange auf die Nerven, aber weil ich früher selber einige Fernwanderungen gemacht habe, interessiert mich das Thema Wandern doch noch. Daher werde ich mir dann auch „Picknick mit Bären“ ansehen. Bill Brysons gleichnamiges Buch ist die letzte Belletristik, die ich gelesen habe. Seither überlege ich, ob ich nicht wieder anfangen sollte zu Wandern. Immerhin verläuft der Europäische Fernwanderweg 6 keine 100 Meter von meiner Haustür entfernt.

Ein Gedanke zu „Ich bin denn mal wieder da

  1. Ich war 1973 mit meiner späteren Ehefrau auf Teilen des Jacobswegs unterwegs. In Galicien traf man auf Feldarbeit mit der Hacke und die Bauernwagen hatten Vollscheibenräder.
    Santiagos Reize wurden uns von “Frans Turismo”, einem ehemaligen Professor für Kunstgeschichte vermittelt. Er sprach übrigens, was man so spricht: Englisch, Französich, Italienisch, Deutsch, Portugiesisisch, Holländisch. Schwedisch, Dänisch, Norwegisch, Polnisch, Hindi, chinesich, malayisch und zur Not etwas Pidgin ( Quelle. ein Reisebuch aus den 70ern).

    Der Zauber der Stadt – nicht nur der Kathedrale – vermittelt sich allerdings auch ohne Führung, die zu den Ansichten dann die Kenntnisse besorgt.
    Für uns ein weitere Höhepunkt war allerdings Santa Maria del Sar, eine kleine Vorortkirche, rein romanisch aus dem 12.Jahrhundert. Der uns die Tür zwischen hohen Mauern öffnende Mönch stellte uns einige Fragen nach Herkunft und Interesse und ließ uns dann in der windschiefen kleinen Kirche und dem Kreuzgang, in dem geöffnete Sarkophage mit alten lateinischen Inachriften standen, allein.
    Gespräch, Stimmung und Eindrücke haben in dieser halben Stunde mein Gefühl für die kuturelle Bedeutung des Christentums nachhaltig beeinflusst. Filme können das sicher nicht vermitteln.
    Auf dem Rückweg in Santillana del Mar ( wo es nicht auffiele, wenn Gil Blas im Kostüm der Zeit um die Ecke käme ) konnten wir noch die jetzt geschlossene steinzeitliche Originalhöhle von Altamira besichtigen, der Kunstdruck eines Widders hängt heute noch zwischen meinen “Hausheiligen”.

    Der ” Camino” mit seinen Höhepunkten steht im Rang den kuturellen “Highlights” in Europa in nichts nach, aber er hat eines voraus, man meint die Zeit nachzuempfinden und die immense konstitutive Bedeutung dieses rituellen Pilgerpfades – hat auch etwas mit europäischem Bewußtsein zu tun !

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