Gegenwind für ein Windkraftwerk

Die Bürgervosteherin hatte in einer der letzten Ratsversammlungen erwähnt, dass auf dem Gelände des Klärwerkes Tweelhörsten ein Windkraftwerk errichtet werden soll. Ziel des Vorhabens ist, damit einen Teil der Energie zu erzeugen, die das Klärwerk benötigt.

Den Ansatz finde ich vom Prinzip sehr gut, aber den Standort halte ich für hoch problematisch.
Meine ablehnende Haltung will ich gerne begründen:

1. Aspekte des Landschaftsschutzes.
Wenn sich ein Bauwerk in die Landschaft „duckt“ dann ist es das Klärwerk. Die bestehende Anlage ist weder vom Kleinen Plöner See aus noch von der B 76 aus gut zu erkennen.
Das ist so, obwohl das Klärwerk auf einer Halbinsel mehr oder weniger mitten im See liegt.
Die Plöner Seenplatte und die Schwentine sind in eine Landschaft eingebettet, die im Vergleich zu anderen Gewässern noch relativ naturbelassen ist. Ich mag mir nicht vorstellen, dass an an einem solch exponierten Standort eine Windenergieanlage – und sei sie nur 40 Meter hoch – entstehen soll. Zum Vergleich, der Parnaß-Turm ist mit 20 Metern (Höhe der Aussichtsplattform) gerade einmal halb so hoch. Eine Windenergieanlage an dieser Stelle würde das Landschaftsbild massiv beeinträchtigen.
Hinzu kommt, dass möglicherweise weitere Bauten im Rahmen der Errichtung eines Nahwärmekraftwerkes an dieser Stelle zu erwarten sind. Über die Größe dieser Anlagen liegen noch keine Informationen vor. Es gibt auch keine Zeichnungen. Wird der Bau – es würde sich im Prinzip um einen Industriebau handeln – erstellt, dann stellt das einen unverzeihlichen Eingriff in das Landschaftsbild dar.
Das Bauwerk wäre von der Seestraße, vom Ascheberger Parkplatz und vermutlich sogar von der Appenrader Straße aus zu sehen. 

2. Aspekte des Naturschutzes
Das Flora Fauna Habitat Gebiet „Seen des mittleren Schwentinesystems und Umgebung“ ist eines der größten und bedeutendsten Gebietedieser Art in Schleswig Holstein. Das Klärwerk ist von dem FFH-Gebiet an 3 Seiten umgeben. Es liegt quasi mittendrin. Eines der wesentlichen Schutzziele ist der Vogelschutz, insbesondere im Hinblick auf den Vogelzug. Zwar sind Windräder für Vögel bei weitem nicht so gefährlich wie Glasscheiben, Hauskatzen oder der Straßenverkehr, aber meines Wissens stehen sie an vierter oder fünfter Stelle der Vogelkiller. Mit mehreren Seeadlerhorsten ist unser Seensystem zudem ein bedeutender Lebensraum für diese seltenen Greifvögel. Neuerdings lassen sich hier auch Kraniche beobachten.
Weil das Klärwerk Tweelhörsten unmittelbar an das  FFH-Gebiet angrenzt und der Bau eines Windrades mit den Schutzzielen des FFH-Gebietes nicht vereinbar ist,  kommt er aus meiner Sicht nicht in Frage.

3. Aspekte des Tourismus
Die Aspekte des Tourismus sind eng mit denen des Landschaftschutzes verknüpft. Die Halbinsel, auf dem das Klärwerk liegt, ragt tief in den Kleinen Plöner See hinein. Ein Windrad auf dem Klärwerksgelände wäre von allen Punkten des Wasserwanderweges Schwentine aus zu sehen. Bereits beim Verlassen des Stadtsees würde man genau auf das unübersehbare Windrad zufahren.
Das gleiche gilt, wenn man die Strecke über den Mühlensee nimmt. Sobald man in den Kleinen Plöner See einfährt, hat man das Windkraftwerk vor Augen. In beiden Fällen fährt man direkt auf das Windrad zu und passiert es in einem Abstand von weniger als 600 Metern.
Auch wenn man von Wittmoldt kommend den Wasserwanderweg Schwentine befährt, hat man das Windrad direkt vor Augen und fährt darauf zu.
Man kann sich bemühen wie man will, den Wasserwanderweg zu attraktiveren, mit dem Bau der Windkraftanlage entwertet man alle diese Bemühungen.

4. Aspekte der Naherholung.
Neben einem Wohnhaus liegen innerhalb eines 400 Meter Umkreises um einen möglichen Standort die Betriebsstätten des Klärwerkes, der sozialen Einrichtung „Land in Sicht“, und der Kompostplatz des Kreises. Besonders zu erwähnen ist auch die Kleingartenanlage Tweelhörsten. Kleingärten sind völlig unterbewertete Naherholungflächen. Mich würde interessieren, ob eine*r der Verantwortungs- und Entscheidungsträger*innen dort einen Kleingarten bewirtschaften wollte. 

Offenbar ist den Verantwortungs- und Entscheidungsträger*innen des Verwaltungsrates der AöR die Problematik durchaus bewußt. Nach meiner Bewertung wird dem Bau des Windrades selbst in diesem Kreis nur eine geringe Aussicht auf Erfolg eingeräumt. Es herrscht wohl die Auffassung vor, dass hier so still und heimlich wie möglich vorgegangen werden sollte, um die Erfolgsaussichten nicht noch weiter zu schmälern. Insgeheim scheint es Personen zu geben, die nach außen hin das Vorhaben befürworten, aber insgeheim hoffen, dass die Untere Naturschutzbehörde (UNB) das ganze stoppt. 

2 Gedanken zu „Gegenwind für ein Windkraftwerk

  1. Danke für die transparente Abwägung verschiedener Aspekte. Genau das wünscht man sich von politischen Vertretern der Bürger.

    Leider kann man jedoch nicht erkennen, dass Klimaschutz in Ihrer Abwägung ein relevanter Aspekt war. Es entsteht so ein sicherlich falscher Eindruck der möglicherweise als “Klimaignoranz” missverstanden werden kann.

    Es wäre super, wenn Sie dies klarstellen könnten, ggf. ergänzt um eine entsprechende Aussage zum eigenen Lösungsansatz, woher dann die notwendige fossilfreie Energie kommen soll. Welche Alternativen zur Windradlösung am o.g. Standort möchten Sie z.B. stärken oder entwickeln?

    Ggf. könnte ergänzend auch die Einrichtung einer Kategorie “Klimaschutz” auf dieser Seite Sinn machen, weil die Lösung des Entwicklungsproblems zur Klimaneutralität sicherlich ein Top-Thema der Stadtentwicklung mit hohem öffentlichen Interesse an der konkreten Lösungsarbeit der politischen Vertreter ist.

  2. Moin,
    wäre ich ein Klimaignorant, hätte ich mir jetzt nicht gerade eine PV-Anlage auf das Dach gesetzt.

    Die Erzeugung von Energie aus regeneriert Quellen wie Wind und Sonne ist aus meiner Sicht der richtige Weg. Das geht einher mit der Reduzierung des Energieverbrauches. Daraus leiten sich Maßnahmen auf allen Ebenen ab.
    So sollte man auf jeden Fall sein individuelles Konsumverhalten überprüfen. Ständig wechselnde Mode verbraucht nicht nur Ressourcen, für ihre Herstellung ist auch Energie erforderlich. Hier besteht ein erhebliches Einsparpotential. Heizen, Warmwasser, … bietet auf persönlicher Ebene viel Potential. Das gilt auch für die Mobilität.
    Eine benzinsparende Fahrweise liegt in der Verantwortung jedes*r Fahrer*in.
    Dazu kommt die Möglichkeit, auf individueller Ebene initiativ zu werden. PV-Anlagen auf dem eigenen Haus oder Balkon-PV-Anlagen sind einige Möglichkeiten, auch individuell zur Energieerzeugung beizutragen.
    Das reicht natürlich nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. Auf kommunaler Ebene sehe ich etliche Handlungsmöglichkeiten. Eine könnte sein, die Hauseigentümer*innen zu motivieren, zur Energieversorgung beitragen. So wäre ich dafür, das PV-Anlagenverbot aus dem Bebauungsplan für Stadtheide zu streichen.
    Wie das sozialökologische Bündnis Plön ausführt, hätten die Plöner Dächer noch sehr viel Potential. Diese Potential zu heben könnte auch eine Aufgabe für die Stadtwerke Plön sein. Kommunale Planung muss man aber auch über die Grenzen der eigenen Gemeinde denken. So habe ich letzte Woche im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt angeregt einmal auszuloten, ob sich die Stadtwerke am PV-Feld der Gemeinde Wittmoldt beteiligen will. Das liegt gerade mal zwei Kilometer vor den Toren der Stadt. Der Strom könnte über eine eigene Leitung zum Klärwerk geführt werden. Auf große Begeisterung bin ich nicht gestoßen, weil das etwas komplizierter ist als auf dem eigenen Acker gegenüber das Landschaftsbild mit PV-Anlagen zu verschandeln. Auch in Sachen Windenergie hatte ich vorgeschlagen, sich an einem der nahegelegenen Windparks zu beteiligen. Das wurde aber mit dem Hinweis verworfen, dass man den Strom nicht selber direkt nutzen kann. Er muss in das Netz eingespeist und dann lokal entnommen werden. Die Einspeisevergütung ist aber deutlich niedriger als der Abnahmepreis. Zudem sei diese Lösung nicht innovativ und wird nicht finanziell gefördert.
    Auf Kreis- und Landesebene muss eine Raumordnung erstellt werden, die alle Aspekte – auch Landschaftsschutz, Tierschutz und vor allem auch den Schutz der Menschen vor Emissionen mit berücksichtigt. Daher unterstütze ich es ausdrücklich, dass Flächen ausgewiesen werden, die z.B. für die Errichtung von Windenergieanlagen geeignet sind. Das gilt im Grunde genommen auch für PV-Anlagen, die sich jetzt allerorten in der Wildwuchsphase befinden.
    Auf Bundes- und Landesebene muss auch dafür gesorgt werden, dass das Leitungsnetz für regenerative Energien ertüchtigt wird. Es ist im Grunde genommen ein Skandal, dass die Nord-Südtrasse für Strom nach ich weiß nicht wie vielen Jahren immer noch nicht fertig gestellt ist, obwohl es dafür eine gesetzliche Verpflichtung gibt. Darüberhinaus wäre das Problem der Zwischenspeicherung ernsthaft anzugehen.
    Was ich sagen will, es gibt Handlungsfelder auf allen Ebenen. Man löst das aber nicht, indem man sich ohne Rücksicht auf andere Schutzgüter auf einzelne Maßnahmen konzentriert und diese ausschließlich unter dem Aspekt “regenerative Energien” betrachtet. Man muss einfach akzeptieren, dass es Standorte gibt, die geeignet sind und solche, die ungeeignet sind.

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