Besuch in Hamburg

Ich habe gerade Urlaub und bin aus verschiedenen Gründen nicht verreist. Daher nutze ich jetzt die Gelegenheit, Sehenswürdigkeiten in der Region zu besuchen, wo man sonst das ganze Jahr über nicht zu kommt. Gestern war das Internationale Maritime Museum in Hamburg dran. Da es im Vorfeld der Museumseröffnung Kritik an Peter Tamm und den Inhalten der Ausstellung an sich gegeben hat, wollte ich mir hierzu selbst ein Bild machen, zumal mich maritime Inhalte durchaus interessieren.

Vorweg: Der Funke ist nicht übergesprungen, auch wenn die Sammlung selber aufgrund ihres Umfanges und aufgrund einzelner Ausstellungsstücke durchaus beeindruckend ist. Beeindruckend ist auch der Bau selber und seine innenarchitektonische Gestaltung als Rahmen für die Präsentation.

Schön präsentiert

Schön präsentiert

Schon bei der Ankunft kam mir die Ausstellung sehr hanseatisch, also gediegen, aber nicht protzig vor. Die klare Gliederung der Etagen nach einzelnen Themenbereichen ließ die Hoffnung auf eine klare Konzeption bei der Darstellung der Themenbereiche erwarten. Leider wurden meine Erwartungen diesbezüglich nicht erfüllt.

Dies gilt zum Teil für die zivilen Anteile der Ausstellung, aber besonders für die Anteile, in denen militärisch geprägte Inhalte dargestellt werden.  So erscheint mir der Raum, den die zahlreichen Hieb- Stich und Schußwaffen, doch deutlich zu groß bemessen und für ein internationales maritimes Museum nur mäßig relevant. Ehrlichgesagt erschließt sich mir nicht, welchen übergeordneten maritimen Bezug die Sturmgewehre G3 oder AK 47 haben, und diese beiden seien nur beispielhaft genannt. Dafür kommt die fachliche Auseinandersetzung etwa mit der Flottenrüstung im Vorfeld des Ersten Weltkrieges oder die Kanonenbootpolitik zur Durchsetzung wirtschaftlicher Ziele zu kurz oder gar nicht vor. Ähnlich – und da diskreditiert sich die Sammlung selbst- verhält es sich auch mit der Ausstellung von Stücken aus der Zeit des Dritten Reiches. Zahlreiche Orden und Ehrenzeichen – mit Hakenkreuz versteht sich – werden an hervorgehobener Stelle präsentiert und laden den interessierten Besucher ein, sich die Nase an der Scheibe plattzudrücken (ehrlich, ich habe mehrere davon gesehen, und so viele Besucher waren gar nicht da). Das gilt auch für den Großadmiralsstab des Großadmiral Dönitz.

Der fragliche Großadmiralstab

Der fragliche Großadmiralsstab

Dafür bleiben wirtschaftspolitische  und militärstrategische Aspekte (z.B. die Rolle der Hanse – eine für die Hansestadt Hamburg besonders interessante Thematik – oder maritime strategische Überlegungen während des Zweiten Weltkrieges – z.B. die Unterbrechung des Nachschubs für England über den Atlantik oder die ebenfalls über den Atlantik und das Nordmeer laufende Unterstützung für die Sowjetunion) oder der Seekrieg der Amerikaner und Japaner im Pazifik (Midway war für die Japaner, was Stalingrad für die Deutschen war) – weitgehend unbeachtet. Auch bedeutende oprative Ereignisse wie die Besetzung Norwegens (Operation Weserübung), die Landung der Alliierten in der Normandie oder die Evakuierung der deutschen Flüchtlinge über die Ostsee werden nicht erwähnt oder sind so ausgestellt, daß sie mir bei meinem 4-stündigen Aufenthalt nicht aufgefallen sind. Die seit dem Zweiten Weltkrieg entscheidende Bedeutung des Seekrieges aus der Luft wird ebenfalls nicht thematisiert.

Um hier nicht in eine Kritik zu geraten, ausschließlich militärische Punkte aufzugreifen und in Details abzugleiten, bleibt zu erwähnen, daß die Themen Fischerei / Walfang und wirtschaftliche Nutzung des Meeresboodens sowie die damit verbundenen Probleme – also Themen mit maritimen Bezug – im wesentlichen unberücksichtigt bleiben.

Alles in allem ist die Ausstellung der Sammlerstücke aus meiner Sicht nur im Ansatz geeignet, dem Betrachter einen Eindruck von der Bedeutung der zivilen und militärischen Seefahrt und des Seehandels in der Vergangenheit und der Gegenwart zu vermitteln. Übergreifende Zusammenhänge werden nur teilweise aufgezeigt und nur ansatzweise erklärt. Da ist das Deutsche Schifffahrtmuseum in Bremerhaven – auch ohne die Außenausstellung – oder die Sammlung des Militärgeschichtlichen Ausbildungszentrums an der Marineschule Mürwik informativer. Von der Aufbereitung der Themen haben mir auch das Marinemuseum in Karlskrona und ARQUA in Cartagena besser gefallen, wobei deren Themenschwerpunkte mit denen eines Internationalen Maritimen Museums nur zum Teil deckungsgleich sind.

Um jetzt nicht an allem rumzunögreln, noch drei Dinge, die mir gefallen haben:

1. Das größte Legoschiff der Welt:

Das größte Schiffsmodell aus Legosteinen

Das größte Schiffsmodell aus Legosteinen

und das DECCA – Gerät, eine Navigationshilfe, die ich noch aus den Anfangstagen meiner Seefahrtzeit kenne:

Seit 10 Jahren abgeschaltet: die DECCA Kette.

Seit 10 Jahren abgeschaltet: die DECCA Kette.

Sehr interessant war auch der Film über die Unternehmungen des chinesischen Admirals Zheng He. Seine Entdeckungsfahrten waren mir zwar bekannt, der Umfang seiner Flotte mit einer ausgefeilten Logistik (Schatzschiffe, Vielhransporter, Tankschiffe für Trinkwasser und sogar “Gartenschiffe, auf denen Soja als Mittel gegen den Skorbut angebaut wurde) und die politschen Hintergründe seiner Fahrten waren mir neu.

Der Weg durch zum Maritimen Museum führte durch die Speicherstadt

Speicherstadt Hamburg

Speicherstadt Hamburg

und durch die HafenCity

HafenCity und Elbphilharmonie

Irgendwie ist auch bei der HafenCity der Funken nicht übergesprungen. Und über die im Bau befindliche  Elbphilharmonie im Hintergrund gibt es auch nicht allzuviel Harmonisches zu berichten. Dafür mehr Disharmonisches. Im derzeitigen Bauzustand ist die Großartigkeit der Architektur jedenfalls noch nicht erkennbar. Aber das wird ja vielleicht noch. Soweit ich informiert bin, soll für das Gebäude bis jetzt auch keine abgeschlossene Statik existieren. Sie wird wohl von Stockwerk zu Stockwerk fortgeschrieben.

Seit ich im SteU sitze, gehe ich mit ganz anderen Augen durch Städte.

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