Der Einfluß des Internets hat sich in den vergangenen Wochen deutlich gezeigt. Immer wieder wird die Bedeutung von sogenannten sozialen Netzen wir facebook und twitter hervorgehoben, wenn es darum geht zu erklären, wie die Bürger in Kairo und Tunis ihren Protestaktionen koordinieren, ihre Ansichten verbreiten und ihre Regierungen stürzen konnten. Möglicherweise wird die Bedeutung von facebook und Co. auch überbewertet. Die SOLIDARNOSC in Polen und die friedliche Revolution in der DDR 1989 haben gezeigt, daß Proteste auch ohne Internet zu gesellschaftlichen Umbrüchen führen können.
Im Moment bekommt der deutsche Verteidigungsminister die ganze Macht des Netzes zu spüren.
Während die Berichte der Medien in den letzten Tagen noch überwiegend von drei oder vier Zitaten berichteten und die KN von Heute meldeten, daß „die Zahl der Autoren, von denen der CSU Politiker abgeschrieben haben soll, … inzwischen auf 15 gestiegen“ sei, organisierte sich im Netz die Plattform guttenplag.wiki. Hier haben die Nutzer die Möglichkeit, das Original der Arbeit herunterzuladen und sich selber auf die Suche nach Plagiaten machen. Mit Stand von Heute, 17:44 Uhr werden dort 118 von 408 Seiten aufgeführt, auf denen sich nicht oder nicht korrekt als Zitat aufgeführte Textstellen befinden sollen. Gleichzeitig wird auch betont, daß die Liste keinen Anspruch auf Vollzähligkeit oder Richtigkeit erhebt. Sofern auch nur die Hälfte der Fälle tatsächlich korrekt sind, muß allerdings der Eindruck entstehen, daß es sich hier eher um ein systematisches Phänomen als um ein paar bedauerlichen Fehler handelt.
Zusätzlich kann der Umgang mit der Presse als unglücklich angesehen werden. Eine Erklärung gegenüber einem exklusiven Kreis ausgewählter Journalisten muß die nahezu zeitgleich versammelten Kollegen auf der Bundespressekonferenz natürlich auf die Palme bringen. Dies schlägt sich ebenfalls sofort im Netz nieder, wie dieser Beitrag der Online Ausgabe der Süddeutschen Zeitung oder der Beitrag der FAZ Online zeigt.
Der Hinweis der Universität Bayreuth auf die Veranstaltung „Geistiges Eigentum und Gemeinfreiheit“ im Rahmen des Graduiertenkollegs wirkt da schon wie Realsatire. Natürlich versucht sich natürlich auch der Ein oder Andere mit mehr oder weniger gelungenen Beiträgen in Sachen Satire, wobei jeder Bezug auf den Tod von Dr. Uwe Barschel nicht nur geschmacklos, sondern menschenverachtend ist.
An diesem Beispiel wird das Spannungsfeld von Freiheit im und Kontrolle des Netzes deutlich. Hier zeichnet sich ein ungelöstes Problem ab, das letztendlich zur Gründung der Piratenpartei geführt hat.
Meinen Beitrag aus dem GA verschiebe ich erst einmal auf morgen.