Dienstag, 11. Oktober

Heute stand wieder eine Wanderung auf dem Programm. Veranschlagt waren vier Stunden. Es sollten fünf daraus werden, und daher fiel die für den Nachmittag geplante Kanutour ins Wasser. Zu Beginn ging es den schon vom Vortag bekannten Weg entlang, diesmal allerdings ohne Regen, was auch ganz schön sein kann und ganz neue Eindrücke ermöglicht. Die ersten hundert Meter führen durch den Sekundärwald. Dieser Bereich war früher abgeholzt, die Natur konnte sich aber in den letzten 35 Jahren neu entwickeln. Der Primärwald ist deutlich älter, einzelne Bäume können bis zu 500 Jahre alt sein. Anders als der Regenwald am Amazonas gibt es im Atlantischen Regenwald eine ausgeprägte Busch- und Strauchschicht.

2011_10_11_01_strauchschicht
Die größten Bäume werden bis zu 30 Metern hoch. Anders als am Amazonas liegt dieser Regenwald in einem ausgesprochen bergigen Gelände, so daß die Sonne aus verschiedenen Einfallwinkeln bis auf den Boden trifft. Dies ist im Regenwald am Amazonas anders. Hier ist der Boden eher flach und die Bäume, die am höchsten wachsen, haben die besten Voraussetzungen im Überlebenskampf. Der Weg führte auf und ab, und obwohl die Temperaturen mit ca. 25 C noch recht moderat waren, kam ich anständig ins Schwitzen. Lohn der Anstrengungen war ein Wasserfall, der in eine Schlucht stürzte. Der Blick auf die gegenüberliegende Wand mit ihrer Vegetation war sehr beeindruckend.

2011_10_11_02_schlucht
Ich wäre gerne etwas länger geblieben, aber die Zeit war schon knapp. Zu den Tieren, die wir gesehen haben, gehörten zwei Schlangen,

2011_10_11_03_jararaca
Blattschneideameisen, ein Käfer sowie einige Spinnen, von denen eine zeitweise als Schwarzfahrer auf meinem Rucksack mitgereist ist.
Durch den Regen der vergangenen Tage war der Boden recht feucht, und da ich die meiste Zeit über das Schlußlicht tragen mußte, war der Boden schon recht ausgetreten und matschig. Die letzten Meter waren dann bekannt und man fühlt sich im Regenwald schon fast zu Hause.
Abends gab es dann noch einen Nachtrag zum Thema Kriminalität.
In den Jahren vor 1888 haben sich entlaufenen Sklaven in eigenen Orten zusammengefunden. Die Möglichkeiten, den Lebensunterhalt zu erwirtschaften, waren sehr eingeschränkt. Daher gehörte Stehlen zum Alltag. Die Dinge, die nicht selber verwendet wurden, wurden dann verkauft. Da die entflohenen Sklaven keine klare Vorstellung vom Handelswert der Güter hatten, wurden diese zum Teil weit unter Preis angeboten. Viele Gutsbesitzer warben deshalb die entlaufenen Sklaven an, bei Ihren Nachbarn einzubrechen oder Vieh zu stehlen, quasi Einbruch auf Bestellung. Daraus resultierte eine Einstellung zum Diebstahl, die z.T. bis heute noch Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben haben soll.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert