Montag, 10. Oktober

Das Programm begann mit einer längeren Busfahrt. Ziel war eines der ältesten Gebäude des Landes, die Zuckerrohrplantage „Rosario“ aus dem Jahr 1776.

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Nach Ende des brasilianischen Goldrausches Mitte des 18. Jahrhunderts zogen die Pioniere aus dem Landesinneren zurück in Richtung Küste und begannen mit dem profitablen Anbau von Zuckerrohr. Dabei kamen auch afrikanische Sklaven zum Einsatz. Die Zuckerproduktion lief bis Mitte des 19. Jahrhunderts gut. Möglicherweise hatte die Industrialisierung der Landwirtschaft und die Einführung der Zuckerrübe in Europa einen Einfluß auf den Niedergang des Zuckeranbaus in Südamerika, das müßte ich aber noch einmal nachlesen.
Der Zuckeranbau wurde durch Kaffeeanbau abgelöst, der aber auch nicht länger durchgehalten und um die Jahrhundertwende durch Keramikproduktion ersetzt wurde.
Juan konnte die Kolonialgeschichte anhand der wenigen auf dem Bild dargestellten Gegenstände anschaulich erklären.

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Nach Beendigung der Sklaverei im Jahr 1888 kam es zu einer Zuwanderung italienischer Gastarbeiter, die allerdings aufgrund ihres im der Heimat gewachsen Selbstbewusstseins nicht lange auf den Farmen arbeiteten und deren Nachfahren heute viele der örtlichen Cafés und Restaurants betreiben. Ihnen folgten dann um 1900 die Japaner, die heute eine große Bevölkerungsgruppe in Sao Paulo bilden. Zeitgleich erreichte die deutsche Einwanderung ihren Höhepunkt, wobei unsere Landsleute den südlichen Landesteil bevorzugten. In den 30-er Jahren fanden ca. 50 000 deutsche Juden Aufnahme in Brasilien, nach 1945 dann auch noch ihrer Verfolger.
Die Plantage Rosario war Treffpunkt der brasilianischen Intellektuellen, die hier im Jahr 1871 die republikanische Partei gründeten, überwiegend Kaffeeplantagenbesitzer, die eine Beendigung der brasilianischen Monarchie und eine Gesellschaftsform mit größeren bürgerlichen Rechten einschließlich wirtschaftlichen Freiheiten anstrebten.
Heute bemüht sich ein Sohn der Besitzerfamilie um den Erhalt des historischen Gebäudes. Er versucht, den Unterhalt mit Tourismus zu bestreiten.
Wer gerne einmal unter einfachen Verhältnissen im alten Zuckerrohrspeicher übernachten möchte, kann es hier tun.

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Wir haben auf der Rosaria erst einmal einen ausführlichen Rundgang gemacht und hatten die Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch mit einem der Eigentümer, bevor es in der Halle des Hauses ein brasilianisches Mittagessen gab. Anschließend ging auf einen Ausritt. Ziel war eine alte Kaffeeplantage.

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Auf dem Rückweg wurde ich ein wenig übermütig und brachte mein Pferd zum galoppieren, was man nicht tun sollte, wenn man nicht reiten kann. Auf jeden Fall hat sich meine Meinung wieder einmal bestätigt, daß Pferde bösartige Wesen sind, die zu allen Seiten steil abfallen, vorne beißen, hinten treten und dem Seemann nach dem Leben trachten.

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