Samstag, 08. Oktober

Wir treffen morgens um 0430 in Sao Paulo ein. Die Schlange vor dem Schalter des Grenzbeamten schreckt zuerst ab, aber es geht dann doch zügig.
Sie Fahrt vom Flughafen über den mittleren Ring zieht sich. Die Metropolregion Sao Paulo hat 20 Millionen Einwohner, die Stadt ist von der Fläche her ungefähr so groß wie Schleswig Holstein. Obwohl es Samstag 0600 Uhr ist, herrscht schon relativ dichter Verkehr, trotz Fahrverbot sind zahlreiche LKW unterwegs. Unzählige Hochhäuser säumen die Straße.

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Die wachsende brasilianische Mittelschicht benötigt Wohnraum. Die rege Bautätigkeit war ein Grund dafür, daß das Land kaum Einschränkungen durch die Wirtschaftskrise zu erleiden hatte. Während bei uns in Deutschland bereits Plattenbauten abgerissen werden, schießen sie hier noch wie Pilze in den Himmel. Eine Eigentumswohnung kostet ca. 100 000,– Euro, die monatliche Miete beträgt 50,– bis 60,– Euro. Für die Bewohner von Favelas, so werden die Elendsviertel genannt, in denen die vielen Landflüchtigen aus dem Norden und Süden Brasiliens erst einmal unterkommen, wenn sie Ihr Glück in der Stadt suchen, werden kleinere Wohnmöglichkeiten geschaffen, die so genannten Singapuras, die für 10,– Euro im Monat vermietet werden.
Im weiteren Verlauf ging es am Sambadrom von Sao Paulo vorbei.

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Der Samba gehört zum Karneval wie der Karneval zu Brasilien. Die Sambaschulen haben bis zu 5000 Tänzerinnen und Tänzer, die zwischen den Tribünen hindurchziehen. Die Trommelgruppen – de Batteria sind das Herz der Sambaschulen, sie bestehen aus ca. 600 – 1000 Musikanten. Texte, Choreographie, Tänzer, Rhythmus, Farben und Kostüme bilden ein Gesamtkunstwerk, das immer ein Motiv zum Thema hat, z.B die Skaverei.
Weiter geht es auf der Autobahn, die auch von den Einheimischen Autobahn genannt wird, da sie von einem deutschen Unternehmen gebaut wurde und weiterhin unterhalten wird. Das Unternehmen wird durch das Recht, Maut einzuziehen, bezahlt.
Die Fahrt zieht sich und führt durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet, aber auch durch den Ort Sorocaba Campinas Achse, dem Silicon Valley Brasiliens, wo Masten und Flügel für Windkraftanlagen hergestellt werden.

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Die Turbinen kommen noch aus Deutschland. In Brasilien fehlen derzeit 800 000 qualifizierte Arbeitskräfte, die auch im Ausland gesucht werden.
Nach ca. 3 Fahrstunden erreichen wir den Ort Tapirai – Wasser für den Tapir.

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Es sieht immer noch nicht nach Regenwald aus. Hinter dem Ort geht ein Feldweg nach links ab. Nach wenigen Metern ändert sich die Vegitation. Endlich Regenwald. Zur Zeit der Entdeckung Südamerikas durch Spanier und Portugiesen gab es 14 000 000 Mio ha, heute sind gerade noch einmal 1 Mio. Ha übrig. Die Fläche wurde 1992 als UNESCO Bioreserve der Menschheit unter Schutz gestellt. Die Regierung bemüht sich mehr oder weniger erfolgreich, den Schutz umzusetzen.Wir erreichen unsere erste Unterkunft, die Regenwaldakademie Pousada Salve Floresta, eine Mischung aus Hotel- und Fortbildungsbetrieb.

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In einem Projekt wurden Landarbeitern die Grundsätze des ökologischen Landbaus vermittelt. Heute werden hier 700 bis 1000 Schülerinnen und Schülern aus der Umgebung die Grundzüge von Ökologie und Wasserkreislauf vermittelt. Dazu gehört auch die regelmäßige Kontrolle der Wasserqualität im nahegelegenen Fluß, der zum Einzugsgebiet der Wasserversorgung Sao Paulos gehört. In einem ca. 2-stündigen Rundgang haben wir das Gelände auf einem Lehrpfad für Schüler erste Informationen zur Ökologie des Atlantischen Regenwaldes erhalten.
Es gab reichlich Pflanzen und Tiere zu sehen. Besonders interessant waren der Leguan und zahlreiche Vögel. Die Kolibris ließen sich übrigens auch aus dem Pool heraus beobachten.

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