Anfang April setzte Verkehrsminister Ramsauer das Unwort vom “Kampf-Radler” in die Welt.
Damit waren sicher nicht die Soldaten der Radfahrtruppe der Schweizer Armee gemeint, die noch bis zu ihrer Auflösung vor wenigen Jahren über dienstliche Fahrräder verfügten.
Mittwoch morgen beim Bäcker stach mir die Titelseite der Hamburger Morgenpost ins Auge:
“Die fünf größten Ärgernisse für Radfahrer“. Da ich öfter mit dem Fahrrad fahre, kaufte ich das Blatt ausnahmsweise. Leider beschränkte sich die Berichterstattung auf fünf Hamburger Plätze, die besonders fahrradunfreundlich gestaltet sind. Ich bin von 1981 bis 1984 in Hamburg fast täglich mit dem Fahrrad die Strecke “Vom Schlump” nach “Wandsbeck” und zurück gefahren und kann die Beschreibungen, fast 30 Jahre später, nur bestätigen und ergänzen. Offenbar hat sich nur wenig gebessert.
Die Situation in Plön ist in manchen Bereichen ähnlich problematisch. Hierzu hatte ich bereits im Jahr 2010 berichtet.
Keinem Autofahrer würde man eine solche Verkehrsführung auf einer der Hauptachsen zumuten.
Das eigentliche Problem ist, daß in den Beiträgen und Kommentaren die Blinden sehr häufig von der Farbe reden.
Viele VerkehrsteilnehmerInnen nehmen als Fußgänger oder Autofahrer die Regelverstöße der Radfahrer wahr, ohne selber regelmäßig Fahrrad zu fahren oder ihr eigenen Verhalten zu betrachten. Das führt dann zu regelmäßigen, gegenseiteigen Schuldzuweisungen.
Der Radfahrer / die Radfahrerin wird in Deutschland von der Verkehrsplanung nach wie vor als Hindernis behandelt.
Das nicht ganz zu Unrecht viel beklagte „Überfahren“ roter Ampeln ist tatsächlich öfter zu beobachten. Die Ursache für dieses Verhalten ist einfach erklärbar. Ampelphasen sind entweder für Autos ausgelegt, die drei bis vier mal schneller fahren als Radfahrer oder für Fußgänger, die sich vier bis fünf mal langsamer bewegen als Radfahrer. Da die Ampelregelungen für Radfahrer in den meisten Fällen mit der Ampelregelung für Fußgänger übereinstimmen, müssten Fahrradfahrer regelmäßig vor roten Ampeln halten, obwohl sie die Kreuzung noch sicher überqueren könnten. Was sie denn manchmal auch tun.
Das Geschwindigkeitspotential des Fahrrades wird aber nicht nur auf diese Weise ausgebremst. Häufig ist der Verkehr für Autos so gesteuert, dass sie sowohl geradeaus fahren als auch rechts abbiegen können. Der Radfahrer, der ebenfalls geradeaus fahren will, muss warten, bis die Rechtsabbiegerspur für Autos gesperrt wird. Da ist die Versuchung groß, trotz roter Ampel auch geradeaus zu fahren, wenn gerade kein Auto rechts abbiegt.
Streckenweise befindet sich der Radweg auch nur auf einer Seite der Straße, so dass die Radfahrerin, meist an einer Bedarfsampel warten und dann die Straße überqueren muss, bevor sie 500 Meter weiter, erneut über eine Bedarfsampel, auf den Radweg auf der “richtigen” Straßenseite zurückkehren darf, während der Autofahrer unter Nutzung des vollen Geschwindigkeitspotentiales mit der grünen Welle durchrauschen kann, in manchen Fällen wohl auch schneller, als die Polizei erlaubt.
Dazu kommt, dass Autos vielfach überraschend aus schwer einsehbaren Einfahrten auf den Radweg stoßen, daß Fußgänger, die die Straße queren wollen, vor der roten Ampel öfters auch auf Radwegen stehen oder Autos mal eben schnell auf Radwegen parken, weil gerade kein Parkplatz frei ist.
Bordsteinkanten quer zum Radweg, nur grob ausgebesserte Schadstellen oder durchgewachsene Wurzeln runden das Bild ab.
Da ganze ist jetzt keine Entschuldigung für Fehlverhalten, aber eine plausible Erklärung.
Eine kurzfristige Lösung kann natürlich die Aufforderung sein, sich an die Regeln zu halten und dies ggf. auch mit Überwachungsmaßnahmen und Strafen durchzusetzen. Eine solche Regelung ist aber nur Behelf, denn langfristig kommt es darauf an, Verhältnisse zu schaffen, die die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer besser berücksichtigen. Ich habe mir nach der Lektüre der Zeitung vorgenommen, mich dafür einsetzen, dass dieser Aspekt bei der Erstellung des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes mit berücksichtigt wird.
(Bildnachweis: soldatenglück.de)