In den laufenden Koalitionsverhandlungen geht es auch um die zukünftige Schulstruktur in Schleswig Holstein. Heute berichtete die KN über die Forderung aus Lütjenburg, bei dem G9 Modell zu bleiben, in Plön macht sich die CDU für den Erhalt des G9 Abiturs am Gymnasium Schloß Plön stark. Die Schuldiskusion ist in vollem Gange.
Grundsätzlich bin ich auch für ein G9-Modell mit einer dreijährigen Oberstufe. Dafür sind für mich zwei Gründe ausschlaggebend:
1. Es muß jedem Schüler ermöglicht werden, bei entsprechenden Leistungen sowohl von der Gemeinschafts- wie auch von der Regionalschule in die gymnasiale Oberstufe zu wechseln.
2. Jungen hinken gegenüber Mädchen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung leicht hinterher. Insbesondere nach der Aussetzung der Wehrpflicht wird Ihnen durch eine längere Schulzeit die Möglichkeit gegeben, mit den Mädchen wieder gleich zu ziehen.
Das eigentliche Problem ist aber nicht der Streit um G8 oder G9 im Plön oder Lütjenburg. Ursache aller Querelen ist, daß es aufgrund der Kulturhoheit der Bundesländer in Deutschland 19 unterschiedliche Modelle gibt, 4 davon allein in Schleswig Holstein. Mit Regional- und Gemeinschaftsschule haben wir zwei Schularten, mit Gymnasium G8 und Gymnasium G9 kommen zwei weitere Modelle hinzu. Und jede Schule hat für sich womöglich noch ein eigenes Konzept.
In früheren Jahren war es ein Problem, von einem Bundesland in ein anderes Bundesland umzuziehen. Unter Soldaten war es ein gängiger Spruch: „Vater wird versetzt, Kinder bleiben sitzen“
Heute haben wir – genau genommen die große Koalition aus CDU und SPD – es geschafft, die Voraussetzungen für Schulprobleme bei Umzügen innerhalb unseres Bundeslandes zu schaffen. Nur daß kein Kind mehr sitzen bleibt.
Auch wenn sich die Eltern-, Schüler und Lehrerschaft mehrheitlich für G9 ausspricht und die Abstimmung mit den Füßen sehr eindeutig ausfällt; und so wünschenswert G9 auch aus meiner Sicht grundsätzlich ist, mit diesem Ansatz wird Schleswig Holstein ziemlich alleine bleiben. Die Schulfrage ist politisch hoch sensibel, sie birgt erhebliches Streitpotential. Auch auf die Gefahr hin, jetzt zu „vergrätschen“: Wichtiger als ein bildungspolitischer Flickenteppich erscheint mir eine bundesweit möglichst einheitliche Regelung mit weitgehenden identischen Lehrinhalten und vergleichbaren Schulabschlüssen.
Es gibt sicher gute Gründe, einige schulpolitische Fragen bundeseinheitlich zu lösen. Aber auch in anderen Bundesländern gibt es zur Zeit einen Trend zurück zu G9. Gerade Schleswig-Holstein hat in den vergangenen Jahren zu viele Strukturdebatten und -reformen mitmachen müssen, man sollte es jetzt einfach mal bei dem belassen.
Und zu den Fragen des Wechsels aus anderen Bundesländern: Wenn SPD ihr “Langziel” von “einer Schule für alle”, also der Auflösung der Gymnasien in Gemeinschaftsschulen, wahr macht, wird es sowieso nur noch das Abitur in 9 Jahren geben. Insofern erscheint mir dieses Argument von der SPD vorgeschoben. Tatsächlich würden viele Gymnasien im ländlichen Raum mit “Zwangs-G8” erheblich geschwächt – zugunsten von “G9”-Gemeinschaftsschulen…