Fleißpreis für die USA?

Am Donnerstag (20. Oktober) berichteten die KN auf der Titelseite: “Der Fleißpreis geht – an die USA!”
Als Grund werden der niedrige Steuersatz und “größere Spreizung” beim Einkommensgefüge genannt, die als Anreiz für Mehrarbeit benannt wird. Auch der Umstand, daß in den USA mehr 65-Jährige als in Eurpa arbeiten würden, wäre ein Grund.

Alles schön und gut und soweit wohl auch richtig (abgeschrieben), aber nur die Hälfte der Wahrheit. Der real existierende Kapitalismus in den USA führt zu einer Einkommensverteilung, die die wenigen Reichen immer reicher und  die vielen Armen immer ärmer werden läßt. Der (überwiegend weiße) Mittelstand hat zu Recht Angst vor dem sozialen Abstieg und wählt Trump. Die “Working Poor” haben zwei oder drei Jobs, um überhaupt über die Runden kommen zu können. Auskömmliche Arbeitsverhältnisse finden sie nicht. Arbeitnehmerrechte werden nur zum Teil umgesetzt. Wer mehr als drei Wochen Urlaub nimmt, auch wenn ihm vertraglich eigentlich mehr zusteht, findet seinen Arbeitsplatz auch schon mal von jemand anderem besetzt, wenn er zurückkehrt. Den Alten ist durch die Finanzkrise vielfach die Altersversorgung weggebrochen. Der hohe Anteil berufstätiger Alter ist damit nicht Ausdruck des Fleißes, sondern Folge drohender Altersarmut.

Leider keine Sternstunde meiner Regionalzeitung.

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