Leserbriefe

Die Presse berichtete in den vergangenen Tagen über die Planungen zur Errichtung eines Einkaufszentrums im Bereich Stadtgrabenstraße als Alternative zum Klinkerteich.
Hierzu gab es mehrere Leserbriefe, die sich überwiegend kritisch äußerten. Mit dieser Kritik muss man sich ernsthaft auseinandersetzen.

Die Kritik konzentriert sich auf zwei Schwerpunkte:

1. Es wird in Zweifel gezogen, daß Plön überhaupt einen weiteren Supermarkt/Discounter benötigt.
Der tatsächliche Bedarf oder Raum für einen oder zwei zusätzliche Märkte besteht, wird im Rahmen einer Einzelhandelsuntersuchung geklärt. Diese Untersuchung wurde in der letzten Sitzung des SteU beauftragt. Das Ergebnis kann in den ersten Monaten des kommenden Jahres erwartet werden. Dabei ist davon auszugehen, daß der Investor, der zum Zuge kommt, die Kosten hierfür übernehmen wird.
Nach meinem Verständnis kann es sich bei einer Alternativenprüfung nur um eine entweder/oder Entscheidung handeln. Mit dem Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplanes für den Bereich Klinkerteich war – neben der Einzelhandelsuntersuchung – die Alternativenprüfung als ein ohnehin notwendiger Verfahrensschritt verbunden. Das Gutachten bestätigte in seiner ursprünglichen Version die Eignung des Standortes Stadtgrabenstraße, die in der überarbeiteten Version dann relativiert wurde.
Darüber hinaus werden als Standortalternativen der Bereich „Alte Post“ bzw. Stadtheide genannt. Ich halte den Standort „Alte Post“ für durchaus interessant, nicht nur für einen Discounter. Seine Entwicklung wird im Integrierten StadtEntwicklungsKonzept (ISEK) im Zusammenhang mit dem ZOB und dem Bahnhofvorplatz zu erörtern sein. Eine schnelle Umsetzung erscheint mir aber unrealistisch. Eine Ansiedlung in Stadtheide ginge zu Lasten des Innenstadtbereiches und würde zu einer weiteren Verödung der Fußgängerzone führen. Das wäre aus meiner Sicht nicht im öffentlichen Interesse.
Dass in Plön das Potenzial für zumindest einen weiteren Markt besteht, kann aber angenommen werden, da neben SKY mit REWE ein weiterer Interessent auf den Plan getreten ist.

2. Darüber hinaus werden Fragen der Durchführbarkeit aufgeworfen.
Hierbei konzentriert sich die Diskussion auf die Parkplatzfrage und die Zufahrtsmöglichkeit zur Stadtgrabenstraße von der Bundesstraße aus. Beide Fragen sind berechtigt und wären im weteren Verfahren zu klären. Hier wäre analog zum Bebauungsplan Klinkerteich vorzugehen, denn die Frage der Verkehrsführung hat auch hier zu kritischen Rückfragen in der Öffentlichkeit geführt. Die Leistungsfähigkeit der Kreuzung B 430/Stadtgrabenstraße/Lidl-Ausfahrt ist sicher nicht optimal.
Nach meiner Einschätzung kann der Verkehrsfluss durch die Anpassung der Zeitschaltung optimiert werden. Wenn erforderlich, wären Umbaumaßnahmen im Rahmen des Verfahrens zu prüfen.
Was die Park- bzw. Stellplätze angeht, besteht natürlich auch weiterer Klärungsbedarf. Durch den Bau fallen Parkplätze der Stadt und Stellplätze der Sparkasse weg. Andererseits werden durch die Parkdecklösung zusätzliche Stellplätze geschaffen werden. So wie ich die Ausführungen von Nordpunkt verstanden habe, können je nach Größe des Projektes am Ende bis zu 150 zusätzliche Stellplätze entstehen.

Als weitere Punkte werden aufgeworfen:

– Verschandelung der Ansicht durch einen großen Gebäudekomplex und Autos auf dem Dach.
Dazu kommt der Verlust der sehr ansprechenden Park-/Stellplatzanlage am Rondell. Diesen Gesichtspunkten wird besondere Aufmerksamkeit zu schenken sein.
Bei unvoreingenommener Betrachtung wird man feststellen müssen, daß die Stadtansicht von der B 76 durch eine aufgerissenen Hinterhofansicht beherrscht wird, die von einer Baumreihe am Stadtsee teilweise verdeckt wird. Überlegungen, hier durch die Gestaltung historisierender Bauten eine Hofstruktur analog zu Flensburg zu entwickeln, blieben in den vergangenen Jahrzehnten im Ansatz stecken. Durch eine entsprechende Gestaltung der Fassaden eines neuen Einkaufzentrums kann hier meines Erachtens sogar eine Verbesserung erreicht werden. Die auf dem Parkdeck stehenden Autos können dabei – Beispiel FAMILA in Lütjenburg – durch Dachflächen verdeckt werden. Die Höhe wird eher niedriger sein als die der Gebäude in der Langen Straße, so daß eine Beeinträchtigung der Sicht auf das Schoß nicht zu erwarten ist. Wie gesagt, dieser Aspekt wird besonders zu beachten sein, damit gestalterisch schwache Lösungen wie bei der aktuellen Klinkerteichplanung vermieden werden.

– SKY wird schon lange hingehalten und sollte endlich zum Zuge kommen.
Dieses Argument, meine ich, ist problematisch. SKY ist ein seit Jahren ansässiges Unternehmen, auf dessen – durchaus nachvollziehbare – Wünsche hin die Planungen zum Klinkerteich aufgenommen wurden. Dass dieser Standort problematisch ist, zeigt sich schon allein dadurch, daß sich das bisherige Verfahren über Jahre hinzieht und in der Öffentlichkeit sehr kritisch betrachtet wird, u.a. dokumentiert durch Leserbriefe auch in der KN und Äußerungen in den Bürgerfragestunden der Ausschusssitzungen. Bedauerlicherweise hat SKY sehr früh auf den Komplex Klinkerteich als vermeintlich einfachste Lösung festgelegt und daran zu lange festgehalten, ohne sich ernsthaft mit Alternativen wie der Entwicklung des jetzigen Standortes oder dem Standort Stadtgrabenstraße zu befassen.

Klar ist, nicht zuletzt seit der Schlichtung um Stuttgart 21, dass jedes Großprojekt öffentlich diskutiert wird und auf Widerstand trifft. Für mich ist die Frage, ob es einen weiteren Marktkomplex geben wird, relativ klar mit ja zu beantworten, zumal die Politik mit dem Beschluss zur Aufstellung des B-Planes Klinkerteich die Weichen hierfür bereits gestellt hat.
Als Anhalt für den Bedarf kann angesehen werden, daß mittlerweile zwei konkurrierende Investoren ernsthaftes Interesse an der Entwicklung bekundet haben. Die Kernfrage muss nun darauf gerichtet sein, welcher Standort das öffentliche Interesse besser berücksichtigt. Da der Klinkerteich aus planungsrechtlicher Sicht nur entwickelt werden kann, wenn es keine nachweisbare Alternative gibt, ist die Umsetzbarkeit der Stadtgrabenstraße als Standort jetzt vorrangig zu prüfen. Der sinnvollste Weg hierzu wäre die Einleitung eines B-Planverfahrens, um die offenen Fragen dann qualifiziert zu prüfen.

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