Besuch in Krakau

Vorweg ein paar praktische Hinweise:

Von Hamburg aus fliegt Easy-Jet direkt und preiswert. Die Flugzeit beträgt knapp zwei Stunden. In Krakau gibt es zahlreiche Hostels, die relativ günstig sind. Darüber hinaus gibt es natürlich auch jede Menge Hotels mit unterschiedlichen Standards und Preisen.

Die polnische Währung ist der Sloty. Es empfiehlt sich, bereits ein paar Sloty in Deutschland zu besorgen, die Wechselstuben (Kantor) am Flughafen sollen sehr teuer sein. Der Wechselkurs ist einfach überschlagen. Ein Euro entspricht ungefähr 4 Sloty.

Die Fahrt mit dem Bus in die Stadt kostet 3,80 Sloty. Der Ticketautomat im Bus nimmt nur Münzen. Wenn der Ticketautomat an der Haltestelle defekt ist, steht man mit seinen Geldscheinen vor einem Problem, da der Busfahrer kein Geld tauscht. Vielmehr erweckt er den Eindruck, dass er die Kontrolleure ruft, was einen Spanier mit Geld- aber ohne Fahrschein zum Verhängnis wurde. (Kein typisch polnisches Problem, ich hatte es vor ein paar Jahren an einem Ostermontag in Düsseldorf)

In der Stadt gibt es ein gut ausgebautes Nahverkehrssystem mit Straßenbahnen und Bussen. Das Ticket kostet 4,– , das Tagesticket 20,– Sloty.

Ich hatte mich einer „Free Walking Tour“ angeschlossen. Die Stadtführungen starten in der Altstadt an der Marienkirche und sind kostenlos. Das Modell sieht vor, daß man den Fremdenführer / die Fremdenführerin am Ende je nach Leistung mit einem großzügigen oder sehr großzügigen Trinkgeld entlohnt. Zum Ende gibt es auch noch eine brauchbare Stadtkarte mit Empfehlungen für Restaurants, Museen oder Klubs.
150407_27_BurgDie Burganlage Wawel liegt direkt über der Weichsel. Sie war bis 1611  Sitz der polnischen Könige. Eine sehr gepflegte Anlage mit verschiedenen „Besichtigungsmodulen“ Ich hatte mich für die „Dame mit dem Hermelin“ und die Schatz- und Rüstkammer entschieden. Würde man der Dame mit Hermelin keinen Besuch abstatten, würde man sich als Kulturbanause outen. Die Schatz- und Rüstkammer beheimatet einige sehr schöne Ausstellungsstücke.

Auf dem Wawel gibt es ein Cafe und ein Restaurant, von dessen Terasse man einen netten Blick über die Dächerwelt der Stadt hat. Dort kann man auch lecker Piroggi oder Bigosch essen.

Einen sehr schönen Abgang vom Wawel kann man für 3 Sloty durch die Drachenhöhle machen. Eine Wendeltreppe führt hinab in die ehemalige Behausung des Ungeheuers. Der Ausgang liegt direkt an der Promenade der Weichsel, wo der Drache steht.
150410_Drachen_01Natürlich gibt es ihn auch in Plüsch
150410_Drachen_02Die Altstadt (völlig zurecht UNESCO Kulturerbe) schließt nördlich an die Burganlage an. Sie ist von einer ringförmigen Parkanlage – den ehemaligen Befestigungsanlagen – umgeben. Der Mittelpunkt der Altstadt ist der Marktplatz mit der Tuchhalle, dem Rathausturm – das Rathaus steht nicht mehr –  und der Marienkirche. Das gesamte Ensemble erinnerte mich auf den ersten Blick an den Marcus-Platz in Venedig.
150411_PanoramaDie Straßen und Plätze der Altstadt laden zum Bummeln und Verweilen ein. Die Gastronomie ist vielfältig, es wird für jeden Geschmack etwas dabei sein. Das Musikangebot – vor allem die zahlreichen Clubs mit Live-Auftritten – ist vor allem auf Jazz focussiert. Vereinzelt wird man als alleinreisender Mann auch von Prostituierten angesprochen. Die früher gebräuchliche Floskel „Fucky-Fucky?“ wurde offenbar durch „Bunga Bunga?“ abgelöst. Das Wirken des italienischen Politikers Berlusconi scheint einen weiter reichenden Einfluß zu haben als gedacht.

Südöstlich an die Altstadt schließt das Kazimierz an. Das ehemalige jüdische Viertel – es gibt noch einen jüdischen Friedhof und einige Moscheen – ist mittlerweile ein Szeneviertel, in dem die globale Partyelite mit Klassenfahrten aufeinandertrifft. Zentrum des Viertels ist der Plac Novy. In der Straße Miodowa gibt es zahlreiche Bars und Restaurants.
150408_03_Kirche-außenFür den Besuch der interaktiven Ausstellung „Krakow Underground“, in der es vor allem um die Darstellung der Krakauer Geschichte und die Jahrhunderte alte Einbindung Krakaus in das westliche Europa gehen soll, fehle leider die Zeit.
150408_09_Fabrik_SchindlerEmpfehlenswert ist aber der Besuch der sehr modernen Ausstellung “Krakau unter der Besatzung 1939 – 1945”, die in der ehemaligen Deutschen Emailwarenfabrik D.E.F. zu sehen ist. Die D.E.F. gehörte dem Unternehmer Oskar Schindler, der mehrere hundert Juden vor den Gaskammer rettete. Ihm wurde mit dem Film „Schindlers Liste“ ein Denkmal gesetzt. Sein originalgetreu eingerichtetetes Büro kann besichtigt werden. Ansonsten werden verschiedenen Themenfelder wie der Einmarsch der Wehrmacht, die Errichtung des Besatzungssystems, die Unterdrückung der polnischen Bevölkerung, die Judenvernichtung, der polnische Widerstand und die Befreiung durch die Rote Armee dargestellt.
150408_15_AusstellungEine Sonderausstellung zum 70-jährigen Ende des zweiten Weltkrieges befaßt sich mit der Frage, ob die Befreiung durch die Rote Armee eine Befreiung oder der Anfang einer erneuten Besetzung für Polen war.
150410_70-Jahre