Für das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem

Ich hab in der letzten Zeit nicht so viel gebloggt, wie ich es mir gewünscht hätte. Ein Grund dafür ist, daß ich im Oktober immer sehr viel Papierkram bei mir aufläuft, dazu kamen familiäre Verpflichtungen und nicht zuletzt bin ich auch auf Facebook aktiv, wo man im direkten Kontakt mit anderen Diskutieren und Meinungen austaschen kann. So habe ich kürzlich einen kurzen Beitrag eingestellt, daß ich mich über die GEZ geärgert habe, weil Telefonate und FAXe an die GEZ grundsätzlich gebührenpflichtig sind, bis ich festgestellt habe, daß man problem- und kostenfrei über die Homepage der GEZ alles regeln kann.
In Folge wurde von einem Facebook-Freund die Notwendigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems in seinem jetzigen Umfang in Frage gestellt. Die Grundsatzaussage: Ein Fernsehsender, ein Radiosender und eine Internetpräsenz sind ausreichend. Unterhaltungssendungen können die Privaten besser bereitstellen.
Daraufhin habe ich meine Position wie folgt zusammengefaßt:

“Moin, ich finde, ein Fernseh- und ein Radiosender ist zu kurz gegriffen. Deutschlandfunk als überregionaler Sender hat für mich ebenso seine Berechtigung wie z.B. NDR Info als regionaler Sender. Das gilt auch fürs Fernsehen. Die einzige Frage, über die man diskutieren kann ist, ob ARD und ZDF als überregionale Sender nebeneinander eine Berechtigung haben. Um mir da ein abschließendes Urteil zu bilden, fehlt mir aber die ausreichende Hintergrundinformation. Regionale Sender wie NDR, BR, … haben für mich ebenfalls eine Berechtigung.
Darüber hinaus bin ich ein echter Freund von Spartensendern wie z.B. ZDF-Info. Da gibt es definitiv die besten Dokus, vielleicht auch noch ZDF NEO und 3sat, im Niveau deutlich über allem, was es bei D-MAX über die dicksten Panzer oder bei nTV irgendwie über das Dritte Reich gesendet wird.
Die Frage, wie präsent die öffentlich rechtlichen im Internet sein müssen oder sein dürfen, um ein zeitgemäßes Angebot bereitzustellen, ist gerade zu Recht in der Diskussion. Eine dem Übertragungsmedium Internet angepaßte Grundversorgung sollte in jedem Fall gewährleistet werden. Dazu gehören auch umfassende Mediatheken. Über den Umfang der Bereitstellung verschriftlichter Zusatzinformationen sollte man nachdenken. Hier eine zusätzliche Konkurrenz zu der ohnehin schon unter dem Konkurrenzdruck des Internet stehenden Presse zu schaffen, wäre für mich tatsächlich nicht förderungswürdig.
Daß die Privaten bessere Unterhaltungssendungen hinbekommen, bezweifel ich, zumindest wenn man die Qualität als Bewertungskriterium heranzieht. Ich will jetzt nicht durchzappen, aber es laufen dort vermutlich gerade 3 Scripted Reality Formate und zwei Shopping-Sendungen.
Leider haben die Privaten nach ihrer Implementierung durch Ex-Kanzler Kohl, der damit im Rahmen seiner “geistig-moralischen Wende” ein Gegengewicht zum öffentlich rechtlichen “Rotfunk” schaffen wollte, die ör Sender in einer Art Verflachungswettbewerb im Niveau deutlich nach unten gezogen. Dschungelkamp ist ähnlich dämlich wie seinerzeit Tutti Frutti.
Einen positiven Nebeneffekt der privaten Unterhaltungskultur will ich aber nicht unerwähnt lassen. Immer, wenn Anfang der Neunziger Jahre ein Softporno auf RTL oder anderen lief, ging – Beobachtungen von Kameraden zu Folge – die Intensität der Kampfhandlungen zwischen den ortsansässigen Konfliktparteien in EX-Jugoslavien deutlich zurück. In Anlehnung an “Make Love, not War” würde ich sagen: “Watch Sex, dont fight”.  In Zeiten von YOUPORN ist das aber auch nicht mehr relevant.”