Korvetten nach vorne geplant.

Am Donnerstag (18. Oktober) berichtete die KN auf Seite 8 über die neuen Korvettenpläne der Verteidigungsministerin und über TKMS als möglichen Mitbewerber. Die Welt, sonst nicht als rüstungskritisch bekannt, veröffentlicht am 21. Oktober einen sehr differenzierten Bericht.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article158929890/Von-der-Leyen-steigt-in-heiklen-Ruestungspoker-ein.html

Tatsächlich hat die Deutsche Marine einen echten Nachhol- und Modernisierungsbedarf.
Ersatz für Schiffe wie die Fregatte 122, in den letzten Jahrzehnten das Arbeitstier der Flotte,  wurde nicht zeitgerecht eingeleitet. Der Zeitbedarf für den Zulauf der Fregatte 125 wurde unterschätzt. So entstehen Lücken.

Ich persönlich bezweifel aber, daß Korvetten den operativen Bedarf wirklich erfrdernisgerecht decken können. Wenn die Deutsche Marine ihrem Weg “Von der Escort-Navy zur Expeditionary Navy” noch folgt, dann ist die Entscheidung für eine Korvette eine Entscheidung, die nur schwer nachvollziehbar ist. Warum hat man nicht schon vor Jahren ein zweites Los Korvette 130 auf Kiel gelegt? Warum gab es keinen Nachfolger Korvette 131?  Wurde aus der Korvette 131 vielleicht ein Mehrzweckkampfschiff 180, das nicht Fregatte heißen durfte, weil noch einige Korvetten auf dem Bestellzettel standen? Aus meiner Sicht wäre es vernünftig gewesen, die K 130 nach einer Schamfrist abzustoßen.

Für mich vereint die Korvette die Nachteile des Schnellbootes, das sie ersetzen sollte, mit denen der Fregatten, als deren “Equivalent” sie eingesetzt wird. Ein Kriegsschiff, das auch fern der Heimat und weit vor möglichen Abstützpunkten operieren soll und über keine eigenen Hubschrauberkomponente verfügt, ist bestenfalls Behelf. OK, man könnte jetzt fragen: “Welche Hubschrauber?” Oder man kann darauf hoffen, daß ein anderes Kriegsschiff einer anderen Nation im Verband einen Hubschrauber hat, den man im Bedarfsfall nutzen kann.
Die komplett fehlende Möglichkeit zur Bekämpfung von Ubooten und der Beitrag zur Luftverteidigung, der über ein leistungsfähiges Radar nicht hinausgeht, verleihen der Korvette ein relativ einseitiges Fähigkeitsprofil. Mit zukünftig vier Flugkörpern, die auch zur Bekämpfung von Zielen an Land geeignet sind, verfügt die K 130 zwar über eine in der Deutschen Marine neue Fähigkeit, aber Feuerkraft sieht anders aus.

Leider hat es den Anschein, daß der Marine das Hemd sehr eng geworden ist. Der ganze Vorgang ist geeignet den Eindruck zu erwecken,  daß jetzt auf Teufel komm raus eine schwimmende Plattform beschafft werden muß, um Flaggenstöcke auf den Weltmeeren präsentieren zu können. Die Entscheidung für eine Korvette ist aus meiner Sicht rückwärtsgewand. Nach vorne geht es in die andere Richtung.

Mo und die Arier

Gestern hatte ich das große Vergnügen, auf Einladung der Friedrich Ebert Gesellschaft in Kiel in der Pumpe den Film „Die Arier“ von Mo Asumang zu sehen. Im Anschluß an die Vorführung fand eine Diskussion mit der Autorin und Filmemacherin sowie mit Herrn Stefan Rochow von der Organisation Exit-Nord statt. Diese Organisation unterstützt Rechtsradikale bei dem Ausstig aus der Szene. Herr Rochow war bis vor wenigen Jahren NPD-Funktionär und weiß beim Thema Rechtsradikalismus, wovon er spricht.
Das neuste Buch von Mo Asumang heißt so wie die Überschrift meines Beitrags und beschreibt die Begegnungen der Filmemacherin mit Rassisten, Pegida, KKK und Rassisten noch ausführlicher als im Film dargestellt. 160412_Die_Arier_DiscoDer Film selber ist aus dem Jahr 2013 und lief vor einigen Tagen wohl auch auf ARTE. Mo Asumang hat familiäre Wurzeln in Deutschland und in Ghana. Ausgehend vom Ariernachweis ihrer Großmutter, die in der SS gearbeitet hat und bei der sie später aufwuchs, machte sie sich auf die Suche nach den Ariern und fand sie schließlich im Iran. Der Film erinnert an Michael Moore Filme, ist ebenso von Humor getragen, hat aber eine sehr viel liebenswertere und persönlichere Note. Wer sich für mehr interessiert, sollte sich den Streifen ansehen oder das Buch lesen. Nur so viel sei noch verraten: Reichsflugscheiben kommen auch vor.

Im Anschluß gab es eine sehr interessante Diskussion. Ich kann jetzt nicht den genauen Verlauf wiedergeben, da ich meinen Notizblock im Auto liegen ließ. Aber vielleicht reichen ja ein paar Erinnerungsfetzen, um ein wenig über die Themen Rechtradikalismus und alltäglicher Rassismus nachzudenken.

Eine Kernaussage der Diskussion: Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind so bunt wie die Gesellschaft.
Dazu stellt sich die Frage, wie genau man „Rechts“ von „Mitte“ und „Links“ abgrenzt. Die Begriffe national-konservativ, rechtsoffen, rechtsesoterisch, rechtsextremistisch und rechtsradikal erfordern eigentlich eine Auseinandersetzung mit dem, was dahinter steht. Das will ich an dieser Stelle aber nicht tun, weil ich es im Moment nicht kann.
Das gleiche gilt für die „Rechten“ an sich. Das Spektrum reicht von hochprofessionellen Haßpredigern über Gewalttäter, Mitläufer bis hin zu Balkonstehern und Zuguckern.
Patentrezepte, wie dem zu begegnen ist, gibt es nicht.

Darüber hinaus wurde geäußert, daß rassistische und fremdenfeindliche Äußerungen in der Öffentlichkeit sehr viel häufiger zu hören sind und unwidersprochen bleiben wie noch vor ein paar Jahren. Als Öffner der Dose der Pandora wurde Herr Thilo Sarrazin mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ identifiziert.

Die „Rechte“ hat die Brisanz der Migrationsbewegungen zum Thema gemacht und nutzt die Flüchtlingsdiskussion, um die Gesellschaft zu spalten.

Wenn „Rechte“ von Rechten sprechen, dann meinen sie damit in der Regel lediglich das Recht auf ihre eigene Meinungsfreiheit. Menschen- und Bürgerrechte anderer werden dabei gerne ausgeblendet.