In den vergangenen Tagen gab es in der Kieler Nachrichten zwei, in der SH:Z einen Artikel zum Thema Nahwärme und Nahwärmenetze.
In der Ausgabe vom 14. März 2025 berichtet die KN über eine Veranstaltung zur Nahwärme in Wankendorf. Dort stellen die Bürger:innen die für sie entscheidende Frage: „Was wird mich das kosten?“ Genau diese Frage hat auch die Plöner*innen bewegt, als es um das Quartierskonzept Süd-West ging. Die Antwort für Plön Süd-West, damals von einem Professor in einer Informationsveranstaltung: „Das wissen wir nicht, es wird auf jeden Fall billiger.“
Die Antwort auf die Frage zu den Kosten in Wankendorf: „Eine Aussage zu den Kosten „wäre nicht seriös, weil sich der Preis ändert, je nachdem wie viele Menschen bereit sind mitzumachen.“
Genau da spiegelt sich auch unser Plöner Problem wider. Es wird vieles geplant, was technisch möglich und im Bezug auf den Klimawandel auch sinnvoll wäre. Dabei wird oft nicht berücksichtigt, was finanziell machbar ist. So wurde der Kämmerer in Plön nicht am der Kälte- und Wärmeplanung beteiligt. Daher wurde dann auch beschlossen, dass jede einzelne Maßnahmen durch die Ratsversammlung freigegeben werden muss.
Außerdem sind die Maßnahmen noch in den Haushalt für das Jahr 2025 aufzunehmen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dann über Sperrvermerke geregelt wird, wann welche Gelder freigeben werden.
Außerdem wird unser haushalt durch die Kommunalaufsicht geprüft. Damit kommt die Kälte- und Wärmeplanung – die ja eine strategische Planung sein soll – im Moment kaum über das Niveau eines Wunschzettels hinaus.
Bei der finanziellen Machbarkeit betrachte ich zum einen die finanziellen Konsequenzen für Bürger*innen, aber auch für die Stadt Plön.
Diese Betrachtung hat in Plön bisher noch gar nicht stattgefunden. Nach meiner persönlichen Auffassung ist es aber wichtig, dass eine Planung nicht nur technisch machbar, sondern auch finanzierbar ist. Der Umstand, dass die Finanzierung bei der Erstellung der Kälte- und Wärmeplanung nicht mit betrachtet wurde, ist aus meiner Sicht ein schwerer Fehler, an dem wir uns noch lange abarbeiten werden.
Auf der Veranstaltung in Wankendorf erklärte Herr Jürgen Meereis, energiewirtschaftlicher Berater bei IPP ESN Power Engineering GmbH in Kiel, dass unter Berücksichtigung der Wartungs- und Betriebskosten sowie der CO2 Abgabe die jährlichen Heiz- und Warmwasserkosten mit denen der dezentralen Versorgung vergleichbar seinen.
Und dann steht da kurz vorher noch ein Satz, der bei mir Verwunderung auslöst. Einer der Anwohner äußerte die Bedenken, dass er sich mit dem Anschluss an ein Nahwärmenetz quasi einem Monopolisten ausliefern würde. Ein Argument, das ich gute verstehen kann. Die Antwort von Herrn Patrice Ahmadi, Mitarbeiter des oben genannten Ingenieurbüros, lautete, dass die Auswahl (zwischen verschiedenen Gasanbietern) auch nur eine Scheinfreiheit sei und überall die Preise steigen würden.
Das ist aus meiner Sicht völlig falsch. Das Gas kommt zwar aus der einen Leitung, aber es wird von verschiedenen Anbieter*innen eingespeist. Und diese Anbieter*innen stehen zueinander im Wettbewerb. Gleiches gilt für Strom. Daher gibt es, wie auch bei Benzin an den Tankstellen, einen Preiskampf, der am Ende den Kund*innen zu Gute kommt. Die Wahl des Anbieters/der Anbieterin ist frei.
Anders verhält es sich bei Nahwärmenetzen. Nach meinem Kenntnisstand gibt es jeweils ein Netz, in das genau ein Anbieter Wärme einspeist. Soweit ich weiß gibt es kein Nahwärmenetz, in das zwei oder mehrere Anbieter*innen Wärme einspeisen.
Das ist für die Betreiber*innen ein sehr sicheres Geschäft, auch wenn sie bei der Preisbildung als quasi-Monopolanbieter*innen Kontrollmechanismen unterliegen.
Hier mal zum Vergleich die Gaspreise für mich als Otto-Normalverbraucher sowie die laufenden Kosten für den Anschluss an ein Nahwärmenetz:
Gasanbieter*innen:
Günstigster Anbieter: Immergrün: Arbeitspreis 11,63 ct/KWh, Grundpreis: 109,32 €.
Mein Anbieter: Stadtwerke Plön: 11,77 ct/kWh, Grundpreis 173,74 €.
Teuerster Anbieter: Polarstern: 14,34 ct/kWh, Grundpreis: 275,40 €
Soll heißen, es gibt deutliche Preisunterschiede, der Kunde/die Kundin hat die Wahl.
(Nach Verivox am 15. März 25)
Hansewerk Natur für das Nahwärmenetz Stadtheide:
15,559 ct/kWh, Grundpreis 607,56 €
Quelle: https://www.hansewerk-natur.com/content/dam/revu-global/hansewerk-natur/Files/Service/Waermepreise/Ploen_FuenfSeenAllee_Preisblatt.pdf
Der Nahwärmeanschluss hat natürlich den Vorteil, dass man keine weiteren Kosten für die eigene Heizungsanlage, deren Wartung und Reparatur sowie für den Schornstein und den Schornsteinfeger/die Schornsteinfegerin hat. Außerdem muss man auch kein Geld für den Kauf einer neuen Heizungsanlage nach 20 Jahren zurücklegen. Es kämen vermutlich aber Anschlussgebühren – nach Aussagen in einem Workshop – von ca. 10.000,- bis 12.000,- € hinzu.
Vor dem Hintergrund ist die oben erwähnte Aussage vermutlich korrekt, dass die Kosten einer Nahwärmeversorgung im Vergleich zu einer dezentralen Wärmeversorgung annähernd gleich sein werden. Das hängt am Ende wohl sehr vom Einzelfall ab, der schwer zu prognostizieren ist.
Außerdem wird es von der Bereitschaft der Bürger*innen und Eigentümer*innen abhängen, sich an ein Wärmenetz anzuschließen.
In Wankendorf wird eine Anschlussquote von 80% ausgegangen. Das ist ein Wert, der nach meiner Einschätzung und basierend auf den Erfahrungen mit der Anschlussbereitschaft im Quartier Plön Süd-West deutlich zu hoch angesetzt ist.
Interessant wäre es ja, die laufenden Kosten einmal für verschiedene Anschlusssquoten zu berechnen, etwa für 80, 60 und 40 Prozent. Damit hätten die Eigentümer*innen schon mal einen Anhaltspunkt. Interessant wäre es auch, die Anschlussquote zu ermitteln, bei der die Anschluss für die Bürger*innen im Vergleich mit den Kosten für eine dezentrale Lösung kostenneutral ist.
Darum stellt sich mir immer noch die Frage: Warum wurde bei der kommunalen Kälte- und Wärmeplanung für Plön von Anfang an großräumig auf die Errichtung von Wärmenetzen hingearbeitet? Warum gab es keine Alternativenprüfung, etwa:
Schwerpunkt Wärmenetz oder Schwerpunkt dezentrale Lösung?
(Wenn hier von der Verwaltung darauf verwiesen wurde, dass eine Alternativenprüfung stattgefunden habe, dann teile ich diese Auffassung nicht. Es wurden aus meiner Sicht lediglich Varianten zu Lösungen der Wärmeeinspeisung in ein Nahwärmenetz geprüft, z.B. durch Luftwärmepumpe, Seewasserwärmepumpe, oberflächennahe Geothermie, …).
Wenn ich dann den Artikel in der KN vom 13. März 2025, Seite 11 lese, dann stellt der SPD-Landtagsabgeordnete Marc Timmer die richtige Frage: „Wie können wir das Heizen für Bürgerinnen und Bürger günstig halten.“ Wenn ich den Tenor im Artikel richtig verstanden habe, dann meint er damit auch: unter der Voraussetzung, dass die Ziele zum Klimaschutz erreicht werden.
Gleichzeitig halte ich auch die Aussage von Herrn Minister Goldschmidt für richtig: „Wer bei neuen Heizungen noch auf Öl und Gas setzt, baut sich einen Kostenfresser sondergleichen in seinen Keller …“.
Auch die SH:Z geht in einem Artikel vom 12. März 2025 auf den aktuellen Stand zur Wärmewende in Schleswig Holstein ein. In einer Potentialkarte wird aufgezeigt, in welchen Gebieten sich Wärmenetze aller Wahrscheinlichkeit nicht lohnen werden, also chancenlos sind. Daher werden die Gemeinden in den Gebieten von der Erstellung einer Kälte- und Wärmeplanung befreit. Das betrifft 43 Prozent aller Gemeinden mit ca. 6% aller Einwohner*innen des Landes. Das ist ein aus meiner Sicht sehr sinnvoller Ansatz.
https://www.shz.de/deutschland-welt/schleswig-holstein/artikel/karte-fuer-schleswig-holstein-wo-sich-waermenetze-nicht-lohnen-48462737
Für mich stellt sich aber immer noch die Frage, warum wir in Plön nicht die Untersuchungen zum Quartierskonzept Plön Süd-West abwarten. Die bisherigen Zwischenstände der Untersuchung zeigen, dass:
– Ein Wärmenetz für den eng bebauten Bereich der Innenstadt (Johannisstraße, Lange Straße, Markt, Schliossberg, …) sinnvoll ist
– ein Wärmenetz für den weniger dicht bebauten Bereich Seestraße, Prinzenstraße, …“ nicht weiter verfolgt werden sollte.
Leider ist hier in Plön das gesamte Vorgehen in Sachen Kälte- und Wärmeplanung geeignet, den Eindruck entstehen zu lassen, dass hier – koste es, was es wolle – Pflöcke für den Bau von Netzen eingeschlagen werden sollen.
Ohne jetzt schon für alle anderen Quartiere (Ölmühle, Vogelberg, …) Prüfungen und Studien zu veranlassen sollten wir doch einfach einmal die Ergebnisse der Untersuchung für Plön Süd-West abwarten, die spätestens Mitte des Jahres vorliegen sollen. Dann können wir sehen, ob die Ergebnisse auf den Rest der Stadt übertragbar sind. Das würde uns voraussichtlich eine Menge Geld für Planungen und Untersuchungen sparen.
Hinzu kommt – ich wiederhole mich – dass wir immer noch keinen Plan haben, wie das ganze von der Stadt über die kommende Jahre finanziert werden soll. Das gilt insbesondere, wenn sich die Stadt Plön – in welcher Form auch immer – an der Planung, dem Bau und dem Betrieb der Netzte beteiligen soll.
Sollten Investor*innen den Ausbau von Wärmenetzen auf eigene Kosten und Risiken planen, bauen und betreiben, spricht da aus meiner Sicht nichts gegen. Wichtig ist, dass die Stadt die Netze nicht übernehmen muss, wenn der Betreiber/die Betreiberin in die Insolvenz gehen.
Wichtig ist auch, dass die Netze aus regenerierbaren Ressourcen gespeist werden.
Sollte die politische Entscheidung fallen, dass sich die Stadt selber oder über ihre Stadtwerke an der Planung, dem Bau und dem Betrieb von Wärmenetzen beteiligt, dann wird es wirklich schwierig.
Für mich ist nach wie vor völlig unklar, was unter Berücksichtigung der Finanzierbarkeit die beste Lösung für Plön und seine Bürger*innen ist. Tendenziell würde ich Herrn Minister Goldschmidt zustimmen wenn er sagt: „dass wir in Schleswig Holstein mehrheitlich Gebäudeheizungen mit dezentralen Lösungen sehen werden – wir sind eben ein ländlich geprägter Raum“.