Nichts Neues zum Thema Seewiesen (Neuer Name: Wohngebiet Trammer See Plön/Rathjensdorf)

Gestern stand die Sitzung der Verbandsversammlung des Planungsverbandes Wohngebiet Trammer See Plön/Rathjensdorf (ehemals Seewiesen) auf meinem Terminkalender.
Auf der Sitzung wurde der Plöner Bürgermeister Herr Lars Winter zum Planungsverbandsvorsteher ernannt. Ein Posten, der mit Sicherheit nicht „vergnügungssteuerpflichtig“ ist, zumal Herr Winter sich in seinem Wahlkampf eindeutig gegen das Vorhaben positioniert hat. Diese klare Position ist nach meiner Bewertung einer der wesentlichen Faktoren für das überzeugende Wahlergebnis, das er erzielen konnte.
Bevor ich zur Einwohnerfragestunde komme, will ich kurz auf den Sachstandsbericht zur Bauleitplanung eingehen. Hier ist man im Grunde genommen seit November letzten Jahres nicht einen Schritt weiter gekommen. Jetzt müssen die neuen Bedarfsprognosen des Landes in die Planunterlagen eingearbeitet werden.
Dann sollen die Unterlagen zur frühzeitigen Beteiligung an die Behörden und an die Träger öffentlicher Belange gegeben werden. Hier findet dann auf dem Vorweg eine gegenseitige Abstimmung statt.
Darüber hinaus soll eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit stattfinden. Hier hat die Öffentlichkeit (nicht nur die Einwohner und Einwohnerinnen) die Möglichkeit, Anregungen und Bedenken vorzubringen. Diese Veranstaltung hat bereits vor Jahren stattgefunden, ist aber wegen der Änderungen in der Planung zu wiederholen. (An dieser Stelle kann ich mir den Hinweis darauf nicht verkneifen, daß das seinerzeit zugesagte Protokoll für die Veranstaltung in Plön bis heute nicht vorliegt.) Die Veranstaltung ist in beiden Kommunen, also in Plön und Rathjensdorf durchzuführen. Der Termin für Plön steht noch nicht fest, der Termin für Rathjensdorf ist auf den 13. September festgesetzt worden.
Die Einwohnerfragestunde gestaltete sich erwartungsgemäß lebhaft, nachdem sich in Tramm eine Bürgerinitiative gegen das Neubaugebiet gebildet hat. Von 63 Einwohnerinnen und Einwohnern haben 44 gegen das Projekt unterschrieben. Das ist mehr als eine Zwei/Drittel Mehrheit.
Zuerst einmal habe ich die Gelegenheit ergriffen und Fragen zu den Themen Straßenanbindung, Ver- und Entsorgung sowie Erschließung durch den Öffentlichen Personennahverkehr und den Bau von Fuß- und Radwegen gestellt. Da mir klar ist, daß hier eine umfassende Beantwortung im Rahmen der Einwohnerfragestunde nicht möglich ist, habe ich mit dem Verbandsvorsteher im Vorfeld besprochen, daß ich die Fragen verlese und die Beantwortung bis zum 11. September erbitte. Den Termin 11. September habe ich Gerüchten zum Trotz nicht wegen der symbolischen Bedeutung gewählt, sondern weil er zwei Tage vor der nächsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt liegt. Darüber hinaus habe ich darum gebeten, meinen Fragenkatalog zum Protokoll zu nehmen.
Anschließend meldete sich Frau von Bargen, die Sprecherin der Trammer Bürgerinitiative zu Wort. Für Sie stellt sich die Frage des Bedarfes. Ab dem Jahr 2020 wird der Wohnraumbedarf zurückgehen. Vorher ist aber mit dem Baubeginn nicht zu rechnen. Insgesamt stellte sie dar, daß der Ortsteil Tramm seinen dörflichen Charakter verlieren uns sich zu einem Vorort von Plön wandeln wird. Das stände aber im Widerspruch zu allen übergeordneten Planungszielen, die gegen eine weitere Zersiedelung der Landschaft gerichtet seien. Sie sprach an, ob nicht eine Entwicklung innerhalb des Ortes möglich und sinnvoller sei.
Der Bürgermeister von Rathjensdorf und stellvertretende Planungsverbandsvorsteher, Herr Koch, entgegnete daraufhin, warum man erst jetzt mit diesen Einwendungen käme. Die Planungen seinen seit Jahren bekannt. Er hielt im weitern Verlauf der Einwohnerfragestunde daran fest, daß gemäß Innenraumpotentialanalyse lediglichPlatz für  3 Wohneinheiten ist.

Darufhin habe ich angemerkt, daß die Zahlen der Innenraumpotentialanalyse unrealistisch sind und er bereits Gespräche mit der Kreisplanung und der Landesplanung geführt habe, bei denen es um die Entwicklung von bis zu 21 Wohneinheiten im Ortskern von Rathjensdorf ginge.
Der Verbandsvorsteher wies mich dann darauf hin, daß ich Fragen zu stellen hätte, die beantwortet werden, ich aber keine Statements abgeben darf. Mit den Fragen und Anmerkungen hat er natürlich recht, aber ich bin mein Statement trotzdem losgeworden.

Zu den Äußerungen von Herrn Koch möchte ich wie folgt Stellung beziehen:

1. Es ist das gute Recht eines jeden Bürgers und einer jeden Bürgerin, Anregungen und Bedenken vorzubringen. Egal wann. Lieber spät als zu spät. Das Argument „Sie kommen reichlich spät“ ist vielleicht eine richtige Feststellung, inhaltlich aber völlig belanglos.

2. Die Behauptung, die Innenraumpotentialanalyse für Rathjensdorf würde nur 3 Bauplätze ausweisen, ist in so weit richtig, als daß es in dem Dokument so steht. Nach meiner Einschätzung würde das Dokument keiner ernsthaften Überprüfung standhalten.
Der Rathjendsorfer Bürgermeister hat Anfang des vergangenen Jahres in öffentlicher Sitzung noch an dieser Aussage „nur 3 Bauplätze im Innenbereich“ festgehalten, obwohl er schon deutlich vorher an einem Abstimmungsgespräch mit der Kreis- und Landesplanung teilgenommen hat, bei dem es um die Entwicklung einen Baugebietes mit bis zu 21 Bauplätzenim Ortskern von Rathjensdorf ging. Herr Koch hat also schon Anfang und Mitte des letzten Jahres mit Zahlen gearbeitet, die der US-Amerikanische Präsident als „alternative Fakten“ bezeichnen würde.
Daß der Rathjendsorfer Bürgermeister noch heute in öffentlichen Sitzungen mit Zahlen arbeitet, von denen er weiß oder wissen muß, daß sie nachweislich nicht zutreffen, ist für mich schwer zu verstehen. Es stellt sich aber die Frage, ob sein Verhalten mit den Verpflichtungen, die ein öffentliches Amt mit sich bringen, zu vereinbaren ist.

Ich habe das Thema in der Vergangenheit bereits in meinem Blog behandelt. Beispielhaft zwei Verlinkungen auf frühere Beiträge:
http://www.ingo-buth.de/2015/11/11/seewiesen-nachweis-erfordert-kreativitaet/
http://www.ingo-buth.de/2016/05/31/%ef%bb%bfneubaugebiet-seewiesen-vor-dem-aus/

Für weiter Einwohnerinnen und Einwohner des Ortsteiles Rathjensdorf ging es um die Frage der Wasserversorgung. Soweit ich die Antworten verstanden habe können die bestehenden Haushalte wir bisher über das vorhandene Wasserwerk und Wasserversorgungssystem bedient werden. Die neu entstehenden Wohneinheiten werden an das Plöner Wassernetz angeschlossen. Falls der Anschluß der jetzt schon bestehenden Haushalte gewünscht wird, kann das realisiert werden. Einen Zwangsanschluß soll es nicht geben.
Die Frage, ob die vorhandenen Kanalisationsleitungen ausreichen, um 60 zusätzliche Wohneinheiten (mit Einliegerwohnungen also ca. 100 Haushalte) zu entsorgen, soll im Laufe des weiteren Verfahrens mit den Trägern öffentlicher Belange geklärt werden.
Herr Plischka (Plön, CDU) verwies darauf, daß nicht nur seine Partei den Bedarf eines Neubaugebietes für Plön sieht, weil sich viele junge Familien vergeblich um einen finanzierbaren Bauplatz in Plön bemühen.
Dazu möchte ich an dieser Stelle anmerken:
– Es kann durchaus ein Ziel der Stadtentwicklung sein, gezielt junge Familien anzusiedeln, um die Alterstruktur der Einwohnerschaft zu steuern.
– Der Planungsverband hat keinerlei Maßnahmen vorgesehen hat, um die Ansiedlung junger Familien gezielt zu fördern. Das soll die unsichtbare Hand des Marktes regeln. Solange keine Maßnahmen vorgesehen sind, um speziell für junge Familien anzusiedeln, handelt es sich für mich um ein auf Mitleid bauendes Scheinargument.

Zu guter letzt meine Fragen an den Planungsverband:
Zum Thema Straßenanbindung:
Die derzeitige Straße von der B76 in den Rathjensdorfer Ortsteil Tramm befindet sich in einem Ausbauzustand, der für die Erschließung des in Planung befindlichen Neubaugebietes vermutlich nicht ausreicht. Hier wird entweder eine Ertüchtigung der vorhandenen Straße oder der Neubau einer Straße erforderlich sein.
Dazu im Einzelnen die folgenden Fragen:
1.1. Wurde eine Ertüchtigung der vorhandenen Straße oder ein Neubau im Rahmen des bisherigen Planungsverlaufes betrachtet?
Wenn nein, warum nicht?
1.2. Mit welchen Kosten ist zu rechnen, wenn die vorhandene Straße ertüchtigt wird oder eine neue Straße gebaut wird?
Sofern noch keine konkreten Angaben gemacht werden können bitte ich um eine erste Kostenschätzung.
1.3. Zu welchen Anteilen werden die Kosten auf die Stadt Plön und die Gemeinde Rathjensdorf umgelegt, wenn es zu Straßenbaumaßnahmen kommt?
1.4. Erfolgt eine Umlegung der Kosten auf die jetzigen Eigentümer der angrenzenden Flächen? Wenn ja, mit welchem Anteil werden die Eigentümerinnen und Eigentümer der beteiligten Kommunen belastet?
Zum Thema Entsorgung
2.1. Ist die Kapazität des vorhandenen Klärwerkes ausreichend, um die in Planung befindlichen Wohneinheiten im Wohngebiet Trammer See Plön/Rathjensdorf (ehemals Seewiesen) sowie die im Stadtgebiet Plön neu entstehenden Wohneinheiten zu entsorgen?
2.2. Ist die Kapazität des vorhandenen Klärwerkes ausreichend, um die in Planung befindlichen Wohneinheiten im Wohngebiet Trammer See Plön/Rathjensdorf (ehemals Seewiesen) sowie die im Stadtgebiet Plön neu entstehenden Wohneinheiten zu entsorgen?
2.3. Sofern eine Ertüchtigung des Klärwerkes erfolgen muß, werden die dadurch entstehenden Kosten dann auf die Gebührenzahlerinnen und Gebührenzahler umgelegt?
Zum Thema Eschließunt durch ÖPNV, Rad- und Fußwege
3.1. Wie soll das Wohngebiet Trammer See Plön/Rathjensdorf für Fußgänger und Radfahrer an Plön angeschlossen werden?
3.2. Welche Kosten entstehen für den ggf. erforderlichen Bau von Rad- und Fußwegen?
Sofern noch keine konkreten Angaben gemacht werden können bitte ich um eine erste Kostenschätzung.
3.3. -Wie soll der neue Ortsteil mit dem Öffentlichen Personennahverkehr an die Kreisstadt angebunden werden?
– In welcher Frequenz sollen Busse verkehren?
– Welche Kosten sind für die Busanbindung zu erwarten?
Sofern noch keine konkreten Angaben gemacht werden können bitte ich um eine erste Kostenschätzung.