Der Einfluß des Militärs auf die Bevölkerungsentwicklung in Plön

Heute wurde das Jubiläum 250 Jahre Garnisonsstadt begangen. In der vergangenen Woche war ich auf der Tagung „150 Jahre, Kiel und die Marine“. Dort wurden unter anderem verschiedenen Marinestützpunkte im In- und Ausland vergleichend betrachtet und für Kiel verschiedene Aspekte der Standentwicklung und der Entwicklung des sozialen Lebens dargestellt.
Schon in Kiel habe ich mich gefragt, ob die Erkenntnisse in irgend einer Form auch auf Plön übertragbar sind.
Im heutigen Festvortrag führte der Marinehistoriker Dr. Hartwig aus, daß die Stadt Plön im Oktober 1764 ca. 1200 Einwohner hatte und die Einquartierung von ungefähr 140 Soldaten einen Einwohnerzuwachs von über 10% darstellt.
Erneut stellte sich mir die Frage, welchen Einfluß hatte das Militär auf die Bevölkerungs- und Stadtentwicklung Plöns.
Da ich gerade keine anderen Zahlen zur Hand hatte, habe ich kurz im Produkthaushalt 2015 nachgeschlagen, wo die Einwohnerentwicklung – für die Zeit vor 1989 leider nur mit Lücken – dargestellt ist. Von 1930 bis 1939 hat die Einwohnerzahl von 4135 auf 5024, also um gut 20% zugenommen. Es wäre nun zu prüfen, wie sich vergleichbare Städte in dem Zeitraum entwickelt haben. Ich halte es aber für wahrscheinlich, daß der Zuzug der Marine im Jahr 1938 hier von Bedeutung ist. Der bevölkerungspolitische Effekt der Nationalpolitischen Erziehungsanstalt dürfte eher gering gewesen sein, da sie 1933 aus der bereits vorhandenen Staatlichen Bildungsanstalt hervorgegangen ist, als deren Vorgängerin man wiederum die Kadettenanstalt betrachten muß.
Im Zeitraum 1939 bis 1946 wuchs die Einwohnerzahl von 5024 auf 8381 (ca. 60%) an. Der Schwerpunkt des Zuwachses dürfte das Jahr 1945 gewesen sein, als Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten nach Schleswig Holstein strömten. Die Bevölkerungszahl in Schleswig Holstein stieg damals von ca. 1,6 Millionen um 990.000 auf knapp 2,6 Millionen (ca. 61%). Plön liegt damit im Landesdurchschnitt.
In den folgenden 8 Jahren bis 1958 stieg die Einwohnerzahl weniger stark. Plön verzeichnete kanpp 1000 zusätzliche Bürgerinnen und Bürger. Die Einwohnerzahl stieg auf 9325. Das entspricht einem durchschnittlichen Wachstum von 118 Personen pro Jahr.
1958 rückten das Pionierbataillon 6 in Stadtheide ein. Bis 1960 erhöhte sich die Einwohnerzahl in nur 2 Jahren um weitere 1056 Bürgerinnen und Bürger auf 10381. Das entspricht einem Zuzug von 528 Personen pro Jahr und liegt deutlich über dem Schnitt der vorhergehenden Jahre. Dieser Schub in der Bevölkerungsentwicklung dürfte auf den Zuzug der Pioniere zurückzuführen sein.
Die MUS rückte erst im Laufe des Jahres 1960 in Plön ein. Leider liegen mir gerade nur die Einwohnerzahlen für das Jahr 1960 und das Jahr 1970 vor. In diesem Zeitraum stieg die Einwohnerzahl um weitere 1009 Personen auf 11390 an. Ich halte es für wahrscheinlich, daß der Zuzug der MUS hier mit eine Rolle gespielt hat, da der Pillenknick Mitte der 60-ger Jahre einsetzte und auf die Bevölkerungsentwicklung eher bremsend wirkte. Von 1970 bis 1989 verharrte die Bevölkerungszahl auf dem Niveau, was die Nannahme plausibel macht.
Von 1990 auf 1991 stieg die Bevölkerungszahl von 10600 um 1634 auf 12234. Dieser Schlagartige Anstieg steht vermutlich im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung. Neben Zuzügen aus den neuen Bundesländern halte ich die Erklärung des Bürgermeisters für nachvollziehbar, daß sich die Soldaten aus den neuen Bundesländern zwar angemeldet, aber nicht abgemeldet haben. Das war möglich, weil das Meldewesen in den neuen Ländern noch nicht umstrukturiert war.
1996 wurde das Pionierbataillon 6 aufgelöst. Erstaunlicherweise stieg die Einwohnerzahl von 12639 im Jahr 1996 um 966 Personen auf 13605 an und erreichte ihren Höchstwert im Jahr 1997.
Diese Bevölkerungszunahme trotz Truppenabzug kann ich mir nicht erklären.
Seither sank die Einwohnerzahl mehr oder weniger stetig auf 12778 im Jahr 2012 ab. Die Schließung des Internates im Jahr 2000 macht sich nicht wirklich bemerkbar.
Durch das Ergebnis des Mikrozensus wurde die Einwohnerzahl für 2011 auf 8686 korrigiert. Ein Verlust von über 4000 Karteileichen. Die meisten davon wohl Soldaten, die sich in Plön an- aber nie abgemeldet haben. Ein Effekt auf die Bevölkerungsentwicklung, der in dieser Ausprägung bundesweit wohl als Sonderfall angesehen werden muß.

Verfassung bleibt ohne Gottesbezug

Der Antrag der CDU, einen Gottesbezug in die überarbeitete Landesverfassung aufzunehmen, bekam im Landtag nicht einmal eine einfache Mehrheit. Damit bleibt die Verfassung gottseidank frei von weltanschaulichen  Vorbestimmngen. Übrigens wird niemand  gezwungen, seinem Glauben abzuschören.

Das fürht mich zu dem, was ich am Samstag in der Zeitung lesen mußte. Hier wurde berichtet, daß der barrierefreie Zugang zur Nikolaikirche hergestellt ist. Wie in der KN zu berichtet wurde, waren die KirchenvorsteherInnen Habenich-Voss und Zastrow erzürnt, daß sie für die Fläche, die zum Markt gehört, jährlich 250,– Euro Sondernutzungsgebühr an die Eigentümerin, die Stadt, zahlen sollten. Wenn es zutrifft, daß Herr Habenicht-Voss in dem Zusammenhang geäußert hat: „Es ist manchmal eine Herausforderung, mit der Stadt Plön zusammenzuarbeiten“, dann halte ich das für eine Rotzigkeit, zumal letztendlich auf die Erhebung der Sondernutzungsabgabe verzichtet wurde.
Offenbar betrachten einige Kirchenvertreter den Säckel der Stadt als Geldquelle, aus dem man sich ungeniert bedienen kann. Es ist manchmal schon eine Herausforderung, die Ansprüche der Kirche nicht öffentlich zu kommentieren.

Als besonders peinlich empfinde ich den Vorgang, weil jeder weiß, wie es um die Finanzen der Stadt bestellt ist. Und jeder könnte wissen, daß das Kirchensteueraufkommen nach den Rekordjahren 2012 und 2013 noch einmal um voraussichtlich vier bis fünf Prozent steigen wird. Die katholische Kirche kann mit Mehreinnahmen in Höhe von 250.000.000,– Euro rechnen, die evangelische Kirche ist immerhin mit voraussichtlich 200 Millionen dabei.