100 Jahre Oktoberrevolution

In der Nacht von heute auf morgen jährt sich ein Ereignis, das den Verlauf des letzten Jahrhunderts wie kaum ein anderes beeinflußt hat und dennoch verhältnismäßig unbeachtet vorbeigehen wird.
Der 07. November 1917 war der Tag der Oktoberrevolution. Oktoberrevolution, weil sie nach dem damals in Russland noch gültigen julianischen Kalender am 25. Oktober stattfand.

In unserem kollektiven Bewußtsein haben wir den Sturm auf das Winterpalais vor Augen, so wie es uns in Sergei Eisensteins Film „Oktober. Zehn Tage, die die Welt erschütterten“ aus dem Jahr 1927 gezeigt wurde. Tatsächlich erfolgte die Entmachtung der Menschewisten und die Übernahme der Staatsmacht durch die Bolschewisten unter Lenin vergleichsweise gewaltfrei und unspektakulär. Der Panzerkreuzer Aurora hat den Startschuß zur Revolution auch nur mit Manövermunition (Platzpatronen) gegeben.

Dafür waren die langfristigen Folgen um so wirkungsmächtiger und haben den Verlauf des 20. Jahrhunderts nachhaltig mitbestimmt.

Ich möchte nur einige Aspekte anreißen, die mir im Zusamenhang mit den damaligen Ereignissen und ihren Folgen interessant zu sein scheinen.

Nach der Übernahme der Staatsgewalt stand die seither bolschwistisch geführte Regierung vor zwei großen Herausforderungen. Zum einen mußte sie den Krieg mit Deutschland beenden, ein zentrales Versprechen. Hierzu war sie bereit, einen von Seiten des Deutschen Reiches diktierten „Schmach- und Diktatfrieden“ hinzunehmen, der mit gewaltigen Gebietsverlusten einher ging.
Während die Westalliierten bis dahin versuchten, das Ausscheiden der Russen aus der Entente – dem gegen die Mittelmächte, vornehmlich gegen Deutschland und Österreich gerichteten Bündnis – zu verhindern, ging das reichsdeutsche Kalkül auf. Lenin, der mit reichsdeutscher Unterstützung aus der Schweiz nach Russland reisen konnte und finanziell durch das Deutsche Reich unterstützt wurde, beendete den Krieg mit dem Deutschen Reich unter für Russland demütigenden Bedingungen. Für das Deutsche Reich war bedeutend, daß Truppen von der Ostfront an die Westfront verlegt werden konnten, um dort zur Entlastung der erschöpften Truppen beizutragen und das Potential für eine entscheidende Offensive zu stellen, bevor die US-amerikanischen Truppen in großer Anzahl auf dem Schlachtfeld erscheinen.

Das zweite Problem für die neu gebildete Sowjetmacht war ein Bürgerkrieg, in dem die „Roten“ den  „Weißen“ gegenüberstanden, die wiederum vom Ausland unterstützt wurden, das jeden Erfolg und die Ausbreitung revolutioärer Bewegungen verhindern wollte. Der Bürgerkrieg wurde von beiden Seiten mit unglaublicher Härte und unter Inkaufnahme hoher Verluste, auch unter der Zivilbevölkerung, geführt. Es ist bemerkenswert, daß es der jungen Sowjetunion gelungen ist, bestehen zu bleiben.

Mit der Einführung des 8-Stunden Tages und Ansätzen des Mutterschutzes setzten die Räte sozialpolitische Maßstäbe, die auch auf die Forderungslage der Arbeiterparteien in Europa ausstrahlten. Vor diesem Hintergrund stellt sich natürlich die Frage, welche Auswirkungen die Oktoberrevolution als ganzes und die sozialen Errungenschaften im Einzelnen auf die Situation im Deutschen Reich hatten. So kann als gesichert angesehen werden, daß ein Einfluß auf die Durchführung und eine Vorbildfunktion für die Januarstreits 1918 bestand. Ausgehend von den Januarstreiks führt die Entwicklung hin zum Kieler Matrosenaufstand und zur Novemberrevolution. Möglicherweise läßt sich die kurze „Schockstarre“ der bürgerlichen Kräfte während der Novemberrevolution mit der Angst vor „russischen Verhältnissen“ erklären. Letztendlich und viel bedeutender ist aber, dass die Sozialdemokratie die revolutionären Bestrebungen eingehegt hat und damit faktisch in den Kreis demokratisch orientierter Parteien wechselte, auch wenn sie sich vom Klassenkampf letztendlich erst 1959 mit dem Godesberger Programm verabschiedet hat. Die Entwicklung der sozialdemokratischen Parteien in Europa zu staatstragenden Parteien wäre ohne die klare Abgrenzung zur Sowjetunion deutlich schwerer gefallen oder sogar unmöglich gewesen.

Gleichermaßen bemerkenswert sind die Fortschritte in der Industrialisierung während der zwanziger Jahre. Die sowjetische Planwirtschaft überstand auch die Weltwirtschaftskrise ohne schwerwiegende Einbrüche.

Sehr viel problematischer war die Hungerkatastrophe Anfang der dreißiger Jahre. Die Kollektivierung der Landwirtschaft, der Widerstand der Bauern gegen die Kollektivierung sowie die zeitgleich einsetzende Dürre führten zu deutlichen Ernteausfällen mit einer anschließenden Hungerkatastrophe, die als Holodomor in die Geschichtsbücher einging. Ob die Verteilung der knappen Lebensmittel politisch bewußt genutzt wurde, um politische Gegner oder ethnische Gruppen wie die Ukrainer auszuhungern, ist umstritten, da auch in anderen Teilen der Sowjetunion gehungert wurde. Über die Frage, ob es sich um einen Völkermord handelte, wird heute unter politischen Vorzeichen wieder gerungen. Eine einfache Antwort gibt es unter den gegebenen Umständen nicht.

Es waren nicht die bürgerlich-demokratischen Kräfte in den Heimatländern, die den faschistischen Bewegungen in Europa und vor allem in Deutschland ein Ende bereiteten. Es ist unstrittig, daß die  Sowjetunion die Hauptlast im Kampf gegen das Dritte Reich getragen hat. Unstrittig ist auch, daß die Westfront nach der Invasion 1944 eine starke Entlastung gebracht. Ob sie den Ausgang des Krieges entscheidend beeinflußt hat, darüber kann ebenso spekuliert werden wie über die Frage, ob deutsche Städte bei einer längeren Kriegsdauer noch Ziel von Nuklearwaffenangriffen geworden wären.

Trotz alledem darf nicht unerwähnt bleiben, daß die Säuberungen unter Stalin offen sichtbares Zeichen seiner Terrorherrschaft waren. Das System der Arbeitslager bleibt über Stalins Tod hinaus Teil eines totalitären Unterdrückungssystems. Den Umstand, daß Stalin in Teilen der russischen Bevölkerung weiterhin ein hohes Ansehen genießt, ist nicht ganz so bedenklich wie der Umstand, daß der türkische Präsident die stalinistische Wortwahl von der Säuberung des Staatsapparates übernimmt und sich mit seinem Vorgehen gegen die Opposition zumindest verbal an den sowjetischen Diktator anlehnt.

Im Kalten Krieg erwies sich die Sowjetunion zumindest nach der Kuba-Krise als verläßlicher und berechenbarer Gegner. Die Sowjetunion und mit ihr der Rest des Warschauer Paktes bzw. des COMECON konnten bis in die siebziger Jahre noch auf eine ordentliche gesellschaftliche, wirtschaftliche und wissenschaftliche Entwicklung zurückblicken. Dennoch erwies sich die Planwirtschaft langfristig als deutlich schwächer. Der Rüstungswettlauf, zu Ende hin noch befeuert durch das US-amerikanische SDI-Programm, schwächte das wirtschaftliche Potential der Sowjetunion. Ob die NATO oder „der Westen“ die Sowjetunion zu Tode gerüstet hat, ob die schwächelnde Wirtschaft zum inneren Zerfall beigetragen hat oder ob der innere Zerfall ein Prozess war, der sich unabhängig von der schwächelnden Wirtschaft entwickelte, darüber läßt sich trefflich streiten.

Tatsache ist, daß sich die Welt nach der Zerfall der Sowjetunion verändert hat. Es kam nicht zu einer weltweiten Vorherrschaft liberaler und marktwirtschaftlicher Demokratien, wie sie im „Ende der Geschichte“ von Francis Fukuyama 1992 vorhergesagt wurde. Interessant ist die Frage, ob der Ost-West-Konflikt bestehende andere Konflikte nur überdeckt hat und nicht wirksam werden ließ oder ob die heutigen Konfliktlinien sich nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes erst entwickeln konnten.

Vor hundert Jahren kam wurde eine Entwicklng in Gang gesetzt, deren Auswirkungen heute noch spürbar sind. Vielleicht eine guter Anlaß, sich Zeit zu nehmen, um sich Gedanken über langfristige Entwicklungen zu machen.

70 Jahre Kriegsende

Am Freitag, dem 05. Juni 2015 wird die Sonderausstellung „70 Jahre Kriegsende“ im Museum des Kreises Plön eröffnet.
00_70-Jahre_000_Plakat_060000may_01_klDie Ausstellung ist das Ergebnis eines gemeinsamen Projektes der
Geschichts-AG der Schule am Schiffsthal und der Militärhistorischen Lehrsammlung der Marineunteroffizierschule Plön in Zusammenarbeit mit dem Museum des Kreises Plön.

Die Ausstellung kann vom 05. Juni bis zum 19. Juli 2015 zu den normalenÖffnungszeiten des Museums des Kreises Plön besucht werden.

Die Geschichts – AG der Gemeinschaftsschule am Schiffsthal und die
Marineunteroffizierschule haben seit mehreren Jahren an der Gestaltung desVolkstrauertages und des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus mitgewirkt.
In einem Gespräch zwischen dem Leiter der Geschichts – AG sowie dem Leiter der Militärhistorischen Sammlung hat sich die Idee für ein gemeinsames Projekt entwickelt, das nunmehr umgesetzt ist.
Die Ausstellung „70 Jahre Kriegsende“ geht auf verschiedene Aspekte des Jahres1945 ein. Die Ereignisse während der Zeit, in der Plön Sitz der Regierung Dönitz war, werden ebenso betrachtet wie andere Themen, zum Beispiel die Situation der deutschen Soldaten in dem Internierungslager F, das auch als „Kral“ bekannt ist, die
Situation der Flüchtlinge oder der Displaced Persons.

Das gemeinsame Projekt ist auch im Zusammenhang mit der Patenschaft der Stadt Plön und der Marineunteroffizierschule zu sehen.

Der Einfluß des Militärs auf die Bevölkerungsentwicklung in Plön

Heute wurde das Jubiläum 250 Jahre Garnisonsstadt begangen. In der vergangenen Woche war ich auf der Tagung „150 Jahre, Kiel und die Marine“. Dort wurden unter anderem verschiedenen Marinestützpunkte im In- und Ausland vergleichend betrachtet und für Kiel verschiedene Aspekte der Standentwicklung und der Entwicklung des sozialen Lebens dargestellt.
Schon in Kiel habe ich mich gefragt, ob die Erkenntnisse in irgend einer Form auch auf Plön übertragbar sind.
Im heutigen Festvortrag führte der Marinehistoriker Dr. Hartwig aus, daß die Stadt Plön im Oktober 1764 ca. 1200 Einwohner hatte und die Einquartierung von ungefähr 140 Soldaten einen Einwohnerzuwachs von über 10% darstellt.
Erneut stellte sich mir die Frage, welchen Einfluß hatte das Militär auf die Bevölkerungs- und Stadtentwicklung Plöns.
Da ich gerade keine anderen Zahlen zur Hand hatte, habe ich kurz im Produkthaushalt 2015 nachgeschlagen, wo die Einwohnerentwicklung – für die Zeit vor 1989 leider nur mit Lücken – dargestellt ist. Von 1930 bis 1939 hat die Einwohnerzahl von 4135 auf 5024, also um gut 20% zugenommen. Es wäre nun zu prüfen, wie sich vergleichbare Städte in dem Zeitraum entwickelt haben. Ich halte es aber für wahrscheinlich, daß der Zuzug der Marine im Jahr 1938 hier von Bedeutung ist. Der bevölkerungspolitische Effekt der Nationalpolitischen Erziehungsanstalt dürfte eher gering gewesen sein, da sie 1933 aus der bereits vorhandenen Staatlichen Bildungsanstalt hervorgegangen ist, als deren Vorgängerin man wiederum die Kadettenanstalt betrachten muß.
Im Zeitraum 1939 bis 1946 wuchs die Einwohnerzahl von 5024 auf 8381 (ca. 60%) an. Der Schwerpunkt des Zuwachses dürfte das Jahr 1945 gewesen sein, als Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten nach Schleswig Holstein strömten. Die Bevölkerungszahl in Schleswig Holstein stieg damals von ca. 1,6 Millionen um 990.000 auf knapp 2,6 Millionen (ca. 61%). Plön liegt damit im Landesdurchschnitt.
In den folgenden 8 Jahren bis 1958 stieg die Einwohnerzahl weniger stark. Plön verzeichnete kanpp 1000 zusätzliche Bürgerinnen und Bürger. Die Einwohnerzahl stieg auf 9325. Das entspricht einem durchschnittlichen Wachstum von 118 Personen pro Jahr.
1958 rückten das Pionierbataillon 6 in Stadtheide ein. Bis 1960 erhöhte sich die Einwohnerzahl in nur 2 Jahren um weitere 1056 Bürgerinnen und Bürger auf 10381. Das entspricht einem Zuzug von 528 Personen pro Jahr und liegt deutlich über dem Schnitt der vorhergehenden Jahre. Dieser Schub in der Bevölkerungsentwicklung dürfte auf den Zuzug der Pioniere zurückzuführen sein.
Die MUS rückte erst im Laufe des Jahres 1960 in Plön ein. Leider liegen mir gerade nur die Einwohnerzahlen für das Jahr 1960 und das Jahr 1970 vor. In diesem Zeitraum stieg die Einwohnerzahl um weitere 1009 Personen auf 11390 an. Ich halte es für wahrscheinlich, daß der Zuzug der MUS hier mit eine Rolle gespielt hat, da der Pillenknick Mitte der 60-ger Jahre einsetzte und auf die Bevölkerungsentwicklung eher bremsend wirkte. Von 1970 bis 1989 verharrte die Bevölkerungszahl auf dem Niveau, was die Nannahme plausibel macht.
Von 1990 auf 1991 stieg die Bevölkerungszahl von 10600 um 1634 auf 12234. Dieser Schlagartige Anstieg steht vermutlich im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung. Neben Zuzügen aus den neuen Bundesländern halte ich die Erklärung des Bürgermeisters für nachvollziehbar, daß sich die Soldaten aus den neuen Bundesländern zwar angemeldet, aber nicht abgemeldet haben. Das war möglich, weil das Meldewesen in den neuen Ländern noch nicht umstrukturiert war.
1996 wurde das Pionierbataillon 6 aufgelöst. Erstaunlicherweise stieg die Einwohnerzahl von 12639 im Jahr 1996 um 966 Personen auf 13605 an und erreichte ihren Höchstwert im Jahr 1997.
Diese Bevölkerungszunahme trotz Truppenabzug kann ich mir nicht erklären.
Seither sank die Einwohnerzahl mehr oder weniger stetig auf 12778 im Jahr 2012 ab. Die Schließung des Internates im Jahr 2000 macht sich nicht wirklich bemerkbar.
Durch das Ergebnis des Mikrozensus wurde die Einwohnerzahl für 2011 auf 8686 korrigiert. Ein Verlust von über 4000 Karteileichen. Die meisten davon wohl Soldaten, die sich in Plön an- aber nie abgemeldet haben. Ein Effekt auf die Bevölkerungsentwicklung, der in dieser Ausprägung bundesweit wohl als Sonderfall angesehen werden muß.

25 Jahre Mauerfall

Zum 25-jährigen Jahrestag des Mauerfalls ist in den vergangenen Tages alles gesagt, gezeigt, abgespielt und wiederholt worden, was gesagt, gezeigt, abgespielt und wiederholt werden mußte.

Für mich das Beste war das Wortgefecht Biermann – Lammert in Verbindung mit einer abgewatschen “Die Linke” Fraktion.
Etwas verunglückt der Hinweis von Biermann, daß er am 7. November nicht seine Silberhochzeit feiert, sondern den Jahrestag der Oktoberrevolution.

Ich verzichte  darauf, einen weitergehenden Beitrag zu schreiben und verweise gerne auf den Wissenschaftsblog von Florian Freistetter, der als Österreicher schon ein paar Jahre in Jena lebt und in seinem Wissenschaftsblog ein paar persönliche Gedanken zum Mauerfall veröffentlicht hat.

Volles Programm

In den nächsten Tagen beginnt für mich der Wahlkampf, aber vorher muss ich mich noch um ein paar private Angelegenheiten wie Garten und Boot kümmern. Heute Abend freue ich mich auf die „Peerstallfete“ in der Hofkneipe Grebin, morgen früh legen wir mit Info-Ständen zur Kommunalwahl los.
Anschließend geht es zum Sozialen Dienstleistungszentrum (Mehrgenerationenhaus Altes E-Werk), das ab 14:00 Uhr sein 15-jähriges Jubiläum feiert.

Die Feier zum 150. Jubiläum der SPD beginnt ebenfalls um 14:00 Uhr. Sie findet auf der Festwiese in Niederkleveez statt. Mit Kaffee und Kuchen, Getränken, Würstchen und Fleisch vom Grill wird für das leibliche Wohl gesorgt.

An diesem Wochenende muss ich mich auch noch mit der Stellungnahme der Stadt Plön zum Bebauungsplan des Gewerbegebietes in Schwentinental auseinandersetzen. Hier scheint mir noch deutlicher Nachbesserungsbedarf zu bestehen.