Der Kalte Krieg in Norddeutschland.

Am gestrigen Montag fand in der Dänischen Zentralbibliothek in Flensburg eine Podiumsdiskussion zum Thema: „Militärische Konfrontation, Dänemark, die Bundesrepublik und die DDR im Kalten Krieg“ statt. Podiumsteilnehmer waren Prof. Dr. Thomas Wegener Friis von der Syddansk Universitet, Prof. Dr. Robert Bohn von der Universität Flensburg, Doktorant Jesper T. Henriksen und Dr. Dieter Kollmer vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Veranstalter war die Akademie Scheersberg.

Professor Wegener Friis führte im ersten Vortrag aus, daß es dem Warschauer Pakt darauf ankam, der sowjetischen Doktrin folgend den Krieg möglichst schnell auf gegnerischem Territorium auszutragen. Der „Küstenfront“ (eine militärische Organisationsstruktur, die Land, Luft und sofern sinnvoll auch Seestreitkräfte umfaßt) kam unter polnischer Führung die Aufgabe zu, zum Einen durch die Norddeutsche Tiefebene in Richtung Niederlande/Belgien vorzustoßen und zum anderen durch einem Schwenk nach Norden das dänische Festland (Jütland) zu besetzen. Gleichzeitig mit dem Vorstoß nach Jütland waren eine große amphibische Landungen südlich Kopenhagens aus Sjaelland und eine kleinere amphibische Landung auf Lolland geplant.
Um den Widerstand der NATO zu brechen, war der Einsatz strategischer Atomwaffen etwa gegen Hamburg, Kopenhagen und Amsterdam ebenso fest eingeplant wie der Einsatz taktischer Nuklearwaffen gegen militärische Ziele im südlichen Schleswig Holstein. Insgesamt kann man von dem geplanten Einsatz von 30 bis 40 Nuklearwaffen pro Tag ausgehen.
Im Gegenzug wurde erwartet, daß die NATO in ähnlichem Umfang Nuklearwaffen nutzt.

Dem stellte Dr. Kollmer die Planungen der NATO gegenüber. In den fünfziger Jahren gingen die Planungen davon aus, daß ein Angriff des Warschauer Paktes erst am Rhein abgefangen werden konnte. Diese Planung war insbesondere für die BRD politisch schwer akzeptabel. Daher wurde in den sechziger Jahren geplant, die Verteidigung auf der Linie Hamburg, Hannover, München zu organisieren. In den Siebzigern wurde die Verteidigungslinie direkt an die innerdeutschen Grenze vorgeschoben. In den achtziger Jahren wurde eine Verteidigung so weit wie möglich an der innerdeutschen Grenze angestrebt, wobei die Bekämpfung der zweiten und dritten Welle der Warschauer Pakt-Kräfte – also der Kräfte, die den Durchbruch erzwingen sollten – bereits auf dem Gebiet der DDR bzw. Polens erfolgen sollte.
Den in Schleswig Holstein und Dänemark stehenden Kräften (ca. 200.000 Soldatinnen und Soldaten, zuzüglich Verstärkung aus Großbritannien und den USA) fiel dabei die Aufgabe zu, die Ostseezugänge zu sichern und die Flanke der in Richtung Niederlande/Belgien vorstoßenden Warschauer Pakt Kräfte zu bedrohen. Allein in Schleswig Holstein standen 86.000 deutsche Soldaten von Heer, Luftwaffe und Marine, auf zehn Einwohner kam ein Soldat.

Doktorand Henriksen führte aus, daß Dänemark der NATO bereits als Gründungsmitglied angehörte. Dänemark trägt bereits 1950 die grundsätzliche Absicht der NATO mit, eine deutsche Wiederbewaffnung im Rahmen der NATO zu realisieren, obwohl es starke Vorbehalte in der dänischen Bevölkerung gab. Der Koreakrieg überdeckte diese Vorbehaltedann  teilweise. In dem Zusammenhang mit den Beitrittsabsichten der BRD zur NATO  sind die Bonn – Kopenhagener Erklärungen zu sehen, die noch heute als Musterbeispiel für den gegenseitigen Minderheitenschutz gelten und z.B. den SSW von der 5% Hürde befreit. Mit diesen Erklärungen sollten weitere dänische Vorbehalte entkräftet werden. Um diese Erklärungen durchzusetzen, drohte die dänische Regierung seinerzeit auf diplomatischem Parkett, den NATO-Beitritt der BRD mit ihrem Veto zu blockieren. Diese Möglichkeit hätte durchaus bestanden, da bei der NATO das Prinzip der Einstimmigkeit gilt. Tatsächlich hätte die dänische Regierung den Beitritt aber nicht blockiert.
Bereits 1959 gibt es eine enge militärische Zusammenarbeit zwischen der BRD und Dänemark, die aber nicht öffentlich gemacht wird, um das Thema aus dem dänischen Wahlkampf herauszuhalten. Man befürchtete, durch die Thematisierung der kommunistischen Partei in die Hände zu spielen. (Offenbar hatte die kommunistische Partei durch die Arbeit im Widerstand während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg im Nachkriegsdänemark einen Vertrauensüberschuß. Dieser Überschuß ist aber spätestens 1960 aufgebraucht, die Partei erleidet eine empfindliche Wahlniederlage. Allerdings wechseln etliche Mitglieder in die sozialistische Partei und behalten politischen Einfluß. Bis in die siebziger Jahre hinein bestanden bei ca. einem Drittel der dänischen Bevölkerung anti-deutsche Ressentiments. Dazu kommt, daß viele Dänen bis dahin die DDR für das bessere Deutschland halten.
– aus einem Randgespräch nach der Veranstaltung – .)
1961 macht die NATO diese Zusammenarbeit öffentlich und zwingt damit das dänische Parlament zu seiner Zustimmung, womit das „danish political problem“ gelöst ist.
Betont wurde auch, daß es bereits Ende der vierziger Jahre deutsch-dänische Beziehungen auf geheimdienstlicher Ebene gab, obwohl der dänische Geheimdienst eher durch die Arbeit im und Personal aus dem Wiederstand geprägt war, während die Geheimdienste der jungen BRD überwiegend auf Personal aus der NS-Struktur zurückgriffen.
In dem Zusammenhang wurde auch der British Baltic Fishery Protection Service genannt, eine Tarnorganisation, die mit deutschem Personal unter britischer Führung Geheimdienstaufträge im Bereich Ostsee durchgeführt hat, etwa das Absetzen von Agenten in den baltischen Staaten. Ein interessanter Aspekt, der mit bisher so nicht bekannt war.

In der nachfolgenden Diskussion habe ich die Frage gestellt, ob und wie Schweden in die Verteidigungsplanung der NATO eingebunden war und ob es eine – wie auch immer geartete – besondere Beziehung zwischen Kopenhagen und Stockholm gab, um die Einbindung Schwedens zu koordinieren.
In der Antwort ging es dann um die gescheiterte skandinavische Verteidigungsgemeinschaft. Vor dem NATO-Beitritt Dänemarks gab es den offenbar den Versuch, eine dänisch, norwegisch, schwedische Verteidigungsunion zu bilden. Dieser Versuch scheiterte den Aussagen zu Folge an zwei Faktoren: Schweden wollte für diese Organisation zum Einen die Neutralität festschreiben und zum Anderen eine Fokussierung auf seinen eigenen Waffenmarkt. Dänemark und Norwegen wiederum strebten die Beschaffung von Waffen – altbeständen aus dem Zweiten Weltkrieg – aus Großbritannien an. In diesem Zusammenhang fielen zwei bemerkenswerte Äußerungen:
„In den meisten Fällen findet Rüstung nicht aus militärischen Gründen statt. Es gibt viele Politikfelder, die Einfluß darauf nehmen.“
und
„Schweden ist ein einziger militärisch-industrieller Komplex“. Der schwedische Sozialstaat basiert auf dessen Gewinnen (sinngemäß).
Vielleicht war meine Fragestellung nicht präzise genug, die Antwort hatten wenig mit ihr zu tun.
(Auf Nachfrage im anschließenden Randgespräch: Eine geheime dänisch-schwedische Sonderbeziehung wäre plausibel, es sind aber keine Unterlagen bekannt.)

Im Wesentlichen übernahmen aber die gefürchteten Zeitzeugen die Hoheit über die Diskussionsinhalte. „Der Kalte Krieg wurde auch heiß geführt“ (Beschuß Tender Neckar durch eine polnische Einheit im Jahr 1987 mit drei Verletzten.)  „War 1962 Fallschirmjäger, da gab es schwedische Ausbilder auf dem Truppenübungsplatz“, „NATO hat den Krieg ohne Krieg gewonnen“, „Gibt es Beweise für die Verwicklung von Barschel in den Waffenhandel?“

Eine informative und unterhaltsame Veranstaltung.

1864, 150 Jahre Deutsch – Dänischer Krieg.

Morgen vor 150 Jahren begann der Deutsch Dänische Krieg, der auch als Zweiter Schleswig Holsteinischer Krieg bekannt ist. Während die Medien hierzulande sehr ausführlich über den Ersten Weltkrieg berichten, dessen Ausbruch sich zum 100dersten Mal jährt, hat der Deutsch – Dänische Krieg für unser Nachbarland im Norden bis heute eine nachhaltige geschichtliche Bedeutung, die der des Ersten Weltkrieges bei uns in nichts nachsteht.

Den ersten Schleswig Holsteinischen Krieg 1848 bis 51 konnten die Dänen in der Schlacht bei Idstedt für sich entscheiden. Sie konnten den militärischen Sieg aber nicht diplomatisch umsetzen. Im Londoner Protokoll von 1852 wurden die politischen Zustände der Vorkriegszeit festgeschrieben. Dänemark behielt zwar die Herrschaft über die Herzogtümer Schleswig und Holstein, die Herzogtümer selber behielten aber ihre Eigenständigkeit. Über die Verfassungsfrage kam es zu Spannungen mit dem Deutschen Bund. Die Verfassung mußte vereinbarungsgemäß für das dänische Kernland sowie die Herzogtümer Schleswig und Holstein gleichermaßen gelten. Eine liberale Verfassung wie im dänischen Kernland gefordert hätte über kurz oder lang zur Abspaltung des Herzogtums Holstein und ggf. auch des Herzogtums Schleswig geführt, in denen starke nationalliberale Bewegungen deutschgesinnter Schleswiger und Holsteiner bestanden. Ihre Zielsetzung war die Loslösung von Dänemark und die Aufnahme in den Deutschen Bund als eigenständige politische Einheit. Nationalliberale dänisch gesinnte Schleswiger strebten eine engere Bindung an den dänischen Staat an, auch unter Inkaufnahme der Loslösung von Holstein. So schloß die neue dänische Verfassung zwar Schleswig in ihren Geltungsbereich ein, Holstein aber nicht.
Dies wurde vom Deutschen Bund als Bruch des Londoner Abkommens angesehen. Im Dezember 1863 besetzten Bundestruppen Lauenburg und Holstein. Am 14. Januar 1864 erklärten Österreich und Preußen, daß sie gegenüber Dänemark unabhängig vom Deutschen Bund handeln werden und stellten zwei Tage später ein Ultimatum. Dänemark sollte die Novemberverfassung aufheben und das Herzogtum Schleswig räumen. Eine Aufhebung der Novemberverfassung war aus juristischen Gründen nicht möglich, Dänemark ließ das Ultimatum verstreichen.

Die Kampfhandlungen des Zweiten Schleswig Holsteinischen bzw. Deutsch-Dänischen Krieges begannen am 1. Februar bei Rendsburg. Preußische und Österreichische Truppen überschritten die Eider, die die Schleswig – Holsteinische Grenze markierte. Die erste dänische Verteidigungslinie verlief entlang des Dannewerkes. Sie wurde von den Österreichern ab dem 3. Februar frontal angegriffen. Die Preußen versuchten gleichzeitig, die Schlei bei Missunde zu überqueren und die dänische Verteidigung zu umgehen, um den Dänen in den Rücken zu fallen. Der Versuch in Missunde wurde abgewehrt, der Übergang über die Schlei gelang aber am 6. Februar bei Arnis.

Die dänischen Truppen mussten sich zurückziehen, um nicht eingekesselt zu werden. Hierbei kam es am selben Tag bei Oeversee zu einem Gefecht zwischen Österreichern und Dänen. Entsetzt vom Leid auf dem Schlachtfeld machten sich Flensburgerinnen und Flensburger auf den Marsch nach Oeversee, um die Verwundeten und Gefangenen zu versorgen. Dieses Ereignis entspricht dem damaligen humanistischen Geist. Die Gründung des Roten Kreuzes und die Erste Genfer Konvention fallen ebenso in diese Zeit wie 10 Jahre zuvor die Pflege von Verletzten und Erkrankten im Krimkrieg durch Florence Nightingale und die in Deutschland nahezu unbekannte Mary Seacole.

Nach dem Rückzug bezogen die dänischen Truppen die – noch nicht vollständig ausgebauten – Stellungen auf den Düppeler Schanzen, die den Übergang nach Sonderburg auf der Insel Alsen sicherten. Hier standen sie den preußischen Truppen gegenüber, während die Österreicher die Festung Fredericia belagerten. Vor Düppel entbrannten erbitterte Kämpfe. In Anbetracht der in London anlaufenden Friedensverhandlungen versuchten beide Seiten, durch die Eroberung oder durch die Verteidigung die Voraussetzungen für eine starke Verhandlungsposition zu schaffen.
Den Preußen gelang es, die Düppeler Schanzen am 18. April 1864 zu erstürmen.
Entscheidend für den preußischen Erfolg waren die neuartigen Kanonen der Firma Krupp, die auch auf große Reichweite immer noch präzise und wirkungsvoll treffen konnten und die Stellungen der Dänen sturmreif schossen. Es wird immer wieder behauptet, daß die Einführung des Zündnadelgewehres bei den preußischen Truppen kriegsentscheidend war. Das ist meines Wissens nicht richtig. Diese Waffe, die gegenüber dem bis dahin üblichen Vorderlader im Liegen, also in der Deckung, nachgeladen werden konnte und ein schnelleres und genaueres Treffen ermöglichte, war nur bei wenigen Truppenteilen verfügbar. Dort zeigte sich aber die deutliche Überlegenheit des neuen Gewehres.
Die Friedensverhandlungen waren erfolglos und wurden abgebrochen, der Krieg wurde fortgesetzt. Die Preußen eroberten Sonderburg und die Insel Alsen, die Österreicher rückten in Jütland weiter vor. Dänemark geriet in eine immer bedenklichere Position und mußte an den Verhandlungstisch zurückkehren. Dabei mußten weiter gehende Zugeständnisse an Österreich und Preußen gemacht werden. Mit dem Frieden von Wien im Oktober wurde der Krieg beendet.
Preußen erhielt die Herzogtümer Sachsen Lauenburg und Schleswig, das Herzogtum Holstein fiel an Österreich.

Dänemark, das 1814 bereits Norwegen an Schweden abtreten mußte, verlor erneut einen erheblichen Teil seines Territoriums, einschließlich der nach Kopenhagen zweit- und drittgrößten Städte (Flensburg und Kiel). Damit ging der Verlust von ca. 40% der Bevölkerung einher.

Nur zwei Jahre später wurde Holstein von Preußen annektiert. Preußen trat aus dem Deutschen Bund aus und erklärte Österreich den Krieg. Hier konnten die Preußen am 3. Juli 1866 in der Schlacht bei Königgrätz den entscheidenden Sieg erringen, wobei hier erstmalig in großem Rahmen Zündnadelgewehre zum Einsatz kamen. Darüber hinaus fanden sowohl Telegrafen zur schnellen Informationsübermittlung wie auch Eisenbahnen zur schnellen Verlegung von Truppen Einzug in die Kriegsführung in Europa. Die Schlacht bei Königgrätz legt die weitere Entwicklung in Richtung auf eine Kleindeutsche Lösung, also die Bildung eines Deutschen Staates ohne Österreich, fest. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wird durch den Sieg in der Schlacht bei Sedan der Kristallisationskern für die Deutsche Reichsgründung gelegt.

Die militärischen Siege von Düppel, Königgrätz und Sedan gehören zum Gründungsmythos des Deutschen Reiches und waren im damaligen kollektiven Bewußtsein fest verankert. Sie sind nach meiner Einschätzung mit einer der Gründe dafür, daß die Überhöhung des Militärischen, der preußische Militarismus, bestimmend für die geschichtliche Periode des Deutschen Reiches ist.

Obwohl die Dänen bei Düppel geschlagen wurden, bildete die erbittert geleistete Gegenwehr die Wurzel für den Mythos des Dänischen Widerstandswillens. Politisches Versagen und militärische Fehlentscheidungen werden verdrängt, Symbolisch hierfür steht der Anstecker der Mühle von Düppel, der in Dänemark sehr bekannt sein soll.

Nach der preußischen Annexion und dem darauf folgenden Übergang in das Deutsche Reich begann der dänisch gesinnte Bevölkerungsanteil im Landesteil Schleswig zunehmend, die eigene kulturelle Identität hervorzuheben und zu stärken. Dänische Vereine wurden gegründet und mit dem Flensborg Avis erscheint eine dänischsprachige Zeitung. Bei den Wahlen verläuft die Grenze zwischen mehrheitlich dänisch wählenden und mehrheitlich deutsch wählenden Schleswigern in etwa entlang der heutigen Staatsgrenze, wobei es in Flensburg mit ca. 52% dänischem Stimmanteil eine hauchdünne Mehrheit gibt.

Durch den Wegfall der Zollgrenze an der Elbe erschließen sich neue Märkte, gleichzeitig treten starke Konkurrenten auf. Besonders die Flensburger Tabak- und Spirituosenindustrie leiden. Die guten Handelsbeziehungen zwischen Dänemark und England fallen weg, das beeinflußt besonders den Export landwirtschaftlicher Güter. Durch die Entwicklungen im Ackerbau verdrängt die Zuckerrübe den Rohrzucker, in Folge brechen die Importe von Zucker aus der Karibik ein. Dazu kommt, daß sich die karibischen Märkte für den Handel mit den geographisch deutlich besser gelegenen USA öffnen und die Versorgung der westindischen Inseln entfällt. Die traditionellen Handelsbeziehungen mit der Karibik werden bedeutungslos. Das hat grundlegende Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben, wobei die negativen Einflüsse durch andere Entwicklungen kompensiert werden. Die Niederlage 1864 ist nicht die Ursache für diese Entwicklungen, sie beschleunigt sie aber.

Durch die Eisenbahn sowie die Kreisbahn wird das Hinterland in Nordschleswig und Angeln deutlich besser erschlossen. Flensburg entwickelt sich zum zentralen Ort in der Region. In der Gründerzeit nach 1871 kommt es zur Gründung der Flensburger Dampfschifffahrtgesellschaft und der Flensburger Schiffbaugesellschaft, die 1900 das größte private Unternehmen in Flensburg sein soll.
Hinzu kommen die Aktienbrauerei und eine Privatbank zur Finanzierung der Investitionen.

Mit der Industrialisierung verdreifacht sich die Bevölkerung Flensburgs bis 1900 auf ca. 60.000 Einwohner. Damit verändert sich auch die Einwohnerstruktur. Mit dem Erstarken der SPD als Reaktion auf die sich wandelnden gesellschaftlichen Zustände verliert die nationale Frage an Bedeutung, soziale Fragen treten in den Vordergrund.

Dennoch spielt die Nationalitäten- und Minderheitenfrage nach 1918 und 1945 eine bedeutende Rolle im nicht immer unbelasteten Zusammenleben von Deutschland und Dänemark. Stets gibt es auf dänischer Seite die Furcht vor einem übermächtigen Deutschland. Nach Aussage des ehemaligen dänischen Ministerpräsidenten und NATO-Generalsekretärs Fogh Rasmussen tritt Dänemark erst nach Ende des Kalten Krieges und mit der Teilnahme an den militärischen Einsätzen in Afghanistan und im Irak aus dem Schatten der Niederlage von 1864 heraus.

Der Krimkrieg (1853 – 1856), der Amerikanische Bürgerkrieg (1861 – 1865), der Deutsch-Dänische Krieg (1864) und der Preußisch-Österreichische Krieg (1866) sind als erste moderne Kriege zu betrachten. Technische Entwicklungen beeinflussen die Kriegsführung. Hinterlader, mehrschüssige Gewehre, Maschinengewehre, leistungsfähige Kanonen, der Einsatz von Ubooten und gepanzerten Schiffen, die Blockade von Häfen, die Vernichtung der Lebensgrundlagen in ganzen Landstrichen, die Nutzung der Eisenbahn für die strategische Verlegung von Truppen, die Nutzung der Telegrafie zur Informationsübermittlung, der Einzug der Fotographie in die Medien und die Kriegsberichterstattung und die Reglementierung zum Schutz von Verwundeten und Zivilisten zeigen Entwicklungen auf, die sich 1914 im Ersten Weltkrieg fortsetzen werden.

Grundlage des Beitrags ist eine Vortragsveranstaltung, den ich gestern bei der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte gehört habe. Dort wurden sechs Vorträge von jeweis 15 Minuten gehalten. Aufgrund der späten Stunde verzichte ich jetzt darauf, den Beitrag korrekturzulesen und Bilder einzufügen.