Von Lauenburg nach Laßrönne

Bericht über den Teilabschnitt am 26. Juli 2013.
Die letzte Nacht war sehr ruhig, jedenfalls nachdem ein Großteil der Mücken tot waren. Die Abfahrt verlief problemlos und zügig. Nach dem Gegenwind vom Vortag war die Strömung auf der Elbe sehr angenehm. Nach einiger Zeit kam das mittlerweile abgeschaltete AKW Krümmel in Sicht. Die Warnungen vor dem Sog und den starken Querströmungen sind mittlerweile überholt. Kurz darauf passiert man das Pumpspeicherwerk Geestacht. Anschließend heißt es, ein wenig aufmerksam zu sein und sich am nördlichen Ufer zu halten, um die Schleuse zu nehmen und nicht das Sperrwerk, was mit Sicherheit schief gehen würde..Vor der Schleuse kann man auf der nördlichen Flussseite etliche Güterschiffe leigen sehen und auf den Brücken darüber mehrere Einkaufswagen erkennen. Geht man an der Hauptstraße ca. 200 m weiter flussabwärts, liegen Aldi und Famila gleich auf der rechten Seite. Weiterer Proviant ist schnell gekauft und wird in einer Kette über die Binnenschiffe weitergereicht und verstaut. Der Schleusengang ist unspektakulär, auch wenn die Schleuse im Vergleich zu den vorhergehenden sehr groß wirkt. Kommt man aus der Zufahrt der Schleuse heraus, befindet man sich im Tidengewässer. Der Strom kann hier mit 2 bis 3 Knoten, also ungefähr 3 bis 5 Stundenkilometern setzen. Bei ablaufendem Wasser ergänzen sich der der Strom der Elbe und die Ebbe. Da wir drei Stunden vor Niedrigwasser aus der Schleuse sind, waren die letzten 10 Km bis zum Campingplatz Laßrönne (bei Stromkilometer 596) ein Klacks. Anders das Geschleppe des Gepäcks, das über den Deich gebracht werden mußte. Der Campingplatz machte einen leicht morbiden Eindruck. Der Zustand wird aber verständlich, wenn man weiß, dass der Betrieb zum Herbst eingestellt wird. Der Platz wurde von einem Investor erworben, der dort etwas anderes vorhat, was, weiß man wohl noch nicht (außer vielleicht der Bürgermeister oder der Vorsitzende vom Bauausschusses.) Auch wenn das Dauercampen nicht meine Welt ist, ich finde es schade, daß hier eine über Jahrzehnte gewachsene Gemeinschaft zerrissen wird.

Irgendwie erinnerte mich das Ganze auch an die Seewiesen. Dort wurde einer alte Frau, langjährige Mieterin eines Gebäudes auf dem Gelände des Gutshofes, gekündigt. Auf der damaligen Informationsveranstaltung fragte die Betroffene dann, wo sie denn nun hin solle. Die Antwort: „Ach Oma S., das wird schon nicht so schlimm“, klang zumindest in meinem Ohren wie blanker Hohn. Dem Investor kann zugutegehalten werden, dass dieser „Trost“ kam nicht von ihm kam. Das Gebäude steht, soweit ich es beobachtet habe, bis heute leer.

Knipse über Bord

Diese Tagesetappe wird mit über 35 km die längste Strecke. Noch bevor wir loskamen, konnten wir einige Sportler aus der dänischen Juniorennationalmannschaft zu ihren Wettkampfvorbereitungen ablegen sehen. Mölln und der sehr ruhige Elbe Lübeck Kanal bieten sehr gute Trainingsbedingungen.
Ab Mölln wird die Strecke weniger abwechslungsreich, bleibt aber landschaftlich immer noch reizvoll. Bis auf die Elbe sind nur noch zwei Schleusen zu bewältigen. Nach gut 20 km erreichten wir Witzeese, wo sich nach dem Schleusen eine etwas längere Pause anschloss. Leider zog sich die Pause so lange, dass die Wanderung zur nahegelegenen Dükerschleuse ausfallen mußte, damit wir im Zeitplan blieben. Die letzten 10 km bis zur Schleuse Lauenburg zogen sich, den meisten stecken die Anstrengungen der letzten Tage noch in den Knochen.
Das Bootshaus in Lauenburg ist wieder nutzbar, nachdem die Bootshallen während es Elbehochwassers bis fast zur Decke unter Wasser standen. Wir wurden sehr nett in Empfang genommen. Man riet uns vom Zelten ab, da die Rasenfläche noch nicht abgetrocknet war. Außerdem wurde uns – und das traf einige sehr – davon abgeraten in der Elbe zu baden, da zahlreiche Kläranlagen und Industriegebiete überschwemmt waren und die Schwebstoffe sich noch im Wasser und am Grund befinden. Nach der anstrengenden Etappe war das Interesse an einem abendlichen Stadtbummel sehr gering ausgeprägt. Außerdem müssen wir am nächsten Tag früh los, denn um 0915 Uhr ist Hochwasser an der Schleuse in Geestacht. Da wir gerne mit der Strömung rudern wollen, sollten wir nicht später als 2 Stunden nach Hochwasser dort eintreffen. Daher ist frühes Aufstehen angesagt und den abendlichen Bummel durch die historischen Altstadt müssen wir auf der nächsten Fahrt nachholen.
Leider werde ich keine Bilder mehr einstellen können, da meine Kamera gestern über Bord gesprungen ist.

Lübeck ich muß Dich lassen

Nach dem Frühstück und vor der Abfahrt in Lübeck mußte erst einmal der Gruppenraum aufgeklart werden. Dabei redet man sich schon mal den Mund fusselig. Aber nachdem das letzte Pipi gemacht wurde, ging s dann los. Ein kurzes Stück die Trave aufwärts, dann zweigt der Elbe Lübeck Kanal links ab. Die Landschaft auf den ersten 26 KM ist sehr abwechslungsreich. Schilfgürtel, Kiefern oder Buchenwälger wechseln mit Wiesen und kleinen Orten ab.

130724_ELKUnd die 5 Schleusen sorgen für Pausen und Abwechslung. Aufgrund des Wassermangels müssen Sportboote im Moment bis zu zwei Stunden auf die Schleusung warten und werden nur gemeinsam mit Güterschiffen oder in Gruppen geschleust. Wir sind dann mit zwei Motorbooten und einem Segelboot unter Motor gemeinsam gefahren.

Der Elbe Lübeck Kanal wurde 1900 in Betrieb genommen und war von den Lübeckern auch als Konkurrenz zum damaligen Kaiser Wilhelm -, dem heutigen Nord-Ostsee Kanal gedacht. Interessant ist aber, dass er einen Vorgänger hat, den Stecknitz – Delvenau Kanal, der bereits 1398 fertiggestellt wurde und als erster echter Wasserscheidekanal Europas gelten soll. Ob er von seegehenden schiffen befahren werden konnte, konnte ich nicht herausfinden. Die erste Verbindung zwischen Nord- und Ostsee für seegängige Schiffe war der 1784 in Betrieb genommene Schleswig-Holsteinische Canal, der als Vorgänger des Nord-Ostsee Kanals gelten kann.
Mein Mitfahrer führen eine so genannte Google-Liste mit Fragen, die während der Fahrt nicht beantwortet werden können. Heute kam die Frage auf, in welchem Kanal die größten Schiffe fahren können. Zur Auswahl standen der Panama-, der Sues- und der Nord Ostsee Kanal (NOK). Die Antwort ist eindeutig der Sues Kanal, für den es keine Längenbegrenzung gibt und der eine uneingeschränkte Breitenbegrenzung von 64 Metern hat. Die Schiffe im Panama Kanal können mit 294,3 Metern deutlich länger sein als die auf dem NOK (235 Meter), dafür können die Schiffe dort mit 32.5 Metern etwas breiter sein als die auf dem Panama Kanal (32,3 Meter). Das klingt nach Punktsieg für Panama. Dafür gilt der NOK als die am meisten befahrene künstliche Wasserstraße der Welt.   Alle Angaben ohne Gewähr und aus der Quelle Wikipedia)

Eine andere noch offene Frage ist, ob Lotus eine Wasserpflanze ist.
Die Antwort darauf ist auch nicht einfach.

In Mölln wurden wir sehr nett aufgenommen. Dunkle Wolken kündigten Regen an, der mittlerweile auch eingesetzt hat. Bis vor einigen Jahren war Mölln für seine Altstadt bekannt und für Till Eulenspiegel berühmt.

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Leider hat sich hier im November 1992 ein Brandanschlag ereignet, bei dem 3 türkische Menschen ermordet wurden. Dieser Anschlag ist in einer Linie mit den Bandanschlägen und Ausschreitungen in Hoyerswerda und Rostock Lichterhagen zu sehen. In Mölln ist das Thema rechtsextremes oder rechtsradikales Gedankengut offenbar noch nicht durch, wie das nachfolgende Plakat zeigt, das ich beim abendlichen Spaziergang aufgenommen habe.
130724_mölln buntAber mit dem Problem steht Mölln nicht alleine da, und ich kann den Besuch in der Möllner Altstadt oder eine Wanderung entlang des Elbe Lübeck Kanals als Tagesausflug nur empfehlen.