Noch kein großer Plöner

In meinem letzten Beitrag zum Thema „Kadettenausstellung“ im Kreisheimatmuseum habe ich mich mit General Ludendorff auseinandergesetzt. Dort wird Ludendorff als “Großer Plöner” bezeichnet, auch wenn mittlerweile ein kleines Schild darauf hinweist, daß nicht alle als “Große Plöner” bezeichneten Personen heute von jedermann als “Großer Plöner” angesehen werden.

Die bisherigen Beiträge sind unter folgenden Links nachzulesen:
Beitrag vom 24. November 2013
Beitrag vom 04. Dezember 2013
Beitrag vom 08. Dezember 2013

Im diesem Beitrag geht es – nicht ganz so ausführlich – um zwei Kadetten, von denen zumindest einer nach meiner Auffassung auch kein “großer Plöner” ist. Bei der Auswahl der Personen kommt es mir darauf an aufzuzeigen, dass nicht alle Kadetten in ihrem späteren Werdegang als Parteigänger des Nationalsozialismus anzusehen sind und eine differenzierte Betrachtung erforderlich ist. Hier bestände in der Ausstellung die Möglichkeit, ein Stück Zeitgeschichte, die Plön zumindest gestreift hat, „zum Anfassen“ darzustellen. Der Raum dazu wäre vorhanden, wenn man z.B. die „Gildeausstellung“ aus dem Dauerausstellungsprogramm herausnehmen würde. Die Plöner Schützengilde interessiert im Kreis Plön so gut wie niemanden, vielleicht außer die Gildemitgliedern selber. Für die Geschichte des Kreises ist sie so gut wie irrelevant.

Kurt von Schleicher kann auf eine erfolgreiche militärische Laufbahn zurückblicken. Im Juli 1918 wird er zum Major befördert. Er entwickelt zum Ende des Ersten Weltkrieges eine kooperative Beziehung zur SPD. Gleichzeitig unterstützt er die strenge Trennung von Militär und Politik. Unter seinem Zutun entwickelt sich die Reichswehr zu einem Staat im Staate. Bereits 1926 wird er Chef der Wehrmachtsabteilung im Reichswehrministerium. Mit der Berufung zum Chef des Ministeramtes, was der Position eines Staatssekretärs entspricht, erreicht er 1929 eine einflußreiche Spitzenposition. Spätestens seit dieser Zeit wendet er sich endgültig von der SPD, die sich gegen die Pläne zum Bau des Panzerkreuzer A sowie die heimliche Aufrüstung stellt, ab. Sein Ziel ist nun eine Regierungsbildung unter Ausschluss der SPD. Im Juni 1932 scheidet er aus der Reichswehr aus und wird parteiloser Reichswehrminister im Kabinett Papen. Nach dem Scheitern dieser Regierung wird Kurt von Schleicher im Dezember 1932 von Präsident Hindenburg zum Reichskanzler berufen und mit der Bildung eines neuen Präsidialkabinetts beauftragt. Kurt von Schleicher steht stellvertretend für die national-konservativen Eliten. Sie hatten die Mehrheiten und den Einfluss auf die Politik zunehmend verloren und betrachteten die Nationalsozialisten als Vehikel, ihren Einfluß auf die Politik zu erhalten bzw. wieder zu stärken. Hitler wiederum erkannte, daß eine „Machtergreifung“ ohne die Unterstützung der national-konservativen Kreise nicht möglich sein wird. Daraus entstand eine verhängnisvolle Entende. Schleichers Versuche, den Nationalsozialismus durch die Einbindung zu zähmen, scheitern ebenso wie seine Regierungszeit. Am 28. Januar 1933 erklärt Schleicher nach einem Gespräch mit Hindenburg den Rücktritt seiner Regierung und empfiehlt die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler.
Während des Röhm – Putsches werden er und seine Frau am 30. Juni 1934 von der SS erschossen.
Damit wird er ein Opfer des Ungeistes, dem er selber gerufen hat.

Quellen:
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/SchleicherKurt/
http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_von_Schleicher

Der Lebensweg und die politische Einstellung von General Kurt von Hammerstein – Equord stellen sich anders dar. Er beendet den ersten Weltkrieg ebenfalls im Range eines Majors. Nach dem Kriegsende dient er im Korps Lüttwitz und wird in die Reichwehr übernommen. 1923, mittlerweile zum Oberstleutnant befördert, verweigert er die Teilnahme am Kapp-Putsch. Dabei hat er wohl weniger als überzeugter Republikaner sondern aus Pflichtgefühl gegenüber der legitimen Regierung und aus Abneigung gegenüber dem „Gefreiten Hitler“ gehandelt. Anschließend macht er eine steile militärische Karriere, ab 1930 war er Chef der Heeresleitung. Aus seiner Abneigung gegen den Nationalsozialismus macht er keinen Hehl. Ob er 1933 tatsächlich einen Putsch gegen Hitler in Erwägung gezogen hat, ist wohl nicht abschließend geklärt. Relativ sicher ist aber, dass er zu dieser Zeit eher rechtskonservativen Kreisen zugerechnet werden kann. Nach der Machtergreifung Hitlers reicht er im Oktober 1933 seinen Rücktritt ein und wurde am 31. Januar 1934 aus dem Dienst entlassen. Offenbar besaß er aus seiner dienstlichen Tätigkeit heraus – wohl im Zusammenhang der heimlichen Rüstungskooperation mit der Sowjetunion im Rahmen der Aufrüstung – auch Beziehungen zur Roten Armee, mutmaßlich ein Grund für den Begriff „Der rote General“. Nach seiner Reaktivierung zu Beginn des 2. Weltkrieges wurde er bereits am 24. September 1939 ohne Kampfeinsatz auf persönliche Weisung Hitlers „wegen seiner negativen Einstellung gegenüber dem Nationalsozialismus“ endgültig in den Ruhestand versetzt. Er stirbt am 24. April 1943 an einem Tumor in Berlin. Bis dahin hatte er vermutlich auch Kontakt zum militärischen Widerstand gegen Hitler.

Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_von_Hammerstein-Equord
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-55231894.html

Alles, aber kein Großer Plöner

Dies ist der dritte Beitrag, in der ich mich mit der „Kadettenausstellung“ im Kreisheimatmuseum in Plön beschäftige. Die bisherigen Beiträge können über die nachfolgenden Links nachgeschlagen werden.
Beitrag vom 24. November
Beitrag vom 4. Dezember

Bevor ich beginne möchte ich darauf hinweisen, daß ich nicht vorhabe, hier eine geschichtswissenschaftliche Ausarbeitung abzuliefern. Das würde den Blog viel zu sperrig machen, und mit einem Trimester Technikgeschichte fehlt mir da auch der entsprechende Hintergrund.

Aus den oben genannten Gründen werde ich nicht jede Information mit einem Quellenhinweis belegen. Dennoch möchte ich die von mir genutzte Literatur aufführen:

1. Matthias Paustian, “Die Nationalpolitische Erziehungsanstalt Plön 1933-1945”
Kapitel 2 (Vorgängeranstalten.)
Im Internet unter:
http://www.akens.org/akens/texte/info/26/3.html#a0

2. Freiherr von Brandt, Helmut Eckert. Kadetten : aus 300 Jahren deutscher Kadettenkorps. –
Bd. 1 v. 1981, Schild Verlag München

3. Schmitz, Klaus: Militärische Jugenderziehung : preußische Kadettenhäuser und Nationalpolitische Erziehungsanstalten zwischen 1807 und 1936.
1997, Deutsches Institut für Internationale pädagogische Forschung, Bölau Verlag

4. Zabel, Jürgen: Das preußische Kadettenkorps : militärische Jugenderziehung als Herrschaftsmittel im preußischen Militärsystem. – 1978, Haag und Herchen Verlag, Frankfurt (Main)

5. Schriftenreihe Innere Führung, Der deutsche Generalstab 1859 – 1939, 1977, BMVg FüS I 15

6. Der Spiegel 45 / 69
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45464947.html

Zurück zum Thema. Beginnend mit diesem Beitrag werde ich den Lebensweg von drei der als große Plöner bezeichneten Personen des öffentlichen Lebens vorstellen, wobei der Schwerpunkt auf General Ludendorff, dem Stein des Anstoßes, liegt. Mit ihm will ich mich heute beschäftigen.

General Ludendorff hat in jungen Jahren einen Teil seiner Ausbildung beim Kadettenkorps in Plön und später an der Hauptkadettenschule in Groß-Lichterfelde bei Berlin absolviert. Anschließend durchlief er die übliche Karriere eines Generalstabsoffiziers. Zum Anfang des ersten Weltkrieges ist er entscheidend an der Besetzung der Zitadelle Lüttich beteiligt. Als Chef des Generalstabes der 8. Armee unter General Hindenburg trägt General Ludendorff maßgeblich zum deutschen Sieg in den Schlachten bei Tannenberg und an den masurischen Seen bei. Ab August 1916 übernimmt er in der Obersten Heeresleitung die einflussreiche Funktion des Ersten Generalquartiermeisters. Er fordert den „Totalen Krieg“ und die Wiederaufnahme des uneingeschränkten Ubootkrieges, durch dessen Wiederaufnahme der Kriegseintritt der USA provoziert und damit der Grundstein für die kommende Niederlage gelegt wird. Im Juli 1917 ist General Ludendorff an vorderster Stelle am Sturz des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg beteiligt. Nach dem Scheitern der Frühjahrsoffensive 1918 fordert die Oberste Heeresleitung sofortige Waffenstillstandsverhandlungen und eine parlamentarische Regierung. Die militärische Niederlage lastet Ludendorff vor allem den Politikern der Mehrheitsparteien an. Es ist unstrittig, dass er damit zur Entstehung der “Dolchstoßlegende” beiträgt.

Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelt sich General Ludendorff zu einem scharfen Kritiker der Weimarer Republik. Dabei entsteht eine enge Beziehung zu Hitler und dem aufkommenden Nationalsozialismus. Er ist maßgeblich am Hitler-Ludendorff Putsches am 9. November 1923 beteiligt. Aufgrund seiner Verdienste im ersten Weltkrieg entgeht er einer Verurteilung wegen Hochverrats. Nach dem zeitweisen Verbot der NSDAP sitzt Ludendorff als Abgeordneter der NSDAP – Nachfolge- bzw. Tarnorganisation „Nationalsozialistische Freiheitspartei“ von 1924 bis 1928 im Reichstag. 1928 bricht er mit der NSDAP und wendet sich einer völkisch-religiösen Weltanschauungen zu. Seine Betätigungsfelder sind der Verein Deutschvolk und der Tannenbergbund. Beide werden zwar 1933 verboten, 1937 aber als Bund für deutsche Götterkenntnis erneut zugelassen. Ludendorff stirbt 1937.

Die Weimarer Republik war der erste Demokratische Staat auf deutschem Boden. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass General Ludendorff einer ihrer Totengräber war.
Ein „Großer Plöner“ ist er damit gewiss nicht.

Weitere Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Ludendorff
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/LudendorffErich/

Maulöfen

Ich gehe gelegentlich gerne ins Museum, und das schließt das Plöner Kreisheimatmuseum ausdrücklich mit ein. Neben einem ca. 80.000 Jahre alten Faustkeil, der in der Nähe von Kalübbe gefunden wurde und belegt, dass unsere Region bereits vor der letzten Eiszeit von Neandertalern bewohnt wurde, fielen mir beim letzten Besuch diese Maulöfen erstmals auf.P1020441Sie wurden mit Glut gefüllt und in der kalten Jahreszeit unter den Schemeln der Marktfrauen abgestellt, um die Luft unter den Böcken zu erwärmen.