Vortrag über die Militärjustiz im Dritten Reich

Gestern jährte sich der Geburtstag von Friedrich dem Großen zum 300sten Mal. Dieses Ereignis ist in der Presse und im Fernsehen ausreichend erörtert worden. Bevor ich zum eigentlichen Thema komme, hier mein nachträglicher Beitrag zum Geburtstag: Ich habe vor einigen Jahren ein kleines Buch gelesen, in dem Anmerkungen und Entscheidungen festgehalten waren, die der Preußenkönig auf Akten hinterlassen hat. In Erinnerung geblieben sind mir zwei Fälle. Einmal beklagte sich eine Gemeinde, daß Ihr Pastor nicht an die Auferstehung am jüngsten Tag glauben würde und bat um dessen Ablösung. Friedrich II beschied das Ersuchen abschlägig, indem er mitteile, der Pastor bleibt, und wenn er nicht an die Auferstehung am jüngsten Tage glauben würde, könne er liegen bleiben. Pragmaisch auch der Hinweis im Falle eines Kavalleriesoldaten, der Unzucht mit seinem Pferd getrieben haben soll: „Versetzt den Kerl zur Kavallerie“.

Ich hatte gestern die Gelegenheit, in Flensburg im Großen Schwurgerichtssaal einen Vortrag von Dr. Norbert Haase zum Thema Militärjustiz im Dritten Reich zu hören.

Die Militärgerichtsbarkeit wurde 1934 eingeführt. Unter dem Einfluß der schriftlichen Erlasse wie der Kriegssonderstrafrechtsverordnung und ungeschriebener Vorgaben kam es im Laufe der Zeit zu einer schleichenden Radikalisierung der Spruchpraxis. Insbesondere nach der Niederlage in Stalingrad wegen Wehrkraftzersetzung und Fahnenflucht deutlich zu. Eine sprunghafte Verschärfung der Spruchpraxis erfolgte nach dem Attentat vom 20. Juni 1944. Ab 1944 galt für Fahnenflucht auch die Sippenhaft. Nicht nur bei Standgerichten wurden die Rechte des Angeklagten massiv eingeschränkt, ein Verteidiger war zu Ende des Krieges ebenso wenig erforderlich wie die Bestätigung des Urteils durch den Gerichtsherrn. Todesurteile konnten sofort vollstreckt werden.
Öffentliche Hinrichtungen waren allerdings bis kurz vor Kriegsende unüblich. Sie hätten zum Einen auf Ablehnung in der Bevölkerung führen können, zum Anderen wurde die Gefahr gesehen, daß hierdurch Zweifel an der Zuverlässigkeit der Wehrmacht geweckt worden wären.

Insgesamt gab es vermutlich zwei bis drei Millionen Militärgerichtsverfahren mit ca. 500.000 Verurteilungen. Für Fahnenflucht wurde die Todesstrafe ca. 30.000 Mal verhängt und 20.000 Mal vollstreckt. Zum Vergleich: Im ersten Weltkrieg wurden 150 Todesurteile gefällt, von denen 48 vollstreckt wurden. Die Verschärfung der Spruchpraxis läßt sich an folgenden Zahlen ablesen:

Als durchschnittliche Zahl der Todesurteile pro Monat wurden genannt:
1939: 29 (vermutlich ab September)
1944: 526

Die durchschnittlichen Zahlen für den Monat Juni wurden wie folgt angegeben:
1941: 79
1942: 274
1943: 278
1944: 371

Hinzu kommen ca. 40.000 bis 60.000 Morde an mutmaßlichen Deserteuren, Fahnenflüchtigen und Wehrkraftzersetzern, die vor dem endgültigen Zusammenbruch vorwiegend durch SS-Angehörige ohne jegliches Verfahren verübt wurden.

Professor Paul von der Universität Flensburg ergänzte, daß fliegende Standgerichte noch bis zum 20. März 1945 im Raum Angeln tätig waren.

Als eine Erklärung wurde eine Sondervariante der Dolchstoßlegende benannt. Der Militärführung rechnete man offenbar eine Mitschuld an dem Zusammenbruch der militärischen Ordnung am Ende des ersten Weltkrieges zu, da sie nicht energisch genug eingeschritten ist. Keinesfalls sollten sich Vorgänge wie im November 1918 wiederholen.

Die allgemeine Totalisierung des Krieges dient nicht als Erklärung. Die Anzahl der auf amerikanischer und britischer Seite vollstreckten Todesurteile wegen Fahnenflucht ist im Vergleich zu den deutschen Zahlen verschwindend gering.

Anders sieht es mit den Zahlen auf Seiten der Roten Armee aus. Wirklich belastbare Zahlen liegen hier offenbar nicht vor, nach seriösen Schätzungen wurden auf sowjetischer Seite vermutlich 140.000 Todesurteile an Soldaten vollstreckt.

Es ist natürlich sehr leicht, aus der heutigen, bequemen und sicheren Lage heraus mit all den Erkenntnissen der jahrzehntelangen Forschung sowie unter Berücksichtigung der vielfältigen gesellschaftlichen Änderungen über die Akteure der damaligen Zeit zu urteile. Völlig unabhängig von der persönlichen Verstrickung und Schuld des Einzelnen machen die Zahlen – besonders im Vergleich mit denen der Westalliierten, aber deutlich, daß die Militärjustiz im Dritten Reich – wie auch in der Sowjetunion –Teil eines Unterdrückungsapperates war, der über Angst und Schrecken, also Terror, ein systemkonformes Verhalten Andersdenkender erzwingen und – im Fall des Dritten Reiches – den Zusammenbruch hinauszögern sollte. Die einfache Wahrheit: „Was damals Recht war, kann heute kein Unrecht sein“ entpuppt sich als schlechte Ausrede.

Gut gewulfft

In der letzten Sitzung des SteU hat Dr. Ralph von der Ronda Real Estate GmbH (Ronda) erklärt, daß er keine Geschäftsbeziehung zu Herrn Tim Barnstedt unterhält. Das widerspricht zwar dem, was mir über seine Aussage während der Sitzung des Planungsverbandes Seewiesen berichtet wurde, kann aber stimmen.

In meinem Artikel vom 19. Januar habe ich ja bereits berichtet, daß die Ronda die Barnstedt und Company GmbH als Kooperationspartner angegeben hat. Was mir zu dem Zeitpunkt noch nicht aufgefallen war ist, daß die Hamburger Firma eine Lütjenburger FAX-Nummer (04381-401212) als Kontaktadresse angibt. Das wiederum ist aber auch die Fax-Nr. der Barnstedt und Company. Die Kooperation scheint so eng zu sein, daß man sich sogar das FAX teilt, was einem für ein Unternehmen mit einem Umsatz von fünf Millionen schon zu denken gibt. Gibt man auf der Homepage dastelefonbuch in der  Rückwärtsuche die auf der Ronda – Homepage angegebenen Telefonnummer (04381- 4117810) ein, landet man bei der MVB Grundbesitz GmbH, einer 100 % Ronda-Tochter mit Sitz in Lütjenburg am Bunendorp 7. Nun wird es einen nicht mehr stark verwundern, daß es sich dabei auch um die Adresse der Barnstedt und Company GmbH handelt. Letztendlich  wäre nur noch interessant zu wissen, in welchem geschäftlichen Verhältnis Tim Barnstedt zu Günter Barnstedt stehen.

Interessant ist auch die politische Vergangenheit von Herrn Dr. Carsten Ralph (Quelle des Bildes: Deutscher Journalistenverband). So wie es aussieht, war er Schatzmeister der „Rechte Mitte HeimatHamburg“, offenbar einem Auffangbecken für ehemalige Mitglieder
der „Partei Rechtstaatlicher Alternative“, besser als „Schill-Partei“ bekannt.

Nachbrenner

Heute berichteten die KN und der OHA über die Sitzung des SteU vom Mittwoch. Beide Berichte waren sehr ausgewogen. Zu meinem letzten Beitrag möchte ich noch ergänzen, daß Frau Soltau darauf aufmerksam machte, daß Baugebiete sich nicht in jedem Fall positiv auf die Einnahmesituation einer Stadt oder Gemeinde auswirken, Dabei wies auf die Internetseite „Was-kostet-mein-Baugebiet“ hin. Ich habe dort einmal Schätzwerte durchrechnen lassen, kann mit dem Ergebnis aber wenig anfangen, da ich zum einen keine realistische Aussage zu den Einnahmen treffen kann, die durch das neue Baugebiet erzielt werden, und zum anderen sind Wechselwirkungen auf andere Faktoren wie die Entwicklung des Neubaugebietes Stadtheide oder die Auswirkungen auf die Leerstände in der Stadt nicht berücksichtigt.

In diesem Zusammenhang bedanke ich mich auch für die Übermittlung eines Links auf einen Beitrag des NABU, der sich kritisch mit der Ausweisung von Neubaugebieten auf der grünen Wiese befasst und u.a. auch auf das o.g. Berechnungsverfahren verweist.

Gestern tagte der SteU. Im Rahmen des Berichtswesens gab Fr. Noack bekannt, daß die Stadt demnächst erst mit der Stadt Neumünster und dann auch mit den Gemeinden an der Bahnstrecke Neumünster Ascheberg über die Möglichkeiten der Reaktivierung sprechen wird.
Ich halte die Reaktivierung für eine gute Idee. Über einen längeren Zeitraum betrachtet werden die Benzinpreise weiter steigen und die Sogwirkung der Metropolregion Hamburg wird zunehmen. Über eine schnelle Bahnverbindung nach Hamburg könnten auch die Stadt und das Umland von dem Wachstum der Metropolregion profitieren.

Ein echter Höhepunkt war die Vorstellung der neuen Planung im Bereich Tramm / Seewiesen.
Zuerst stellte sich der neue Investor vor. Es handelt sich dabei um Herrn Dr. Detlef Ralph, den Inhaber der MVB-GmbH. Diese Gesellschaft ist eine 100 % Tochter der Ronda Real Estate GmbH (Ronda) mit Sitz in der Lobuschstrasse 20 in Hamburg. Eine weitere Tochter der der Ronda ist die Detlef Ralph Entwicklungs GmbH. Herr Dr. Ralph gab an, daß er seit 15 Jahren im Immobiliengeschäft sei und unter anderem in Osteuropa und der Ukraine tätig war. Darüber hinaus würden Projektentwicklung, Altbausanierung und Bauträgerschaft zum Geschäftsbereich gehören. Sein Umsatz gab er mit fünf Millionen an. Meine Frage nach Referenzen wurde dahingehend beantwortet, daß er dem Ausschuß eine Adressenliste zukommen lassen würde. Ausgehend von meiner Information, daß er im Dezember auf der Sitzung des Planungsverbandes Seewiesen geäußert haben soll, er würde mit Tim Barnstedt zusammenarbeiten, betonte er auf Rückfrage nun, keine geschäftlichen Verbindungen mit Tim Barnstedt zu haben und bekräftigte dies auf Nachfrage.
Wie schätze ich die Vorstellung ein? Fünf Millionen Umsatz sind im Immobiliengeschäft eine ziemlich niedrige Summen. Es ist für mich fraglich, ob eine so kleine Firma in der Lage ist, ein Projekt dieser Größenordnung wirklich abzuwickeln. Das Banner auf der Ronda – Homepage ist ein echter „Eycatcher“ und zeigt die Lobuschstraße 22. Google Streetview erlaubt uns auch einen Blick auf das Haus Nr. 20. Warten wir einmal die Referenzliste ab. Ich empfehle auch einen Blick auf die Ronda Real Estate Entwicklungs- und Managementwertschöpfungskette. Mein erster Eindruck war „Powerpoint gut gemeint“. Es bliebe letztendlich noch zu hinterfragen, in welchem Verhältnis Dr. Ralph zu Tim Barnstedt steht, der bekanntlich in der Seewiesen GmbH und Co KG engagiert war. Unter Kooperationspartner findet man auf der Ronda Homepage jedenfalls die Barnstedt & Company GmbH (Günter Barnstedt) sowie den Architekten  Stefan Barnstedt.)

Danach trat das aus dem bisherigen Verfahren schon bekannte Planungsbüro ALSE auf und stellte alten Wein in neuen Schläuchen bzw. seine abgespeckte Seewiesenplanung vor. Kernpunkt: Kein See mehr, sondern ein Regenrückhaltebecken in etwa eine Halbierung der Bauplätze. Damit will man sich vorrangig das Planfeststellungsverfahren für die Seeherstellung ersparen. Als Vorteile wurden weiter genannt: Regenwasserentsorgung mit Herstellung des Regenrückhaltebeckens im Rahmen der B-Planerstellung, kein Torf- und Muddenlagerung und keine Torfverbringung, keine Beeinträchtigung der benachbarten Seen, keine Seeunterhaltung, keine Abhängigkeit von der Verschwenkung der B76 und kein Lärmschutzwall. Entstehen sollen 100 bis 110 Wohneinheiten, wovon 65 bis 70 auf Plön und 35 bis 40 auf Rathjensdorf entfallen würden.
In der Diskussion habe ich meine Meinung vertreten, daß es für Rathjensdorf günstiger wäre, eine maßvolle Entwicklung in der Nähe des Ortskerns und seinem sozialen Zentrum (Gaststätte, Schießstand, Kindergarten) anzustreben und die Ortsteile Theresienhof (mit Dorfgemeinschaftshaus) und Tramm ein angemessenes Bauplatzkontingent für den Eigenbedarf zuzugestehen. Ich könnte mir vorstellen, hier für ein Einvernehmen der Stadt Plön einzutreten, wenn der Bedarf über das gem. Landesplanung zulässige Maß hinausgeht.
Die Behauptung, daß auch Tramm ein soziales Zentrum besitzen würde, wurde zurückgezogen, nachdem ich polemisiert habe, daß es sich dabei wohl um die Bushaltestelle handeln könne, wo die Jugend schon mal gerne ein Bier trinkt. Besonders interessant fand ich auch die Gedankengänge, warum das Seewiesenprojekt alt gescheitert sei. Vielleicht wären die Behörden zu skeptisch oder die Planer zu euphorisch gewesen. Dem habe ich entgegengehalten, daß ich seinerzeit darauf verwiesen hätte, daß die FFH Untersuchung Mängel aufgewiesen würde, sie aber durch den SteU („damit das mal vorangeht“) als Planungsgrundlage gebilligt wurde. Das hätte dann dazu geführt, im weiteren Planungsgang immer wieder Fragen aufgeworfen wurden, die nicht beantwortet werden konnten und letztendlich zum Ende des Verfahrens geführt hätten. Dem widersprach der Planer und wies zurück, daß die FFH Untersuchung Mängel gehabt hätte.
Amüsiert nahm ich auch zur Kenntnis, daß versucht wurde, hier eine innenstadtnahe Lage zu begründen und mit dem direkten Anschluß nach Kiel zu werben. Wer behauptet, der Stadtgrabenparkplatz gehört nicht zum zentralen Versorgungsbereich, weil es dort einen Höhenunterschied zur Innenstadt gibt und es sich um eine Hanglage handeln würde, kann nicht ernsthaft behaupten, daß es sich bei den Seewiesen um eine innenstadtnahe Lage handelt. Von dort wird kam jemand zu Fuß in die Innenstadt laufen. Wer dort als Familie hinzieht, wird zwei Autos brauchen, auch wenn die Distanz zur Innenstadt vielleicht nur 1.5 Km beträgt. Es geht ja auch kaum jemand die 300 Meter von der Tiefgarage unter der Reitbahn bis in die Stadt.
Der Hinweis, daß beschlossen wurde, den Planungsverband am Leben zu erhalten, um dieses Gebiet zu entwickeln, und diese Entscheidung nicht immer hinterfragt werden müsse, halte ich für falsch, denn die angedachte Entwicklung dieses Gebietes hat selbstverständlich Auswirkungen auf die Entwicklung der Stadt und den Tourismus. Und auch die Bevölkerungsentwicklung ist – sogar gemäß Beschluß der Ratsversammlung – bei jeder Entscheidung zu berücksichtigen.
Letztendlich stellt sich damit immer wieder die Frage, ob überhaupt der Bedarf für ein Neubaugebiet auf der grünen Wiese besteht. In der Stadt sind zunehmend Leerstände zu beobachten. In Stadtheide stehen immer noch Grundstücke zum Verkauf und etliche verkaufte Grundstücke sind nach wie vor unbebaut. Die anfangs stürmische Bautätigkeit hat merklich abgeflaut. Ich habe die Verwaltung gebeten, hierzu einmal den aktuellen Sachstand zu ermitteln und im nächsten SteU vorzutragen. Viel wichtiger wäre, ein Nachverdichtungskonzept zu entwickeln. Bei einem solchen Konzept geht es nicht nur darum, noch freie Flächen auszuweisen, sondern auch solche Bereiche zu identifizieren, in denen Bausubstanz vorhanden ist, die über kurz oder lang nicht erhalten bleiben wird und hier vorausschauend planerisch tätig zu werden.

Ein weiterer Tagesordnungspunkt befasste sich mit dem B-Plan Johannisstraße. Er hat eine gestalterische Zielsetzung und soll den historischen Charakter des Straßenzuges erhalten. Mitte Februar wird es hier im Rahmen der Bürgerbeteiligung zu einem Informationstermin kommen.

Ein Abend, zwei Sitzungen

Am gestrigen Abend begann mit der Sitzung des Hauptausschusses. Im öffentlichen Berichtswesen wurde auf Nachfrage von Herrn Plischka mitgeteilt, daß die Stadtwerke AöR den Eigenkapitalanteil der Stadtwerke GmbH auf bis zu 600.000,– Euro aufstocken werden. Weitere Informationen zu der Kapitalerhöhung gab es dann im nichtöffentlichen Teil der Sitzung.

Da die Stadtwerke Eutin 50% der Stadtwerke GmbH halten, kann vermutet werden, daß auch von dieser Seite eine Kapitalerhöhung erfolgt ist oder noch erfolgen wird.

Damit kann die bereits in die Öffentlichkeit getragene Frage, ob die Stadtwerke GmbH über die erforderliche Leistungsfähigkeit verfügen, ggf neu bewert werden.

In der zweiten, ebenfalls nicht öffentlichen Sitzung, ging es die Zukunft der Verwaltungsstruktur in der Region Großer Plöner See.

Bis eben habe ich mich noch mit dem Protokoll der letzten Sitzung vom SteU befaßt. Morgen bin ich auf Dienstreise. Am Abend werde ich dann Zeit haben, zu einem der – wieder einmal nicht-öffentlichen Punkte – noch eine Mail an die Verwaltung zu schreiben.

Kneipensterben

In der heutigen KN äußert sich ein Bürger in einem Leserbrief zum Thema Kneipensterben in Plön und bezieht sich dabei auch auf den Beitrag der KN vom 3. Januar, in dem über das Zerwürfnis des Eigentümers des zum Verkauf stehenden Gebäudes und des Pächters des „Prinzen“ berichtet wurde. Völlig zu Recht beklagt der Autor, daß die Innenstadt damit einen wichtigen Anziehungspunkt verloren hat.

Es ist allerdings eine Fehleinschätzung, wenn er zu der Bewertung kommt, daß eine gut geführte Gastronomie einen höheren Stellenwert hat als ein neues Einkaufszentrum in der Stadtgrabenstraße. Beide Betriebe würden sich im Branchenmix der Innenstadt gegenseitig ergänzen und voneinander profitieren.

Leider gibt es hier kaum aktive Einflussmöglichkeiten der Politik und der Verwaltung. Der Eigentümer kann in über sein Eigentum verfügen, die Vertragsgestaltung mit seinem Pächter unterliegt dem Privatrecht. Auch über das Verwaltungsrecht sehe ich keine Möglichkeit, in irgendeiner Form konstruktiv Einfluß zu nehmen. Und aus der Eigentumsverpflichtung des Grundgesetzes lässt sich auch keine Verpflichtung zum Betrieb einer Gaststätte ableiten, so wichtig es auch für das soziale Leben in Plön auch wäre. Das Instrumentarium der Stadt beschränkt sich damit auf Gespräche mit den Beteiligten, was aber vor dem Hintergrund des öffentlich bekannten Zerwürfnisses nach meiner Einschätzung wenig Aussicht auf Erfolg hätte. Der Versuch wäre es aber wert. Wirtschaftsförderung und Tourismus fällt in den Zuständigkeitsbereich des Hauptausschusses, hier wäre dessen Vorsitzender, Herr Hagen (CDU), gefragt.

Die Schließung des „Prinzen“ und die Annahme, daß Räume in einem Gebäude, das zum Verkauf steht, nur schwer zu verpachten sind, lassen leider keinen optimistischen Ausblick zu. Dies wirkt umso schwerer, wo es in der Gerüchteküche brodelt, daß es im Verhältnis zwischen dem Pächter und Verpächter des Restaurants „Alte Schwimmhalle“ auch knirscht. Ich persönlich bin sehr gerne in der Schwimmhalle zu Gast. Nicht nur, weil mir das Essen schmeckt und die Atmosphäre sehr angenehm ist, sondern auch, weil der Wirt das Kulturangebot in unserer Stadt mit seinem Konzertprogramm bereichert. Vielleicht stört sich der Verpächter an der Art der Musik oder daran, daß im Biergarten ein Pavillon länger stand als vorgesehen, aber es wäre schade, wenn hier die nächste Gaststätte schließt und damit ein Betrieb, der auch ausbildet, verloren geht.

Zu guter letzt möchte ich noch auf das „Stadtmarketing“ eingehen, daß als Instrument der Stadtentwicklung bezeichnet wird. Das Stadtmarketing Plön am See e.V. (SpaS) ist ein eingetragener Verein, der sich 2005 aus der Ortshandwerkerschaft, der ZiP (Zukunft in Plön e.V.) und dem Handels- und Gewerbeverein gebildet hat. Nach eigenen Angaben ist „ … die Förderung des Gesamtstandortes Plön am See und die Erhöhung der Attraktivität der Stadt mit all ihren Angeboten und Leistungen für ihre Bürger, für die Wirtschaft und für die Besucher.“ Ziel des Vereins. Es handelt sich also nicht um eine demokratisch legitimierte öffentliche Institution, sondern Interessenvertretung der Wirtschaft, eine Lobby, die in erster Linie die Interessen ihrer Mitglieder vertritt, die in vielen Bereichen mit den öffentlichen Interessen übereinstimmen, in anderen Bereichen aber möglicherweise nicht.

Die Einbindung einer Interessenvertretung in den politischen Meinungsbildungsprozess kann durchaus sinnvoll sein, um mit den Betroffenen gemeinsam eine tragfähige Lösung zu finden, sie ist aber kritisch zu bewerten, wenn Einzelinteressen gegen die öffentlichen Interessen durchgesetzt werden sollen.
Das Stadtmarketing ist damit kein Instrument der Stadtentwicklung, seine Anregungen und Bedenken werden aber gerne aufgenommen und berücksichtigt.

In vielen Bereichen ist das Wirken des SPaS positiv zu bewerten, etwa in der Zuarbeit zu der Überarbeitung der Gestaltungssatzung für die Innenstadt oder bei der Durchführung der verschiedenen Veranstaltungen, die z.T. gemeinsam mit der Stadt durchgeführt oder von der Stadt gefördert werden.
In anderen Fällen kann die Einbindung des SPaS in den Willensbildungsprozess durchaus kritisch bewertet werden. Bei der Entwicklung des Einzelhandelskonzeptes wurde das Stadtmarketing als einzige Interessenvertretung, dafür aber schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt, beteiligt. Leider habe ich hier den Eindruck gewonnen, daß die Vorstellungen des SPaS von Anfang an auf der Linie der Linie der Macher lagen und man sich gegenseitig in eine ganz bestimmte Richtung gedrängt hat. Wenn die Vorsitzende behauptet, Plön sei gut versorgt, weil die Handelszentralität einen Wert von über 100 hat, dann stimmt das nur so lange, wie man dabei völlig außer Acht läßt, daß das für einen Ort wie Plön, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit seine Bedeutung für die Versorgung des Umlandes betont, völlig normal ist. Eben weil viele Bewohner des Umlandes noch bei uns einkaufen. Viel bedenklicher sollten die zunehmenden Kaufkraftabflüsse stimmen. Der Kaufkraftabfluß in den Internethandel ist schwer zu stoppen, gegen den Abfluß von Kaufkraft nach Kiel, Schwentinental und Eutin kann man aber durch eine attraktive und zeitgemäße Ausweitung des Angebotes etwas unternehmen. Hier hätte ich etwas mehr Weitblick erwartet. Mir scheint, die Perspektive des SPaS ist zu sehr auf den Erhalt des Bestandes gerichtet. Es ist zwar eine Edelbinsenweisheit, aber: „Stillstand ist Rückschritt.“ Das Stadtmarketing tut im Einzelnen viel Gutes, echte Impulse für die Stadtentwicklung kann ich aber nicht erkennen.

Neujahrsempfang

Der gemeinsame Neujahrsempfang von MUS und Stadt am letzten Sonntag. Die Veranstaltung war recht gut besucht. Leider sind die Reden immer so lang, daß nur wenig Zeit für Gespräche bleibt, die über den Smalltalk hinausgehen. Kaum fängt man an, sich warmzureden, kommt schion der nächste Gast, den man auch noch begrüßen muß.
Eine interessante Frage kam auf, die auch kommunalpolitisches Urgestein wie Frau Schwalbe oder unser Bürgermeister nicht beantworte konnte. Hat Plön jemals offiziell den Zusatz „am See“ geführt und wenn ja, warum wurde er aufgegeben?

Die Ansprachen behandelten im wesentlichen die Themen, mit denen ich mich in meinem Aus- und Rückblick auch befasst habe. Erwähnenswert ist ergänzend nur die Stationierungsentscheidung, mit der der Bestand der MUS vorerst gesichert ist.

Der Betrieb läuft wieder an

Das politische Jahr beginnt für mich am Sonntag um 11:30 in der Fördesparkasse mit dem gemeinsamen Neujahrsempfang von Stadt und Marineunteroffizierschule. Als begleitende Maßnahme wird ein verkaufsoffener Sonntag mit einigen kulturellen Kleinveranstaltungen in der Innenstadt durchgeführt. Und so wie es aussieht, wird auch das Wetter mitspielen.

Am Montag, dem 9. Januar werden wir uns zu der ersten Fraktionssitzung in diesem Jahr treffen.

Am gleichen Tag veranstalten „Die Grünen“ in Kiel im Landtag (Düsternbrooker Weg 70) eine Kombination aus Expertengespräch und Informationsveranstaltung zum Thema „Bauernhöfe statt Agrarindustrie“. Ich bin auf diese Veranstaltung aufmerksam geworden, als ich mich erstmals näher mit der Ansiedlung von Schweine- und Hähnchenmastanlagen im Bereich Dersau/Stocksee befasst habe und auf die Homepage der Bürgerinitiative „Uns Bürgern stinkt’s“ aufmerksam wurde. Dort wird auf viele Eigenheiten des Genehmigungsverfahrens aufmerksam gemacht, etwa daß der ehemalige Bürgermeister begünstigt oder daß die Auslegung der Planungsunterlagen im wesentlichen während der Sommerferien erfolgt sei, die Frist für Einwendungen unmittelbar (vier Tage) nach den Sommerferien geendet hätte und die Auslegung lediglich in Trappenkamp und Lübeck erfolgt sei, aber nicht vor Ort.

Die Ansiedlung dieser Betriebe hat – u.a. wegen der Verbringung der Gülle und der Gefahr, daß hierüber die Gewässer einschließlich des Großen Plöner Sees in ihrer Wasserqualität beeinträchtigt werden – möglicherweise negativen Einfluß auf den Tourismus in unserer Region.

Die umgangssprachlich auch Hühner-KZ genannte Hähnchenmastanlage in Dersau ist nach meiner Kenntnis bereits genehmigt, die Planung der Schweinemastanlage in Stocksee liegt offenbar nicht mehr im Zeitplan, da eine Vielzahl von offenbar ernst zu nehmenden Einwendungen noch nicht abgearbeitet werden konnte.

Die Einflußmöglichkeit der Stadt sind hier eher gering, die einzige Möglichkeit besteht nach meiner Einschätzung in der Mobilisierung der Öffentlichkeit. Die bevorstehende Landtagswahl kann der Hebel sein, hier noch Einfluß auf die Entscheidung der Genehmigungsbehörde (Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR)) zu nehmen.

Vereinfacht oder möglich gemacht hat diese Entwicklung die Entscheidung der jetzigen Landesregierung, das LLUR zur Genehmigungsbehörde zu machen. Die Behörde untersteht dem Ministeruim für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume und wurde quasi per Handauflegen für diese Aufgabe qualifiziert. Ein übergeordnetes planerisches Verständnis zu Raumordnung und Bauleitplanung – so meine Einschätzung – war bis dahin kein Thema in diese Behörde, und tiefere Kenntnisse dazu konnten sich dort bis heute nicht entwickeln. So erklärt sich nicht nur, daß Massentierhaltung in tourismusrelevanten Regionen genehmigt werden soll, sondern auch, daß direkt nach der Kompetenzübertragung landauf – landab völlig ungeordnet Biogas-Anlagen wie Pilze aus dem Boden schießen konnten.

Am Dienstag ist der Neujahrsempfang des Landesverbandes der SPD in der Traum-GmbH in Kiel. In den letzten Jahren konnte ich dabei sein, ob ich es in diesem Jahr schaffe, weiß ich nicht.

Am 16. Januar, also dem übernächsten Montag, sind die Mitglieder der Ratsversammlung und des Amtsausschusses zu einer nicht öffentlichen Informationsveranstaltung des Innenministeriums eingeladen, in der es um die Neuordnung der Verwaltungsstrukturen Stadt Plön/Amt Großer Plöner See gehen wird. Hieran werde ich natürlich teilnehmen, meine Auffassung hierzu habe ich bereits in meinem Beitrag vom 3. Januar geäußert.

Bestandsaufnahme

Wie schon vor einem Jahr bin ich nicht dazu gekommen, zwischen den Feiertagen einen Jahresrückblick zu schreiben. Beim Lesen meines damaligen Jahresrückblickes habe ich mich entschieden, ihn zur Grundlage für eine Fortschreibung zu machen.

Eines der wichtigen Themen ist nach wie vor die Verwaltungsstrukturreform. Zielsetzung des Innenministeriums war, bis zum Jahresende 2011 eine Verhandlungslösung zwischen Stadt und Amt zu erzwingen. Es stand die Ankündigung im Raum, ansonsten eine Einamtung der Stadt zu verfügen und den Plöner Bürgermeister mit der Führung des Amtes zu betrauen. Das Ultimatum wurde um ein Jahr geschoben. Da sowohl das Amt wie auch die Stadt erheblich Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Vorgehens geäußert und eine juristische Überprüfung dieser Maßnahme angekündigt hatten, wollte man sich vermutlich ein halbes Jahr vor der Landtagswahl keinen Ärger mit den CDU-orientierten Umlandgemeinden als Klotz ans Bein binden und hat die Entscheidung auf die Zeit nach der Wahl geschoben.
Damit ist der Sachstand im Grunde genommen unverändert. Die Stadt Plön bietet dem Amt oder den Amtsgemeinden eine Verwaltungskooperation auf Vertragsbasis an. Die beiden größten Gemeinden des Amtes – Ascheberg und Bösdorf mit in etwa der Hälfte der „Amtsbevölkerung“ – haben sich für die Verwaltungskooperation mit Plön entschieden. Auch die Gemeindevertreter von Dersau wollen diesen Weg gehen, der Bürgermeister, Herr Leonhardt, will der Mehrheitsentscheidung nicht folgen. Er unterstützt weiterhin den Bosauer Bürgermeister, Herrn Mario Schmidt, der die Bürgermeiserwahl im Ostseebad Grömitz nicht für sich entscheiden konnte und damit nach wie vor als Amtsdirektor „in Lauerstellung“ zur Verfügung steht.
Das Landesverfassungsgesetz hat den Ämtern in ihrer jetzigen Struktur ein demokratisches Legitimationsdefizit bescheinig. Die derzeitige Situation im Verhältnis von Stadt und Amt verdeutlicht diesen Mißstand. Die gewählten Vertreter der Stadt Plön und der Gemeinden Ascheberg, Bösdorf und Dersau repräsentieren mindestens zwei Drittel der von der Verwaltungsstrukturreform betroffenen Bevölkerung in Stadt und Amt. Dennoch ist eine Minderheit in der Lage, einen an sich sinnvollen Schritt schlichtweg zu blockieren.
Der alternative, von der noch amtierenden Landesregierung verfolgte Weg, daß bestehende Demokratiedefizit über Verbandslösungen zu beseitigen, ist nach meiner Einschätzung in unserer Situation nichts anderes dar als ein überflüssiges bürokratisches Ungetüm.

Nach wie vor steht die Erstellung des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) auf meiner Prioritätenliste ganz oben. Mit dem Einzelhandelskonzept wurde einer der wesentlichen Bausteine des ISEK jetzt durch den SteU gebilligt und soll in der nächsten Ratsversammlung zum Entschluß vorgelegt werden. Ich halte Teile des Konzeptes für durchaus richtig und verkneife mit jetzt den Rückblick auf seinen Entstehungsgang und die mehr als fragwürdige Begründung, warum der Stadtgrabenparkplatz nicht zum zentralen Versorgungsbereich gehören soll. Darauf werde ich im Einzelnen vor der nächsten Ratsversammlung zurückkommen. Wichtig für das ISEK ist, daß jetzt seine anderen Bestandteile sauber abgearbeitet werden. Dazu gehören nach wie vor ein Verdichtungskonzept für den gesamten Stadtbereich sowie konkrete Aussagen über die Entwicklung der Bereiche Fegetasche und östliche Innenstadt.

Als neuer Aufgabenschwerpunkt ist die Vergabe der Wegenutzungsverträge – und damit die Konzession für den Betrieb der Gas- und Stromnetze – hinzugekommen. Das Verfahren sollte auf Empfehlung der mit der Beratung beauftragten Anwaltskanzlei nicht-öffentlich erfolgen. Wie aus der Presse zu entnehmen war, steht unsere Fraktion zu dem bereits vor Jahren mit der Gründung der Stadtwerke GmbH beschrittenen Weg der Rekommunalisierung. Dies ist auch die Mehrheitsposition in der Ratsversammlung. Das Mitglied der CDU Fraktion, Herr Winter, vertritt in dieser Angelegenheit als „Erster Stadtrat“ den Bürgermeisters, der sich für befangen erklärt hat. In seiner Funktion als stellvertretender Leiter der Verwaltung erklärte der erste Stadtrat den Beschluß der Ratsversammlung für rechtswidrig und verweigerte die Vergabe der Konzession an die Stadtwerke GmbH. Der Bürgervorsteher als Vertreter der Selbstverwaltung hat bereits oder wird in Kürze eine Feststellungsklage einreichen, um den Mehrheitsbeschluß durchzusetzen. Es bleibt zu hoffen, daß es doch noch zu einer einvernehmlichen Lösung kommt, um der Stadt einen teuren hausinternen Rechtsstreit zu vermeiden.

Als erledigt können folgende Punkte betrachtet werden:

Vor einem Jahr hatte ich die Entwicklung eines Einkaufzentrums im Bereich Stadtgrabenstraße als eine der wesentlichen Herausforderungen für die Stadtplanung dargestellt. Sofern dem Einzelhandelskonzept in der Ratsversammlung zugestimmt wird, und danach sieht es aus, hat sich dieses Projekt – leider – erledigt. Mit dem Einzelhandelskonzept werden aber auch – zum Glück – alle Pläne begraben, am Klinkerteich ein solches Zentrum zu realisieren. Meine seinerzeit im SteU immer wieder geäußerte und bezweifelte Minderheitsmeinung, daß es sich beim Klinkerteich um einen nicht integrierten Standort handeln würde, der zu Lasten der Innenstadt Kaufkraft abzieht, kann mittlerweile als überwiegende Mehrheitsauffassung angesehen werden. Jetzt muß es darum gehen, dem bestehenden SKY Markt, dessen Bedeutung als Ankerbetrieb für die gesamte Innenstadt uns allen klar ist, eine Entwicklungsperspektive zu bieten. Ich unterstütze jeden Lösungsansatz, bin aber sehr skeptisch, daß das gelingen wird.

Die seinerzeit von mir genannten Schwerpunkte „Lübecker Straße“ und „Schwimmhalle“ sind mit guten Ergebnissen zu Ende gebracht worden.
Ich habe mich von Anfang an für das Vorhaben Lübecker Straße eingesetzt. Dabei lag mit sowohl der Erhalt der Platanen wie auch der Erhalt der Parkplätze am Herzen. Beides entspricht heute den Vorstellungen, die ich vertreten habe.

Bezüglich der Schwimmhalle müssen wir uns bei der DLRG, beim Innenministerium und bei unserer ehemaligen Fachkraft für Wirtschaftsförderung, Frau Nietsch, bedanken. Frau Nietsch hatte seinerzeit die Förderungsmöglichkeiten ermittelt und die entsprechenden Mittel beantragt, die DLRG hatte mit Ihrer Unterschriftenaktion für die nötige Öffentlichkeit gesorgt und das Innenministerium – damals noch SPD-geführt – ermöglichte die Förderung als Leuchtturmprojekt, nachdem der Kreistag die Plöner Schwimmhalle in der Rangfolge auf einen aussichtslosen Platz verwiesen hatte. Das Innenministerium hat, jetzt unter CDU-Führung, mit der Zuweisung nicht aufgebrauchter Fördermittel dankenswerter Weise für eine erhebliche finanzielle Entlastung gesorgt. Die Entscheidung, die Schwimmhalle um einen Kleinkinderbereich zu erweitern, was seinerzeit umstritten. Ich habe diese Erweiterung von Anfang an unterstützt und freue mich sehr, daß sie zu einer erheblichen Attraktivitätssteigerung der Schwimmhalle geführt hat. Herr Plischka von der CDU Fraktion, Herr Feind von der DLRG und ich bildeten die AG Schwimmhalle. Hier haben wir uns im Vorfeld der Planungen bereits um Detailfragen gekümmert, die heute im Wesentlichen umgesetzt sind. Besonders wichtig war uns, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Planung und in der Bauphase mit einzubeziehen, auch das ist uns gelungen, es war aber auch nicht umstritten.

Und damit sind wir eigentlich schon voll im Rückblick. Was erscheint mir dabei noch erwähnenswert?

Der wichtigste Nebenkriegsschauplatz war der Aufstellungsort für die Großsandkiste auf dem Markt. Ich hielt den späteren Aufstellungsort direkt an der Kirche für falsch, weil er im Schatten liegt und zugig ist. Ich würde immer noch einen Platz direkt an der Fußgängerzone bevorzugen. Allerdings muß ich feststellen, daß der Platz gut angenommen wurde.

Geärgert hat mich das Verfahren für die Gebührenordnung der Schwimmhalle. Statt klare familienfreundliche Akzente zu setzen, hat die Mehrheit aus FDP, FWG und CDU durchgesetzt, daß Besserverdiener für die Gruppenkarte genau so viel zahlen wie die alleinerziehende Mutter mit drei Kindern.

Geärgert hat mich auch die erste Veranstaltung in der Plön Up Kampagne, da der Eindruck entstehen konnte, daß hier teilweise die Plattform für das Ausleben einer Selbstdarstellungssucht geschaffen wurde. Daß im Rahmen weitere Termine der Veranstaltungsserie auch Sheng Fui Berater als Referenten eingeladen wurden, sollte nachdenklich stimmen. Immerhin wurden die Schüler im Rahmen der Abschlussveranstaltung konkret. Mit der im letzten SteU beschlossenen Aufwertung der Heiligendammklötze vor dem Bahnhof durch hölzerne Sitzflächen wird einer ihrer Vorschlag umgesetzt. Tatsache ist, daß die meisten Vorschläge nicht im Handlungs- und Entscheidungsbereich der Politik liegen.

Interessant fand ich aber den Hinweis, daß Kiel schon von 14-jährigen nicht mehr als attraktiv empfunden wird und Hamburg bereits für Jugendliche dieses Alters eine Sogwirkung besitzt. In dem Zusammenhang wurde mir wieder einmal klar, wie wichtig – zumindest mittelfristig betrachtet – eine schnelle Zuganbindung nach Hamburg ist. Vor diesem Hintergrund werde ich mich auch weiterhin für die Reaktivierung der Bahnstrecke von Ascheberg nach Neumünster einsetzen.

Das Pfingstlager von TSV und DLRG auf der Prinzeninsel stand wegen fehlender Genehmigungen des Kreises auf der Kippe. Hier ist es unserer Verwaltung gelungen, gemeinsam mit der Verwaltung des Kreises eine dauerhafte und parktikable Lösung zu erzielen. Ich denke, daß wir mit dem Ergebnis zufrieden sein können.

Weniger zufriede können wir nach meiner Meinung mit dem Ergebnis der Verhandlungen zwischen dem Kreis und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) sein. Von den Leichtathletikanlagen des Sportplatzes im Schloßpark bleiben nur traurige Reste. Immerhin konnte das Fußballfeld erhalten werden. Auch wenn der Kreis das Ergebnis nach außen hin als erfolgeich darstellt, bin ich nach wie vor der Auffassung, das die DSD in diesem Fall soziale Inkompetenz demonstriert hat. Das ändert allerdings nichts daran, daß ich die neuen gelockerten Regelungen der Landesregierung zum Denkmalschutz für falsch halte.

Zu meiner großen Freude wurden sowohl das Stadtbuchtfest und die Feierlichkeiten anläßlich der 775 Jahr Feier unserer Stadt durchgeführt. Umbemerkt von der Politik hatte sich auch eine Facebook Gruppe für das Stadtbuchtfest gegründet. Der Plöner Frühling blieb aus, da die Außenwirkung gleich Null war. Mein Rat an künftige Initiativen wäre, sich nicht nur zu organisieren, sondern die politischen Vertreter aktiv ansprechen.

Zum Jahresende erhob das Projekt Seewiesen wieder einmal sein Haupt. Was einmal mit dem Anspruch als „hochwertiges Wohngebiet“ gestartet ist, ist nun auf das Durchschnittsmaß einer 08/15 Wohnsiedung auf der grünen Wiese zusammengeschrumpft. Um ein Mindestmaß an Anspruch aufrechtzuerhalten, wurde angeregt, zumindest Null Energiehäuser o.ä. ökologisch sinnvolle Bauvorhaben umzusetzen. Diese Anregungen wurden durch den Investor mit dem Hinweis relativiert, daß das unrealistisch sei, weil man ja auch an den Geldbeutel des Bauherrn denken müsse. Mit welchen Argumenten man das Vorhaben jetzt noch schönreden will ohne seine Glaubwürdigkeit zu verlieren, ist mir nicht klar. Ich werde mich weiter gegen dieses Projekt einsetzen, zumal diese Position auch mit der Beschlußlage unseres Ortsvereins übereinstimmt.

Damit bin ich bei der Parteipolitik angelangt. Der klare Schwerpunkt liegt hier auf der Landtagswahl. Mit den Stationierungsentscheidungen ist deutlich geworden, daß das politische Gewicht der amtierenden Landesregierung in Berlin so ziemlich gegen Null geht. Allein vor diesem Hintergrund kann man eigentlich nichts falsch machen, wenn man den Regierungswechsel wählt.

Nicht besser gewußt?

In der Sitzung des SteU am morgigen Mittwoch wird der Begriff Handelszentralität sicher eine bedeutende Rolle spielen. Daher möchte ich ihn an dieser Stelle noch einmal erläutern.
Die Handelszentralität ist ein Wert, der das Verhältnis von Kaufkraftzuflüssen zu Kaufkraftabflüssen bestimmt. Ein Wert unter Hundert bedeutet, daß die Kaufkraftabflüsse aus einer Stadt größer sind als die -zuflüsse, ein Wert über Hundert zeigt an, daß die Kaufkraftzuflüsse größer sind als die –abflüsse. Oder noch einfacher, ein Wert unter hundert bedeutet ein „Außenhandelsdefizit“, ein Wert über Hundert ein Außenhandelsüberschuß.
Für eine Stadt wie Plön, die als zentraler Ort (Unterzentrum mit Teilfunktionen eines Mittelzentrums) eine Versorgungsfunktion für das Umland hat, ist ein Wert über 100 ganz natürlich. Der im Einzelhandelskonzept ermittelte Wert liegt nach meiner Kenntnis für vergleichbare Orte im guten Durchschnitt.
Wer aus diesem Wert die Aussage ableitet, Plön sei gut versorgt, hat damit nur zum Teil Recht, also eigentlich Unrecht, denn er/sie blendet die Versorgungsfunktion für das Umland völlig aus.
Wenn eine Interessenvertretung dies tut, wurde sie möglicherweise falsch informiert, vielleicht hat sie es auch nicht besser verstanden oder wollte es gar nicht wissen.
Wenn in der Verwaltungsvorlage steht: „- insgesamt gute Versorgungssituation (Handelszentralität von 139 % bzw. 116 %), quantitativer Ergänzungsbedarf nicht offensichtlich“, gibt mir das aber zu denken, vor allem, wenn in der Vorlage an keiner Stelle erwähnt wird, daß das Einzelhandelskonzept auch die Abwanderung von Kunden nach Eutin und Raisdorf dokumentiert,
Vielleicht wird am Mittwoch ja auch die Frage beantwortet, warum der Parkplatz Stadtgrabenstraße nicht in den zentralen Versorgungsbereich einbezogen ist, obwohl hier ein direkter funktionaler Zusammenhang mit der Fußgängerzone, dem Markt und der Lübecker Straße besteht.
Ich bin gespannt.

Infostände

Heute waren wir vom Ortsverein Plön/Bösdorf in der Stadt auf dem Markt, vor MARKANT im Ölmühlengebiet und vor EDEKA in Stadtheide mit Infoständen präsent. Das Wetter war besser als gedacht, daher war der Zuspruch vermutlich auch entsprechend gut. Hier mein ganz persönlicher Eindruck.

Auf früheren Infoständen war die Personalfrage zu Ralf Stegner immer ein kontrovers diskutiertes Thema. Beim Thema Personal standen heute der Bundespräsident und Herr Guttenberg im Vordergrund der Kritik, es gab allerdings auch einen Guttenbergunterstützer.
Ein anderes Themenfeld waren der Arbeitsmarkt und das Auseinanderdriften der Einkommen in Deutschland. Die daraus resultierende “Vergiftung der Gesellschaft” mit der Ausgrenzung von Langzeitarbeits- und Obdachlosen, Behinderten und Ausländern, wie sie von dem Sozialforscher Wilhelm Heitmeyer im aktuellen Spiegel (Seite 71 ff) beschrieben wird,  ist leider mehr als nur spürbar.
Als Themen aus der Kommunalpolitik wurden die Reihenhäuser in der Rodomstorstraße und der Streit um die Rekommunalisierung der Stadtwerke angesprochen. Die Reihenhäuser sind offenbar nicht jedermans Geschmack. Ich habe für die Bebauung an der Stelle und in der Form gestimmt, da sie aus meiner Sicht vertretbar ist und ohnehin ein Rechtsanspruch auf, in diesem Fall sogar ein Verpflichtung zur Bebauung bestand. Zudem halte ich die Verdichtung der Wohnbebauung in der Stadt und den Verzicht auf  die Ausweisung weiterer Neubaugebiete vor den Toren der Stadt für den richtigen Weg.
Bezüglich unserer Haltung zur Vergabe der Wegenutzung an die Stadtwerke – in der Zeitung wurde ja gestern die Position der CDU und heute unsere Position wiedergegeben – wurde Zustimmung geäußert.

Heute abend sind Fraktion und Vorstand des Ortsvereines zum Essen eingeladen. Eigentlich sollte damit das politische Jahr ausklingen, aber am Montag wird es noch eine Sitzung des Hauptausschusses geben, und dabei wird es sich nicht um eine Weihnachtsfeier handeln.

Anders als gedacht

Nachdem ich aus Berlin zurück bin, konnte ich heute die KN mit dem Bericht über die Sitzung des Planungsverband Seewiesen lesen.
Dabei wurde mir klar, daß abweichend von meiner ersten Ferndiagnose die Bebauung von der ehemals vorgesehenen Fläche zwischen B76 und Neutramm hinter die bestehende Siedlung verlegt wurde. Damit werden nach meiner Einschätzung die Auswirkung auf das Landschaftsbild nicht so gravierend ausfallen wie bei den älteren Planungen, jedenfalls so lange, wie die weiteren Flächen nicht überplant werden. (Was lanfristig aber zu befürchten ist.)
Durch die Planungen auf den – vom See her gesehen – hinter dem Ort liegenden Flächen wird der Nutzungsdruck auf den Trammer See ebenfalls reduziert. Bedenklich sind aber immer noch die Flächen im Uferbereich direkt hinter dem Gutshof. Das ist der Bereich, wo der Wald bereits vor Jahren ohne Genehmigung abgeholzt wurde. (Ein Straftatbestand).
Unabhängig davon bleibt es eine Tatsache, daß durch die zusätzliche Bebauung Überkapazitäten geschaffen werden, die mit der demographischen Entwicklung nicht in Einklang gebracht werden können.
Besonders ernüchternd sollte eigentlich die Schlussabsatz wirken. Hier wird berichtet, daß der Investor die Erwartungen an die Qualität der Bebauung dämpft. Man müsse ja auch an den Geldbeutel der Interessenten denken.

Hier der neue Plan

2011_12_15_kn_seewiesen_neu_ausschnitt_02_klRepor ALSE, Quelle: Kieler Nachrichten vom 15. Dezember.

Zum Abschluß noch ein Bild aus dem Deutschen Technikmuseum Berlin. Bei dem Legoschiff handelt es sich um den Nachbau der HMS Victory

2011_12_15_berlin_technikmuseum_048_legoschiff_kl

Alter Wein in neuen Schläuchen

Am Dienstag tagte der Planungsverband Seewiesen. Auf der Sitzung stellte Herr Carsten Rahlf von der MVB Grundbesitz GmbH die „neuen“ Pläne vor. Herr Rahlf bestätigte bereits in der Einwohnerfragestunde, daß er mit Herrn Tim Barnstedt zusammenarbeitet. (Ich glaube mich zu erinnern, daß die Erfahrungen der Gemeinde Heikendorf mit diesem Investor nicht so besonders gut waren). Und Herr Barnstedt saß bereits bei der letzten Seewiesenplanung mit im Boot. Ein weiterer alter Bekannter in diesem Verfahren ist Herr Florian Liedl, der erneut als Planer in Erscheinung tritt.
Die Planungen selber basieren offenbar auf den alten Planungen. Jetzt sollen nach dem Willen der Investoren erst einmal nur 90 bis 100 Grundstücke mit 90 bis 110 Wohneinheiten entwickelt werden. Die restlichen Flächen sollen als Reserve vorgehalten werden. Das entspricht im Wesentlichen dem Stand, bei dem die letzte Planung abgebrochen wurde. Seinerzeit sollten zwar um die 200 Grundstücke entwickelt werden, aufgrund der Marktsituation mit entsprechend sinkender Nachfrage wollte man sich aber in einem ersten Planungsschritt auf deutlich weniger Baugrundstücke beschränken. Damit wäre am faktisch wieder beim alten Planungsstand. Nur das jetzt das Glas halb leer ist, wo es vor einigen Monaten noch halb voll war.
Nachdem die Planer seinerzeit mit dem Gutachten zur Umweltverträglichkeit gescheitert sind, will man jetzt auf die Herstellung eines Sees verzichten. Stattdessen soll ein Regenrückhaltebecken für die Hochwertigkeit des Baugebietes sorgen. An der Forderung wird noch festgehalten, obwohl man sich von den ursprünglichen Vorstellungen zum größten Teil verabschiedet hat. Offenbar setzt sich Herr Bürgermeister Paustian als Vorsitzender des Planungsverbandes  schon einmal von der Forderung nach Hochwertigkeit ab. Er soll darauf hingewiesen haben, daß nicht er, sondern der Bürgervorsteher die Forderung nach der Hochwertigkeit seinerzeit gegenüber der Presse besonders betont hätte.
Der Trick mit dem Regenrückhaltebecken ist, daß man für dieses Gewässer kein Planfeststellungsverfahren mehr durchlaufen muß. Da nach Aussage der Planer nunmehr keine Ausbaggerungen mehr nötig sind, muß davon ausgegangen werden, daß das künftige Feuchtgebiet mit seinem Regenwasserrückhaltebecken nicht besonders tief sein und als Brutstätte für Mücken dienen wird. In Verbindung mit den Gerüchen der in Windrichtung liegenden Kläranlage und der zwischen Kläranlage und Baugrundstücken verlaufenden Bundesstraße ist die Hochwertigkeit dieses Baugebietes nicht zu erkennen.
Nach meiner Auffassung ist die Behauptung, daß es sich immer noch um ein hochwertiges Baugebiet handeln würde, nicht mehr als Augenwischerei.
Ein weiteres Problem ist die ausgesprochen negative Auswirkung auf das Landschaftsbild. Der Reiz des Bereiches ist der Blick von der B76 auf die Stadt, die sich an dieser Stelle – erzwungenermaßen – mit einer klaren Bebauungsgrenze von der Umgebung abhebt. Die in der Sitzung des Planungsverbandes vorgetragene Absicht, diesen Bereich zu bewalden, würde den Blick auf die Stadt verhindern. Mit der Verschwenkung der B76 und dem Heranrücken der Bebauung an die Bundesstraße wird die Errichtung eines Lärmschutzwalles unumgänglich bleiben. Damit wäre das Landschaftsbild endgültig ruiniert. Nachdem wir durch den analytischen Teil des Einzelhandelskonzeptes und die Befragungen im Rahmen der Plön-Up Veranstaltungen wissen, daß das intakte Landschaftsbild einer der von der Bevölkerung am meisten geschätzten Vorzüge unserer Stadt ist, sollte sich eine Überplanung an dieser Stelle eigentlich von selbst verbieten.

Ich konnte selber leider nicht anwesend sein, da es mich in dieser Woche aus beruflichen Gründen nach Berlin verschlagen hat. Leider läßt der Dienst einem nur wenig Zeit, die Stadt zu erleben. Dienstagabend hatten wir noch Plätze für die Distel bekommen. Ein sehr schönes Programm. Außerdem ist es mir gelungen, noch durch das Deutsche Technikmuseum und das Deutsche Historische Museum zu hetzen. Nach meinem ersten Eindruck lohnt sich der Besuch in beiden Museen.