Sonntag, 9. Oktober

Heute stand eine Wanderung auf dem Programm. Ziel war ein Wasserfall, ca. zwei Stunden zu Fuß von der Poussada entfernt. Der Weg begann mit einer Durchquerung durch den nahegelegenen Fluß.

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Eigentlich gibt es Gummistiefel zu leihen, aber wie üblich fand ich kein Paar, daß an den Waden passte. Vorsichtshalber hatte ich die alten Schnürstiefel dabei, die gut passen und noch besser eingelaufen sind. Also ging es barfuß durch die Furt. Der Weg stieg langsam an. Vom Hang konnte man in die Kronenzone hineingucken, ein eindrucksvoller Anblick.

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Dann begann es zu regnen, der Weg wurde matschiger und ich klitschnass. Interessant auch der alte Feigenbaum, der innen hohl war, so daß man sich hineinstellen konnte.

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Am Wasserfall angekommen, stand den wenigsten der Sinn nach Baden, die meisten waren bereits durchnäßt und hatten keine Lust. Ich ließ mich nicht schrecken, und ich bereue es nicht. Während die Gruppe schon aufbrach, sah ich beim umziehen für einen kurzen Moment noch einen Papagei. Ansonsten waren auf der ganzen Wanderung außer einer Raupe und einem Kolibri keine Tiere zu sehen. Die meisten Tiere, so um die 80 %, leben in den Baumkronen und der großteil ist nachtaktiv. Von daher sind sie schon einmal schwer zu sehen. Ansonsten sind Truppes von lärmendem und nach Mückenabwehrmittel stinkendem Touristen natürlich auch geeignet, jedes Tier vom Weg zu vertreiben.
Der Rückweg war dann ziemlich ereignislos, wenn man einmal davon absieht, daß es aufgehörte zu regnen.

Montag, 10. Oktober

Das Programm begann mit einer längeren Busfahrt. Ziel war eines der ältesten Gebäude des Landes, die Zuckerrohrplantage „Rosario“ aus dem Jahr 1776.

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Nach Ende des brasilianischen Goldrausches Mitte des 18. Jahrhunderts zogen die Pioniere aus dem Landesinneren zurück in Richtung Küste und begannen mit dem profitablen Anbau von Zuckerrohr. Dabei kamen auch afrikanische Sklaven zum Einsatz. Die Zuckerproduktion lief bis Mitte des 19. Jahrhunderts gut. Möglicherweise hatte die Industrialisierung der Landwirtschaft und die Einführung der Zuckerrübe in Europa einen Einfluß auf den Niedergang des Zuckeranbaus in Südamerika, das müßte ich aber noch einmal nachlesen.
Der Zuckeranbau wurde durch Kaffeeanbau abgelöst, der aber auch nicht länger durchgehalten und um die Jahrhundertwende durch Keramikproduktion ersetzt wurde.
Juan konnte die Kolonialgeschichte anhand der wenigen auf dem Bild dargestellten Gegenstände anschaulich erklären.

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Nach Beendigung der Sklaverei im Jahr 1888 kam es zu einer Zuwanderung italienischer Gastarbeiter, die allerdings aufgrund ihres im der Heimat gewachsen Selbstbewusstseins nicht lange auf den Farmen arbeiteten und deren Nachfahren heute viele der örtlichen Cafés und Restaurants betreiben. Ihnen folgten dann um 1900 die Japaner, die heute eine große Bevölkerungsgruppe in Sao Paulo bilden. Zeitgleich erreichte die deutsche Einwanderung ihren Höhepunkt, wobei unsere Landsleute den südlichen Landesteil bevorzugten. In den 30-er Jahren fanden ca. 50 000 deutsche Juden Aufnahme in Brasilien, nach 1945 dann auch noch ihrer Verfolger.
Die Plantage Rosario war Treffpunkt der brasilianischen Intellektuellen, die hier im Jahr 1871 die republikanische Partei gründeten, überwiegend Kaffeeplantagenbesitzer, die eine Beendigung der brasilianischen Monarchie und eine Gesellschaftsform mit größeren bürgerlichen Rechten einschließlich wirtschaftlichen Freiheiten anstrebten.
Heute bemüht sich ein Sohn der Besitzerfamilie um den Erhalt des historischen Gebäudes. Er versucht, den Unterhalt mit Tourismus zu bestreiten.
Wer gerne einmal unter einfachen Verhältnissen im alten Zuckerrohrspeicher übernachten möchte, kann es hier tun.

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Wir haben auf der Rosaria erst einmal einen ausführlichen Rundgang gemacht und hatten die Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch mit einem der Eigentümer, bevor es in der Halle des Hauses ein brasilianisches Mittagessen gab. Anschließend ging auf einen Ausritt. Ziel war eine alte Kaffeeplantage.

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Auf dem Rückweg wurde ich ein wenig übermütig und brachte mein Pferd zum galoppieren, was man nicht tun sollte, wenn man nicht reiten kann. Auf jeden Fall hat sich meine Meinung wieder einmal bestätigt, daß Pferde bösartige Wesen sind, die zu allen Seiten steil abfallen, vorne beißen, hinten treten und dem Seemann nach dem Leben trachten.

Dienstag, 11. Oktober

Heute stand wieder eine Wanderung auf dem Programm. Veranschlagt waren vier Stunden. Es sollten fünf daraus werden, und daher fiel die für den Nachmittag geplante Kanutour ins Wasser. Zu Beginn ging es den schon vom Vortag bekannten Weg entlang, diesmal allerdings ohne Regen, was auch ganz schön sein kann und ganz neue Eindrücke ermöglicht. Die ersten hundert Meter führen durch den Sekundärwald. Dieser Bereich war früher abgeholzt, die Natur konnte sich aber in den letzten 35 Jahren neu entwickeln. Der Primärwald ist deutlich älter, einzelne Bäume können bis zu 500 Jahre alt sein. Anders als der Regenwald am Amazonas gibt es im Atlantischen Regenwald eine ausgeprägte Busch- und Strauchschicht.

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Die größten Bäume werden bis zu 30 Metern hoch. Anders als am Amazonas liegt dieser Regenwald in einem ausgesprochen bergigen Gelände, so daß die Sonne aus verschiedenen Einfallwinkeln bis auf den Boden trifft. Dies ist im Regenwald am Amazonas anders. Hier ist der Boden eher flach und die Bäume, die am höchsten wachsen, haben die besten Voraussetzungen im Überlebenskampf. Der Weg führte auf und ab, und obwohl die Temperaturen mit ca. 25 C noch recht moderat waren, kam ich anständig ins Schwitzen. Lohn der Anstrengungen war ein Wasserfall, der in eine Schlucht stürzte. Der Blick auf die gegenüberliegende Wand mit ihrer Vegetation war sehr beeindruckend.

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Ich wäre gerne etwas länger geblieben, aber die Zeit war schon knapp. Zu den Tieren, die wir gesehen haben, gehörten zwei Schlangen,

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Blattschneideameisen, ein Käfer sowie einige Spinnen, von denen eine zeitweise als Schwarzfahrer auf meinem Rucksack mitgereist ist.
Durch den Regen der vergangenen Tage war der Boden recht feucht, und da ich die meiste Zeit über das Schlußlicht tragen mußte, war der Boden schon recht ausgetreten und matschig. Die letzten Meter waren dann bekannt und man fühlt sich im Regenwald schon fast zu Hause.
Abends gab es dann noch einen Nachtrag zum Thema Kriminalität.
In den Jahren vor 1888 haben sich entlaufenen Sklaven in eigenen Orten zusammengefunden. Die Möglichkeiten, den Lebensunterhalt zu erwirtschaften, waren sehr eingeschränkt. Daher gehörte Stehlen zum Alltag. Die Dinge, die nicht selber verwendet wurden, wurden dann verkauft. Da die entflohenen Sklaven keine klare Vorstellung vom Handelswert der Güter hatten, wurden diese zum Teil weit unter Preis angeboten. Viele Gutsbesitzer warben deshalb die entlaufenen Sklaven an, bei Ihren Nachbarn einzubrechen oder Vieh zu stehlen, quasi Einbruch auf Bestellung. Daraus resultierte eine Einstellung zum Diebstahl, die z.T. bis heute noch Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben haben soll.

Mittwoch, 12. Oktober

Der heutige Tag begann mit einer Wanderung. Der Weg war bisweilen sehr steil, und wenn er nicht steil war, führte er über weite Strecken durch die Betten der zahlreichen Bäche.

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Das erste Ziel war die Kathedrale, ein Wegabschnitt in einem Tal, der von hohen Bäumen gesäumt ist. Auf dem Weg erläuterte unser Führer Jeffer die Symbiose von Ameisen und Ameisenbaum. Diese Pflanzen gehören zu den ersten, die sich bei der Renaturierung ansiedeln. Sie bieten den Ameisen in Ihrem Stamm einen Siedlungsplatz, die Ameisen beschützen „ihren“ Baum vor Schädlingen. Die Wanderung endete am Kolibriwasserfall.

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Abgesehen von der Schönheit des Platzes gab es hier noch Schwalben zu sehen, die Ihren Nistplatz geschützt hinter dem Wasserfall bauen. Sie sind vor dem schwarzen Hintergrund kaum zu erkennen.

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Nach einer kurzen Pause ging es dann auf demselben Weg zurück.
Beim Mittagessen erläuterte Carlos uns im Anschluß an die Frage, wo das nächstgelegene Krankenhaus sei, dann das brasilianische Gesundheitswesen. Es gibt eine kostenlose Gesundheitsversorgung für alle. Auf dem Land sind die Wartezeiten mit ca. einer Stunde relativ kurz. In den Städten sieht das deutlich anders aus. Hier bilden sich lange Schlangen. Mehrere Stunden Wartezeit sollen üblich sein. Daher kann man – gegen Kostenbeitrag – Mitglied bei einem Krankenhaus werden, wo man dann, und nur in diesem Krankenhaus, schnell und kostenlos behandelt wird. Es gibt auch entsprechende Zusammenschlüsse von Krankenhäusern oder private Krankenversicherungen, die für das gesamte Land und alle Krankenhäuser gelten. Die Monatlichen Versicherungsbeiträge für eine Familie mit zwei Kindern liegt bei ca. 500,– Euro.
Am Nachmittag ging es dann zum Kanufahren auf einen nahe gelegenen Stausee. Leider regnete es wieder. Nieselregen. Zwei Mitreisende brauchten allerdings keinen Regen, um naß zu werden. Sie kippten gleich beim Einsteigen um. Wir kamen mit unserem Boot gut zurecht und machten einen Abstecher flußauf- und abwärts. Rechts und links des Stausees gingen die Berge ein- bis zweihundert Meter steil hoch. Vom Wasser aus wirkt der Regenwald noch einmal ganz anders. Die in den Bäumen hängenden Nebelschwaden verleihen dem Ganzen dann zusätzlich etwas Unwirkliches.
Auf dem Rückweg im Bus gab es dann noch Informationen zum brasilianischen Gebrauchtwagenmarkt. Während die Autos in Deutschland schnell an Wert verlieren, sinken sie in Brasilien kaum im Preis. Zum Schutz der heimischen Automobilindustrie mit ca. 200 000 Beschäftigten ist die Einfuhr von Gebrauchtwagen nicht erlaubt, auf Neuwagen wird ein Zoll von 35% erhoben.

Donnerstag, 13. Oktober

Für heute stand ein Ausflug mit dem Bus auf dem Programm. Ziel war – wieder einmal – ein Wasserfall. Leider hatte es über Nacht sehr geregnet. Daher war die Ansage, daß Straßenschuhe ausreichen würden, wenig hilfreich. Da als Anschlußprogramm der Besuch einer Kleinstadt mit gemeinsamen Mittagessen vorgesehen war, hatte ich meine gute Hose angezogen. Das war auch keine gute Entscheidung. Die Mitnahme der Schnürstiefel erwies sich allerdings als vorausschauend. Wieder einmal ging es einen engen und leicht matschigen Weg entlang. Carlos zeigte uns Begonien, die zum Schutz vor Insekten, die Eier auf den Blättern der Pflanze ablegen, mit kleinen weißen Pusteln simulieren, daß sie bereits befallen sind und sich so vor weiterem Befall schützen.

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Auf dem weiteren Weg kamen wir an einem kleinen Bach vorbei. Hier waren mehrere Opfergaben abgelegt. In Brasilien ist der Katholizismus weit verbreitet, die evangelikalen Kirchen gewinnen aber immer mehr Gläubige dazu. Außerdem sind Voodoo – Glauben und Naturreligionen verbreitet. Da mehrere – christliche – Sekten die Erfüllung der Wünsche nur gegen Bares versprechen, wenden sich überwiegend ärmere Brasilianer und Brasilianerinnen wieder den kostengünstigeren Naturgöttern zu, die mit allerlei Opfergaben gnädig gestimmt werden sollen. Am Wasserfall, an dem wir schließlich nach eine Rutschpartie an einem steilen Lehmhang ankamen, scheint auch als magischer Platz angesehen zu werden, denn hier fanden sich weitere Opfergaben.

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Auf dem Rückweg fing es richtig an zu schütten. Am Bus angekommen waren die meisten so durchnäßt, daß auf den anschließend geplanten Besuch in der Stadt verzichtet wurde. Carlos veranlaßte, daß wir in der Regenwaldakademie noch ein Mittagessen bekamen. Während die meisten den Nachmittag über entspannen wsollten, fand ich noch eine Mitreisende, die Interesse hatte, noch einmal Kanu zu fahren. Mit dem Toyota Landcuiser Baujahr 1979 – ein Klassiker unter den Geländewagen und offensichtlich unkaputtbar, ging es erneut zum Stausee. Eine sehr schöne und etwas längere Kanutour war ein würdiger Abschluß für den Aufenthalt im Regenwald.

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Nachdem wir das Kanu wieder an Land abgelegt hatten und etwas zu früh am Treffpunkt eintrafen, haben wir uns entschlossen, dem Toyota entgegenzulaufen, da sich bereits nach kurzer Wartezeit Schwärme von Stechfliegen auf uns stürzten. So kam ich denn auch noch dazu, das nahegelegene Dorf, das eingebettet in den Regenwald die Heimat von ca. 50 Einwohnern ist, zu fotografieren.

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Abends wurden dann zwei Geburtstage mit einer leckeren Torte und Caipirinia gefeiert.

Freitag, 14. Oktober

Der Tag der Abreise. Aufgrund des in Sao Paulo erwarteten Verkehrsaufkommens wurde das Wecken auf 0700 vorverlegt. Es regnete auf dem Weg nach Sao Paulo. Beeindruckend fand ich die Aasgeier, die an der Autobahn auf den Laternen oder Schilderbrücken saßen. Am Flughafen trennte sich dann die Reisegruppe. Carlos und Friedrich wollten mit der einen Hälfte weiterreisen nach Patagonien. Es stellte sich dann heraus, daß der Flug heute aufgrund eines Streiks in Argentinien voraussichtlich auf morgen verschoben wird. Wie sich die Situation weiter entwickelt hat, weiß ich im Moment nicht. Unser Flug nach Iguacu ging verspätet ab.
Aufgrund der Verspätung kamen wir nicht mehr in den Iguacu Nationalpark, der um 1700 seine Pforten für die Besucher schließt.
Abends ging es dann in ein großes Restaurant. Dort gab es neben einem erstklassigen Buffet auch eine Show mit südamerikanischer Musik und Tanz. Neben vielen anderen Darbietungen gab es argentinischem Tango, paraguayische Harfe – ziemlich schräg – und die uns aus den Fußgängerzonen bekannten Panflötenspieler aus Peru.

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Der Höhepunkt war natürlich die Samba-Darbietung. Mehr will ich darüber nicht berichten.

Samstag, 15. Oktober

Morgens ging es um 0830 vor dem Hotel los. Mit dem Schiff ging es zuerst auf dem Pagana flußabwärts. Zahlreiche Ruderboote dienen als Fähren zwischen Paraguay und Argentinien. Iguacu liegt im Dreiländereck von Paraguay, Brasilien und Argentinien. Für die unmittelbaren Anwohner gibt es offenbar eine Art „Kleinen Grenzverkehr“, der den Grenzübertritt für die Angehörigen der drei Staaten auch ohne Visum ermöglicht.

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Bald legte das Schiff unterhalb des Hauses von Moises Bertoni an. Der Schweitzer betrieb hier eine Art landwirtschaftliches Forschungszentrum und experimentierte mit zahlreichen heimischen und importierten Pflanzen. Darüber hinaus machte er zahlreiche Klimaaufzeichnungen, die auch heute noch zu Forschungszwecken herangezogen werden. Sein Wohnhaus dient als Museum und wird gerade restauriert.

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Trotzdem hatten wir die Gelegenheit zur Besichtigung. Als weiterer Punkt stand der Besuch eines Indianerdorfes auf dem Programm. Paraguay hat ca. 8 Mio Einwohner, davon sind ca. 40% indigen bzw. mit indigenen Wurzeln. Die Indianersprache ist neben Spanisch offizielle Landessprache. Offenbar hat Bertoni auch ein Wörterbuch Spanisch – Guarani erstellt. Auf den 199 Ha seines Anwesens siedeln ca. 40 – 50 Indianer in einem Dorf, wo sie ein verbrieftes Wohnrecht haben. Die Siedlung wirkt überaus trostlos. Ein paar Hütten, ein paar ärmlich gekleidete Einwohner, ein paar abgemagerte Hunde, einige Hühner und ein paar Felder.

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Irgendwie wirkt eine Besuchergruppe aus Deutschland in diesem Dorf wie von einem anderen Stern.
Das einzige Steingebäude ist die Schule, wo von Montags bis Freitags nachmittags je ca. 4 Stunden Unterricht angeboten werden, die von den Kindern, aber auch interessierten Erwachsenen wahrgenommen werden können.

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Den Lebensunterhalt verdienen die Bewohner mit Ackerbau, Jagd und dem Verkauf von Schnitzereien und anderen kleinen Handwerksarbeiten wie Perlenketten. Ich bei jeder Familie ein kleines Andenken erstanden und hoffe, daß der Erlös nicht in Alkohol umgesetzt wird.

Samstag und Sonntag, 15. – 16. Oktober 2011

Samstag und Sonntag, 15. – 16. Oktober 2011
Wir haben die brasilianische Seite der Wasserfälle von Iguacu am Samstag nachmittag und die argentinische Seite am Sonntag besucht. Ich fasse den Besuch daher in einem Beitrag zusammen.

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Die Wasserfälle wurden bereits 1986 von der UNESCO als Naturerbe unter Schutz gestellt. Auf brasilianischer Seite gibt es ein großes Besucherzentrum. Von hier gehen auch die Hubschrauberflüge ab. Nach dem Kauf des Tickets geht es mit dem Bus – Privatautos sind im Park nicht zugelassen – zu einer der vielen Sehenswürdigkeiten und Attraktionen wie Abseilen oder Rafting. Wir haben den Wanderweg entlang der Wasserfälle genommen. Ein wirklich einmaliges und beeindruckendes Naturereignis, das jährlich ca. 2 Millionen Besucher auf der brasilianischen und noch einmal ebenso viele Besucher auf der argentinischen Seite der Wasserfälle anlockt.
Nachfolgend ein paar Impressionen dieses beeindruckenden Naturschauspiels:

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Am folgenden Tag haben wir die argentinische Seite der Wasserfälle von Iguacu besucht. Die Fahrt führte über die Brücke der Freundschaft, die Brasilien und Argentinien verbindet. Die Formalitäten des Grenzübertrittes zogen sich ein wenig, aber zu guter Letzt erhielten alle ihr 90-Tage Visum. Der Nationalpark auf argentinischer Seite ist kleiner, das Gebäude am Eingang auch. Während der Regenwald auf brasilianischer Seite überwiegend Primärwald ist, konnte er sich auf hier erst seit den 30-ger Jahren entwickeln. Damals wurde das vorher landwirtschaftlich genutzte Gebiet zum Nationalpark erklärt. Der Nationalpark wird über eine Schmalspurbahn erschlossen. Wir waren früh da, um den ersten Zug zu bekommen, der direkt zum Teufelsrachen durchfährt. Die späteren Züge fahren nur bis zur Zentralstation, wo man dann umsteigen muß. Nach dem Aussteigen buchte unsere Fremdenführerin die Fahrt mit dem Speedboot für die, die sich dieses Erlebnis gönnen wollten. Ich wollte, aber dazu später. Von der Endstation führt ein Weg über eine Brücke direkt bis an die Oberkante der Wasserfälle. Die Wasserfälle sind auch auf der argentinischen Seite sehr eindrucksvoll, und die Frage, welche Seite eindrucksvoller ist, kann ich nicht beantworten. Der frühe Besuch lohnt auch, da es um diese Zeit noch nicht ganz so voll ist.

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Anschließend begaben sich die Speedbootfahrer zur Abfahrtstation. Auf der Ladefläche eines alten Unimogs ging es durch den Regenwald. Nach dem Aussteigen ging es eine Treppe herunter zum Einstieg in die Schlauchboote bzw. RIBs. Schuhe und andere Sachen wurden in die bereitgestellten wasserdichten Säcke gestaut, dann ging es los.. Auf der ersten Teilstrecke konnte man noch fotografieren.

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Dicht an den Fällen muß man dann schon die Lücke zwischen den Gischtwolken abwarten, um Bilder zu machen. Anschließend gab der Bootsmann das Zeichen, auch die Kameras in die wasserdichten Säcke zu stauen. Dann brachte uns der Kapitän bis auch wenige Meter an den Wasserfall heran. Es blieb kein Haar trocken.

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Zwei Runden an jedem Fall, danach ging es zurück zur Ausstiegsstelle am Unteren Wanderweg, wo die anderen bereits warteten. Wer klug war, hat die Tour entweder in Badehose gemacht oder einen Satz trockene Ersatzwäsche im Rucksack. Ich hatte Ersatzwäsche, würde aber jedem die Badehose empfehlen.
Anschließend haben wir noch weitere Wege abgelaufen, die immer wieder imposante Ausblicke auf die Fälle ermöglichten.

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Montag, 17. Oktober

Nach dem Frühstück fuhr uns der Bus zum Flughafen von Iguacu. Das Einchecken verlief schnell und unproblematisch, nicht zuletzt dank der Hilfe unsere Fremdenführerin. Vom Flugzeug aus konnte man noch einmal die Wasserfälle sehen. Jenseits des Nationalparks erstrecken sich so weit das Auge reicht landwirtschaftlich genutzten Flächen. Dann verschwand das Land unter einer dichten Wolkendecke. In Rio angekommen mußten wir feststellen, daß es regnet. Das entsprach nun überhaupt nicht der allgemeinen Erwartungshaltung. Unsere neue Fremdenführerin nahm uns in Empfang und quartierte uns ganz in der Nähe der Copacabana ein. Danach begann die Stadtrundfahrt. Der erste Halt war das Sambadrom. Hier gibt es ein kleines Museum, in dem verschiedene Sambakostüme ausgestellt sind, die man für 5,– Reals auch anprobieren kann.

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Als nächstes stand das Maracana Stadion auf dem Plan, das eigentlich Mario Filho Stadion heißt. Nach seinem Bau bot es 200 000 Besuchern Platz. Seit die UEFA Stehplätze verboten hat, ist das Platzangebot auf ca. 80 000 Besucher abgesunken.
Die nächste Station war die Kathedrale von Rio, ein recht mächtiges Vollbetongebäude, das von außen ein wenig an eine Maya-Pyramide erinnert.

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Danach setzte der Fahrer uns in der Innenstadt ab, wo wir das Cafe Colon besuchten, wo es erst einmal Kaffee und Kuchen gab.

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Anschließend ging es noch in die frisch renovierte Kirche des Benediktinerklosters de Sao Bento, Barock in hoher Vollendung.

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Zurück im Hotel gingen wir dann in ein Kilo-Restaurant essen. Man bekommt am Eingang einen Registrierzettel, nimmt einen Teller, füllt ihn am Buffet und läßt das ganze wiegen. Gezahlt wird ein Festpreis pro Gramm. 100 Gramm kosten in der Regel zwischen 3 und 5 Reals, was bei einem Wechselkurs um die 2.40 grob durchschnittlich bei 1,70 Euro liegt. Getränke werden in der Regel am Tisch bestellt. Auch sie werden auf der Registrierkarte erfaßt. Man kann auch mehrfach gehen, es wird immer wieder neu gewogen. Es gibt auch „all you can eat“ Angebote. Ihr Preis liegt um die 25,– Reals. Am Ende geht man zur Kasse und zahlt. Die Kassiererin überreicht einem neben dem Bon häufig noch einen kleinen Zettel, der am Ausgang abgegeben werden muß.

Dienstag, 18. Oktober

Nach dem Frühstück fuhren wir zum Chinesischen Pavillon, der im Nationalpark am Berghang gelegen ist.

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Von hier hat man einen schönen Blick über die Stadt mit ihren Stränden und dem Zuckerhut. Anschließend ging es weiter in den Botanischen Garten, der bereits 1808 auf dem Gelände einer Schießpulverfabrik angelegt wurde. Die Fülle der Impressionen war so umfangreich, daß ich hier mit einer Ausnahme auf die Wiedergabe verzichte.

2011__10_18_02_botanischer_garten
Es kam die bislang unbeantwortete Frage auf, ob Vegetarier fleischfressende Pflanzen essen dürfen.
Anschließend fuhren wir an den Strand nach Barra, den Strand hinter Ipanema und Lebon. Hohe Häuser, Geschäftszentren und Malls, hier sind die USA noch Vorbild.

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Ein kühles Bad am fast menschenleeren Strand rundete das Besuchsprogramm dann ab.

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Mittwoch, 19. Oktober

Heute Morgen sind wir vom Hotel aus über die Brücke auf die andere Seite der Bucht nach Niteroi gefahren. Das erste Ziel war das Museum für zeitgenössische Kunst (Museu de Arte Contemporânea). Der Bau wurde 1996 von dem heute 103 Jahre alten Architekten Niemeier errichtet und ist die eigentliche Attraktion.

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Als ehemaliger Ubootfahrer habe ich mich natürlich für diese griechische Vase begeistern können.
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Der eigentliche Ausstellungssaal schwebt wie eine fliegende Untertasse über der Bucht von Rio und ermöglicht einen fantastischen Panoramablick. Vermutlich gibt es auf der Welt nur wenige  Architekten, die Beton so ästhetisch gestalten können.
Anschließend ging es – mit einem kurzen Stop am Fischmarkt – weiter auf die Festung Santa Barbara. Der Bau wurde im 16. Jahrhundert von den Franzosen begonnen und beherbergt heute eine brasilianische Garnison. Die Besichtigung ist nur in Begleitung durch einen Soldaten möglich. Von der Festung aus hat man einen schönen Ausblick auf den Zuckerhut.
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Zurück ging dann mit der Fähre, die in der Nähe des alten Gouverneurpalastes anlegt. Von hier aus führte und der Weg durch die Altstadt, oder das bisschen, was davon noch übrig ist. Im Anschluß ging es zurück ins Hotel.
Da der Tag noch jung und das Wetter nicht sonnig war, sind wir dann zu zweit mit der Metro bis zur Station Botafora und von dort aus mit der Buslinie 513 nach Urca. Für die Fahrt gibt es Kombitickets zu 4,– Reals. Von Urca aus führt die Seilbahn auf den Zuckerhut. Oben angekommen brach die Dämmerung ein und man einen fantastischen Ausblick auf die Stadt, in der gerade die Lichter angingen.

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Ein Kaffee zu einem hier oben nicht erwarteten, sehr moderaten Preis (4,50 Reals) bildete den krönenden Abschluß dieses Tages.

Donnerstag, 20. Oktober

Der Tag beginnt mit gutem Wetter. Unsere Fremdenführerin holt uns um 0900 am Hotel ab und bringt uns auf den Cocovardo, den Berg, auf dem die berühmte Jesus Statue steht. Der Weg führt zuerst durch den Regenwald, der ab 1808 anstatt der bis dahin betriebenen Kaffeplantage wieder angepflanzt wurde. 1808 war auch das Jahr, als der portugiesische Königshof in Folge der napoleonischen Expansion in Europa und der Eroberung Spaniens nach Rio verlegt wurde. 1908 wurde der Jesus anläßlich des 100 jährigen Jubiläums aufgestellt.

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Er wurde in vorgefertigten Betonteilen auf den Berg gebracht und dort zusammengesetzt. Die Figur ist die einzige mir bekannte Sehenswürdigkeit, die auch über Rolltreppen erreichbar ist.

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Außerdem gibt es wohl keinen besseren Ort auf der Welt, um Menschen mit ausgebreiteten Armen zu fotografieren.
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Und noch einmal

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Anschließend ging es mit dem Bus nach Urca. Am späten Vormittag war an der Seilbahn mehr los als am Abend vorher.  Interessant auch die beiden älteren Kabinen. Die im Vordergrund wird James Bond Fans sicher bekannt vorkommen.

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Der Blick vom Zuckerhut ist auch tagsüber sehr schön.

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Die Einheimischen nennen den Zuckerhut auch Zuckerbrot, da seine Form an ein senkrecht stehendes Baguette erinnert.

Den Nachmittag hatten wir frei. Nach dem Essen im benachbarten Kilo-Restaurant stand ein kurzer Abstecher an den Strand der Copacabana auf dem Programm. Wegen der kräftigen Dünung und den mit ihr verbundenen Strömungen war das Baden im Mittelabschnitt verboten. Im östlichen Bereich waren die Wellen deutlich niedriger und der Badespaß konnte seinen Lauf nehmen.
Am Abend haben wir dann einen Abstecher in die Stadt gemacht, um das Kneipen-  und Clubleben kennen zu lernen. Wir nahmen die Ubahn von Cantagalo nach Cinelandia, der Station am städtischen Theater, ganz in des im Internet recherchierten Zentrums des Nachtlebens. Bereits vor dem Theater wurden wir mit Live-Musik empfangen. Wie sich herausstellte, eine politischen Veranstaltung, auf der gefordert wurde, 10 % des BSP für die Bildung auszugeben.
Nach der Musik gab es noch eine sehr engagierte Rede, von der ich kein Wort verstanden habe.
Nach einigem Suchen und Fragen kamen wir dann auch am Ziel an. Der Schwerpunkt des Nachtlebens liegt hinter der Kathedrale unterhalb des zur Straßenbahnbrücke umfunktionierten Aquädukts. Zuerst landeten wir in einem ausschließlich von einheimischen besuchten Latin-Hip-Hop Konzert, wo wir nicht nur die einzigen Touristen, sondern auch die einzigen „Weißbrote“ waren. Wie auch immer, der Türsteher war kein Problem und es gab nicht einmal scheele Blicke von den Konzertbesuchern. Anschließend fanden wir noch eine RnB Kneipe, wo eine wirklich gute Band die guten alten Stücke coverte. Das Lokal schloß, und die Kneipe, die man uns noch empfohlen hatte, fanden wir nicht. Die Taxifahrt zum Hotel war in Ordnung, der Fahrer nahm keinen Umweg und lieferte uns für 33,– Reals sicher in der Nähe unseres Hotels ab.

Freitag, 21. Oktober

Dieser Tag stand zur freien Verfügung. Nach dem Ausschlafen und einem entspannten Frühstück ging es erst einmal an den Strand. Anschließend Haben wir die „Einladung“ zu „Stern“, einem der großen brasilianischen Juweliere angenommen. Das Auto holte uns vor dem Hotel Othon Palace ab und brachte uns zum Museum. Hier gab es erst einmal eine gut gemachte Führung, wo die Edelsteinvorkommen und deren Abbau kurz – vielleicht etwas zu kurz – dargestellt wurden. Anschließend konnte man die Spezialisten bei der weiteren Bearbeitung der Steine beobachten. Nach der Besichtigung begann der Kaffefahrtanteil der Veranstaltung. Eine Verkäuferin nahm uns in Empfang und führte uns in einen Verkaufsraum, wo mit Kaffee und Cola erst einmal eine angenehme Gesprächsatmosphäre hergestellt wurde. Anschließend wurden Edelsteine wie Smaragde, Saphire, Topas, Rubin und Aquamarin in den unterschiedlichsten Größen und Formen gezeigt. Im Gespräch wurde auch darauf hingewiesen, daß der Verkauf steuerfrei sei. Auf meine Gegenfrage, ob man nicht bei der Einfuhr nach Deutschland Steuern zahlen müßte, bekam ich zur Antwort, daß viele Kunden das wohl nicht tun würden.
Na ja, zum Abschluß gab es dann noch einen Gutschein für einen Caipirinia in der Kneipe nebenan, den wir nach einem Besuch des Strandes von Ipanema auch in Anspruch genommen haben.

Der Strand von Ipanema

In der anderen Richtung vom Strand liegt das Hotel Sheraton, im Bild unten rechts. Dahinter ist die an das Hotel angrenzende Favela zu erkennen.

Vorne rechts die Ecke des Sheraton, dahinter die Favelas

Auffällig war, daß hier fast alle Wohnhäuser mit Gittern und Überwachungstechnik fast wie Botschaften abgesichert waren.

Wohlstand hinter Gittern
Der Chauffeurservice brachte uns wohlbehalten zurück, und wir haben dann das letzte Geld im Kilo-Restaurant und im Supermarkt gelassen, wo wir uns dann noch eine Flasche Cachassa, die Grundsubstanz für den brasikianischen Caipi leisten konnten. Dann noch ein letztes Bad an der Copacabana. Die Sonne stand schon tief, und nachdem wir aus dem Wasser kamen, begannen die Händler bereits, ihre Sachen im Sand zu vergraben. Unter dem Strand verbergen sich offenbar auch ganze Brunnenanlagen, denn tagsüber werden hier auch mobile Pumpen betrieben, die das Wasser für provisorische Duschen fördern. Als wir zurück zum Hotel kamen, wartete dort bereits die Fremdenführerin, um uns – nach dem Umziehen – zum Flugplatz zu bringen. So ging eine hochinteressante und gleichzeitig erholsame Studienreise mit einem langen Flug und einer angenehmen Bahnfahrt zu Ende.

Ratsversammlung

Hiermit beende ich die Funkstille, nachdem ich aus dem Urlaub und von zwei Dienstreisen zurückgekehrt bin. Eigentlich wollte ich schon in den letzten Tagen von meiner Studienreise berichten. Leider konnte ich die Bilder noch nicht bearbeiten und daher warte ich mit den Beiträgen noch ein wenig.
Am gestrigen Donnerstag fand eine Ratsversammlung statt. Herr Horst Stüve wurde am 28. Oktober in während einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der freiwilligen Feuerwehr zum Wehrführer gewählt. Seine Wahl wurde durch die Ratsversammlung bestätigt. Darüber hinaus wurde die Anschaffung eines neuen Fahrzeuges für die Feuerwehr beschlossen.
Das alles beherrschende Thema war aber erneut die Vergabe der Wegenutzungsverträge. Bereits in der Einwohnerfragestunde wurde die Frage aufgeworfen, warum das Thema nicht öffentlich behandelt wurde, obwohl genau das in den Nachbargemeinden erfolgt ist. Die Antwort lief darauf hinaus, daß alles getan wird, um Verfahrensfehler zu vermeiden, damit das Verfahren nicht von vorne beginnen muß. Damit würde die Ratsversammlung auch dem Rat der Anwälte folgen. Der Antrag, den Tagesordnungspunkt öffentlich zu behandeln, wurde danach auch mit großer Mehrheit abgelehnt. Auch ich habe aus den dargestellten gegen die öffentliche Diskussion gestimmt, obwohl ich grundsätzlich für ein öffentliches Verfahren bin. Ich verstehe und unterstütze auch die Forderung der „Piraten“ nach Transparenz in öffentlichen Entscheidungsprozessen. (Wobei Transparenz an sich noch als Programm noch nicht überzeugend ist.)
Anschließend wurde noch die Frage gestellt, wie viel Geld bereits für die Beratung durch die Anwaltskanzlei ausgegeben wurde. Die Antwort hierauf war 90.000,– Euro.
Dieser Betrag erscheint im ersten Moment sehr hoch. Dabei muß man jedoch bedenken, daß die Stadt aus Kostengründen darauf verzichtet, einen eigenen Juristen zu beschäftigen und rechtliche Beratung daher extern eingeholt werden muß. Außerdem beinhaltet die Summe die gesamten Leistungen, die im Zusammenhang mit dem Verfahren in den letzten Jahren erbracht wurden. Das ist für mich grundsätzlich in Ordnung. Ich kann aber gut verstehe, wenn sich kritische Stimmen in der Öffentlichkeit erheben werden. Ärgerlich ist nur der Anteil der Kosten, die entstanden sind, nachdem der Erste Stadtrat, Herr Winter (CDU), in Vertretung des Bürgermeisters Widerspruch gegen die Entscheidung der Ratsversammlung vom 22. Juni erhoben hat. Da die im Vorraum der Aula wartenden Angestellten der EON bereits über das Ergebnis der Abstimmung informiert wurden, ist es sicher kein Bruch der Verschwiegenheit, hier mitzuteilen, daß die Ratsversammlung beschlossen hat, die Durchführung ihres Beschlusse auf dem Klageweg durchzusetzen.
Es bleibt zu hoffen, daß die Zeit bis zur Einreichung der Klage genutzt wird, noch zu einer gütlichen Regelung zu kommen. Allzu groß ist meine Erwartung allerdings nicht.