Plön up fand am letzten Dienstag um 1900 in der Aula am Schiffstal statt. Ziel der Veranstaltung war vorrangig, mit den Bürgern und Interessenverbänden ins Gespräch zu kommen und Anregungen für weitere Entwicklung unserer Stadt aufzunehmen. Ich teile die Ansicht eines meiner Gesprächspartner nicht. Es handelte sich weder um eine Alibi-Veranstaltung noch um eine Show für Profilierungsneurotiker oder –neurotikerinnen.
Die Teamleiterin Stadtentwicklung und Umwelt, Frau Noack, stellte zu beginn die Ergebnisse der Umfrage vor, die noch von unserer ehemaligen Fachkraft für Wirtschaftsförderung veranlasst wurde. Von 5000 Fragebögen kamen 197 beantwortet zurück. Aufgrund der Rücklaufquote von unter 4 Prozent ist die Fragen zu stellen, was mit dem Fragebogen nicht in Ordnung war und ob die Antworten repräsentativ sind.
Zusammengefasst lässt sich sagen, daß die wesentlichen Stärken von Plön die Landschaftlich reizvolle Lage mit dem Schloss sowie der kleinstädtische Charakter der Einkaufszone der Innenstadt sind. Beklagt werden hingegen das unzureichende Einkaufsangebot und das Erscheinungsbild sowie die Vernachlässigung der Stadtplanung, eine Einschätzung, die nach meiner Auffassung durch die Wahrnehmung der Zeit vor der letzten Kommunalwahl bestimmt sein muß. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Waren des Täglichen Bedarfs wird als gut eingeschätzt, es besteht der Wunsch nach zusätzlicher Versorgung in den Bereichen Bekleidung und Haushaltswaren. Darüber hinaus wird das Fehlen eines attraktiven Angebots für Jugendliche beklagt. Im Gespräch mit dem Moderator wurde herausgestellt, daß es jetzt darauf ankommt, die Stärken in ein positives Image umzusetzen.
Der Vorsitzende des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt, Bernd Möller (SPD) führte im Anschluss aus, welche welche Maßnahmen in der jetzigen Wahlperiode umgesetzt wurden. Am Beispiel des B-Plan 41 (Appelwarder) legte dar, daß hier das Erscheinungsbild eines Straßenzuges erhalten werden sollte und gleichzeitig die Möglichkeit zu einer Erweiterung und Modernisierung offen gehalten wurde. Er erwähnte weiterhin den Ausbau der Krabbe sowie die Straßenbaumaßnahmen im Wasserturmgelände und schloß mit den Vorzeigeobjekten Ausbau Lübecker Straße, Bahnhof und Plönbad.
Darüber hinaus verwies er auf die derzeit in der Überarbeitung befindliche Gestaltungssatzung für die Innenstadt.
Frau Wegener vom Stadtmarketing knüpfte hieran an und führte aus, daß die Gestaltungssatzung zum einen am kleinstädtischen Gepräge der Altstadt und zum anderen an der praktischen Umsetzbarkeit ausgerichtet sein muss und kündigte eine Veranstaltung mit Beteiligung der Bürger für Januar nächsten Jahres an.
Mit einem Blick in die nahe Zukunft führte Herr Möller aus, daß als nächstes u.a. die Projekte Strandhaus, Strandweg und Wohnmobilstellplatz Ascheberger Parkplatz anstehen. Von besonderer Bedeutung wird auch der Neubau des Max Planck Institutes sein. Hier wird man hoffentlich zu einem Gebäude kommen, daß sich dem vorhandenen, kleinstädtischen Stadtbild anpasst. Es wäre gut, an dieser Stelle auf Träume aus Glas und Beton zu verzichten, die auch schon einmal als Contrapunkt oder Hingucker im Gespräch waren.
Darüber hinaus verwies er auf die Schwierigkeiten, die wir mit der Integration der Lärmschutzwände entlang der B76/B430 haben werden und verwies dabei auf den Interessenkonflikt mit den berechtigten Interessen der Anwohner.
Anschließend erläuterte Frau Noack die Zielsetzung des in Arbeit befindlichen Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes. Plön wird sich der demographischen Herausforderung stellen müssen, daß die Bevölkerung einerseits schrumpf und andererseits immer älter wird. Die Folgen dieser Entwicklung gilt es zu analysieren und bei der weiteren Planung zu berücksichtigen. Es wird darum gehen, Wege aufzuzeigen, den Bestand trotz schwindenden Potentials zu erhalten und Investitionen zielgerecht zu steuern. Hierbei sind u.a. die Bereiche Verkehr, Einzelhandel, Wohnungsmarkt und soziale Infrastruktur zu berücksichtigen. Dabei sind auch die Beziehungen zu den Umlandgemeinden zu berücksichtigen und die interkommunale Zusammenarbeit ist, wie bereits im Bereich Tourismus, auszubauen.
Plön Up! (2)
Wichtig ist, zukünftig Fehlplanungen, Fehlinvestitionen und deren Folgekosten zu vermeiden sowie die Aufgaben zu priorisieren.
In der nachfolgenden Diskussion schilderte ein Vermieter aus der Langen Straße, daß sich die Geschäftslage verschlechtert hat und seine Mieteinnahmen heute unter den Niveau von vor 20 Jahren liegen würden. Ein andere Bürger entgegnete, daß die Vermieter viel zu wenig investieren würden und am Niedergang zumindest teilweise selbst schuld seien. Darüber hinaus wurde das „Kneipensterben“ in Plön beklagt.
Nach der Diskussionsrunde hatten die Klassen 10a und 12 s des GSP Plön die Gelegenheit, ihre Vorstellungen von Plöns Zukunft vorzutragen.
Dabei kamen die Wünsche nach einem Schülercafe, einem Bekleidungsgeschäft für junge Mode, einem Tatoo Shop (haben wir übrigens schon) und einer Partyzone zum Ausdruck. Besonders interessant fand ich den Hinweis auf eine Ubahn nach Hamburg und Berlin in Verbindung mit der Aussage, daß Kiel uncool sei.
Das mag man vielleicht belächeln, es zeigt aber, daß eine schnelle Bahnverbindung, vor allem nach Hamburg, einen absehbaren Bedarf darstellt. Daher werde ich mich auch weiterhin dafür einsetzen, die Bahnstrecke Ascheberg – Neumünster zu reaktivieren, damit hier langfristig wieder öffentlicher Schienennahverkehr stattfinden kann. Über diese Strecke ließe sich die Fahrzeit nach Hamburg um ca. 25 bis 30 % verkürzen. Schon heute ziehen Hamburger aufgrund der Wohnungsknappheit in der Hansestadt in Richtung Neumünster und pendeln regelmäßig, mit einer schnellen Verbindung würde Plön von dieser Entwicklung profitieren und quasi dem Hamburger Speckgürtel näher rücken.
Die Klasse 12s hat eine eigene Umfrage veranstaltet. Die Fußgängerzone wird als schön bewertet, ebenso der Bahnhofsvorplatz. Das Erscheinungsbild des ZOB wird als unattraktiv empfunden. Für die Lärmschutzwände wird eine „grüne“ Lösung vorgeschlagen und das Lübsche Tor wird als „Problemzone“ erkannt und schon einmal als „Geisterhaus“ bezeichnet.
Hier wird deutlicher Handlungsbedarf erkannt.
Für die Förderung des Tourismus wurden mehrere Vorschläge gemacht. Zum einen ging es um das stärkere herausstellen der Plöner Geschichte, etwa durch schauspielerische Leistungen, aber auch um Dinge wir einen Streichelzoo oder attraktive Badestellen, Angebote für die Jugend wie einen Schülertreff oder ein Festival oder um Angebote für Ältere wie eine stärkere Einbeziehung des Schlossgebietes..
Anschließend sprach Herr Mordhorst, Regionaldirektor für Firmenkunden bei der Fördesparkasse und betonte die Wichtigkeit des Frischemarktes SKY als Magnetbetrieb für den Geschäftsbereich der Innenstadt. Er erläuterte, daß SKY die entsprechenden Entwicklungsmöglichkeiten gegeben werden müssten und warnte vor einem Wegfall, der dauerhaft negative Auswirkungen auf die gesamte Struktur der Innenstadt hätte. Darüber hinaus sprach er sich für eine angepasste Wohnraumentwicklung aus. Viele Menschen würden sich jetzt von Ihrem Eigenheim im Grünen trennen wollen und suchen etwas Angemessenes in der Stadt. In einem späteren Gespräch erläuterte er, daß damit modern ausgestattete Eigentumswohnungen in guter Lage mit Fahrstuhl und einer Größe von 80 bis 100 qm gemeint sind.
Auch Herr Mordhorst mahnte eine Kooperation und Koordination mit den Umlandgemeinden im Einzugsgebiet an.
Eine recht kurzweilige und zum Teil heitere Veranstaltung. Einige Vorschläge lassen sich sicher schnell und problemlos umsetzen. Hier wird es sicher zu einem Wettlauf der Fraktionen kommen, entsprechende Anträge durch die Ausschüsse zu bringen.
Ich habe sicher das eine oder andere vergessen, es ist schon spät. Darum genug für heute und gute Nacht.
Whats on? Plön up!
Aus irgend einem Grund wird mein Textbaustein zur Veranstaltung Plön up nicht in das Textfeld übernommen. Fehler 500. Da es sehr spät ist, gehe ich dem jetzt nicht mehr nach und werde das ganze am Wochenende klären. Bis dahin bitte ich um Geduld.
Montag ist HA-Tag
Gestern tagte der Hauptausschuß. Nach all meinen Abwesenheiten in den letzten Wochen mußte ich mein Büro ein wenig länger als üblich hüten, obwohl ich auch gerne an der Sitzung des Hauptausschusses teilgenommen hätte. Besonders interessiert hätte mich der nicht öffentliche Taqgesordnungspunkt Schoßparkstadion. Ich halte es für wichtig, das Stadion nicht nur für den Schulsport zu erhalten, sondern auch für die Plöner Vereine. Da der Kreis als Pächter hier in der Verantwortung steht, sind die Einflußmöglichkeiten der Stadt eher gering.
Wenn in Sachen Pachtvertrag eine Lösung gefunden ist, wird man dann auch das leidige Thema der maroden Umkleideräume angehen können. Da die Kosten für eine vollständige Sanierung oft nicht höher sind als die für einen Neubau, ist nur zu hoffen, daß niemand auf die Idee kommt, noch einen Cent in den maroden Kasten zu stecken.
Heute Abend findet die Folgeveranstaltung „Plön Up“ statt. Das will ich mir nicht entgehen lassen.
Und noch ein kleiner Nachklapp:
Ich habe in meinem Beitrag vom 21. Oktober 2010 berichtet, daß die Statik für die Elbphilharmonie von Stockwerk zu Stockwerk fortgeschrieben wird. Vor ein paar Tagen ging durch die Presse, daß aufgrund einer fehlenden belastbaren Statik nunmehr ein Baustopp ausgesprochen wurde. Hierzu ein Beitrag aus der Welt: „Sicherheitsbedenken – Baustopp für Elbphilharmonie„
Pesserückblick
Nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub war ich erst einmal auf einer Dienstreise, von der ich am vorigen Samstag zurückkehrte. Auch in der vergangenen Woche war standen zwei weitere Dienstreisen, die Ratsversammlung und eine Fraktionssitzung im Terminkalender. Heute Vormittag hatte ich dann Gelegenheit, die Lokalteile der KN der vergangenen Woche zu lesen.
In der Donnerstagausgabe wird berichtet, daß Kieler Kunststudenten neue Formate für das Plöner Kreismuseum entwickeln sollen. Ich halte das für eine gute Idee. Das die Realisierbarkeit dabei nicht im Vordergrund steht, ist aber ein wenig befremdlich. Außerdem wäre es vielleicht hilfreich, auch Geschichtsstudenten in ein Museumsprojekt mit einzubeziehen. Sofern es sich bei dem Arbeitsergebnis nicht nur um eine visionäre Blase handeln soll, wäre es aus meiner Sicht sinnvoll, zumindest in einem zweiten Schritt auch Architekturstudenten mit einzubeziehen.
Unter den Überschriften „Einzelhandelskonzept: Plöner CDU will gründlich vorgehen“ (Freitagausgabe Seite 30) und „Plöner Einzelhandel im Wandel“ (Samstagsausgabe Seite 34) berichten die KN, daß die CDU keinen Anlaß sieht, das Einzelhandelskonzept überstürzt zu billigen und kündigt eine gründliche Prüfung an. „Die Kaufleute und Gewerbetreibenden müssen gehört werden, bevor die Stadt weitreichende Beschlüsse treffe“, wird Ratsherr Plischka zitiert.
Ich begrüße die Absicht, wobei im weiteren Verfahren nicht nur das Stadtmarketing eingebunden werden sollte, denn das Stadtmarketing wurde im Übrigen bereits in der Erstellungsphase des Einzelhandelskonzeptes mit eingebunden. Viel interessanter wäre, die Stellen einzubeziehen, die in die Erstellung nicht eingebunden waren, etwa die Betreiber der großen Märkte in Plön wie COOP, ALDI, LIDL, EDEKA und MARKANT, den Einzelhandelsverband oder die Landesplanung. Besonders interessiert wäre ich an der Stellungnahme oder Kommentierung der Landesplanung (Innenministerium). Möglicherweise relativiert sich dann in der Öffentlichkeit auch die Aussage, daß keiner der Standorte für die Ansiedlung eines neuen Marktes geeignet sei. Eine Aussage, die im Übrigen nicht richtiger wird, wenn sie in den KN oder auf der bevorstehenden Plön Up Veranstaltung am kommenden Dienstag gebetsmühlenartig wiederholt bzw. nachgeplappert wird.
In der Samstagausgabe der KN wurde im Übrigen auch berichtet, daß die „Seewiesen“ an die MVB Grundbesitz GmbH verkauft wurden. Die Fördesparkasse als seriöses Unternehmen hat sich offenbar endgültig von diesem siedlungspolitisch fragwürdigen Vorhaben verabschiedet. Es bleibt abzuwarten, wie die Entwicklung weitergeht. Ich werde wohl einmal beim Bürgermeister nachfragen müssen, wann der Planungsverband Seewiesen erneut tagt.
Freitag, 07. Oktober
Ich habe bereits in früheren Beiträgen berichtet, daß ich an verschiedenen Fortbildungsmaßnahmen der SPD-nahen Gustav-Heinemann Bildungsstätte in Malente teilgenommen habe. Von dort bekomme ich auch regelmäßig den Newsletter über die neuesten Veranstaltungen. In einem dieser Newsletter wurde eine Studienreise nach Brasilien angeboten. Das Programm klang sehr interessant, daher habe ich mich nach einigem Überlegen angemeldet. Nachfolgend einige Auszüge aus meinem Tagebuch. Vielleicht wecken die Beiträge ja das Interesse meiner LeserInnen, im nächsten Jahr auch an der Studienreise teilzunehmen, oder der ein oder andere Leser, der sich auf meine Seite verirrt, kann ein paar praktische Hinweise für seine eigene Reise erfahren.
Morgens habe ich schnell noch die letzten Sachen eingepackt, noch einmal überprüft, ob die Reiseunterlagen vollständig sind und meinen Sohn von der Schule abgeholt. Da Familienangehörige, wenn sie volljährig sind, nicht mehr über die Auslandsreiseversicherung des ADAC versichert sind, mußten wir noch einmal bei der Geschäftsstelle in Kiel vorbei, um einen gesondert Versicherungsschutz abzuschließen. Danach fuhren wir nach Neumünster zum Bahnhof, wo wir vom Auto auf die Bahn umstiegen. Die Verbindung von Neumünster nach Hamburg ist hervorragend, schön wäre es, wenn wir eine direkte Verbindung von Plön nach Neumünster hätten. Leider ist das Bemühen der Stadt, sich für die Reaktivierung der Strecke Ascheberg – Neumünster einzusetzen, in der letzten Zeit etwas erlahmt. Von Hamburg ging es dann mit dem ICE weiter nach Frankfurt, wo wir sehr zeitig ankamen. Damit stand noch ausreichend Zeit für einen Kaffee im Mac Donalds des Terminal B zur Verfügung, von wo aus man einen schönen Ausblick auf die Landebahnen hat Die eintretenden Dämmerung erzeugt mit der dann eingeschalteten Beleuchtung eine ganz eigentümliche Stimmung.
Der anschließende Flug dauert 11 Stunden und zog sich. Die Filmauswahl war überaus umfangreich, und ich habe mich für den Zeichentrickfilm RIO entschieden. Sehr nett und zum Reiseziel passend.
Samstag, 08. Oktober
Wir treffen morgens um 0430 in Sao Paulo ein. Die Schlange vor dem Schalter des Grenzbeamten schreckt zuerst ab, aber es geht dann doch zügig.
Sie Fahrt vom Flughafen über den mittleren Ring zieht sich. Die Metropolregion Sao Paulo hat 20 Millionen Einwohner, die Stadt ist von der Fläche her ungefähr so groß wie Schleswig Holstein. Obwohl es Samstag 0600 Uhr ist, herrscht schon relativ dichter Verkehr, trotz Fahrverbot sind zahlreiche LKW unterwegs. Unzählige Hochhäuser säumen die Straße.
Die wachsende brasilianische Mittelschicht benötigt Wohnraum. Die rege Bautätigkeit war ein Grund dafür, daß das Land kaum Einschränkungen durch die Wirtschaftskrise zu erleiden hatte. Während bei uns in Deutschland bereits Plattenbauten abgerissen werden, schießen sie hier noch wie Pilze in den Himmel. Eine Eigentumswohnung kostet ca. 100 000,– Euro, die monatliche Miete beträgt 50,– bis 60,– Euro. Für die Bewohner von Favelas, so werden die Elendsviertel genannt, in denen die vielen Landflüchtigen aus dem Norden und Süden Brasiliens erst einmal unterkommen, wenn sie Ihr Glück in der Stadt suchen, werden kleinere Wohnmöglichkeiten geschaffen, die so genannten Singapuras, die für 10,– Euro im Monat vermietet werden.
Im weiteren Verlauf ging es am Sambadrom von Sao Paulo vorbei.
Der Samba gehört zum Karneval wie der Karneval zu Brasilien. Die Sambaschulen haben bis zu 5000 Tänzerinnen und Tänzer, die zwischen den Tribünen hindurchziehen. Die Trommelgruppen – de Batteria sind das Herz der Sambaschulen, sie bestehen aus ca. 600 – 1000 Musikanten. Texte, Choreographie, Tänzer, Rhythmus, Farben und Kostüme bilden ein Gesamtkunstwerk, das immer ein Motiv zum Thema hat, z.B die Skaverei.
Weiter geht es auf der Autobahn, die auch von den Einheimischen Autobahn genannt wird, da sie von einem deutschen Unternehmen gebaut wurde und weiterhin unterhalten wird. Das Unternehmen wird durch das Recht, Maut einzuziehen, bezahlt.
Die Fahrt zieht sich und führt durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet, aber auch durch den Ort Sorocaba Campinas Achse, dem Silicon Valley Brasiliens, wo Masten und Flügel für Windkraftanlagen hergestellt werden.
Die Turbinen kommen noch aus Deutschland. In Brasilien fehlen derzeit 800 000 qualifizierte Arbeitskräfte, die auch im Ausland gesucht werden.
Nach ca. 3 Fahrstunden erreichen wir den Ort Tapirai – Wasser für den Tapir.
Es sieht immer noch nicht nach Regenwald aus. Hinter dem Ort geht ein Feldweg nach links ab. Nach wenigen Metern ändert sich die Vegitation. Endlich Regenwald. Zur Zeit der Entdeckung Südamerikas durch Spanier und Portugiesen gab es 14 000 000 Mio ha, heute sind gerade noch einmal 1 Mio. Ha übrig. Die Fläche wurde 1992 als UNESCO Bioreserve der Menschheit unter Schutz gestellt. Die Regierung bemüht sich mehr oder weniger erfolgreich, den Schutz umzusetzen.Wir erreichen unsere erste Unterkunft, die Regenwaldakademie Pousada Salve Floresta, eine Mischung aus Hotel- und Fortbildungsbetrieb.
In einem Projekt wurden Landarbeitern die Grundsätze des ökologischen Landbaus vermittelt. Heute werden hier 700 bis 1000 Schülerinnen und Schülern aus der Umgebung die Grundzüge von Ökologie und Wasserkreislauf vermittelt. Dazu gehört auch die regelmäßige Kontrolle der Wasserqualität im nahegelegenen Fluß, der zum Einzugsgebiet der Wasserversorgung Sao Paulos gehört. In einem ca. 2-stündigen Rundgang haben wir das Gelände auf einem Lehrpfad für Schüler erste Informationen zur Ökologie des Atlantischen Regenwaldes erhalten.
Es gab reichlich Pflanzen und Tiere zu sehen. Besonders interessant waren der Leguan und zahlreiche Vögel. Die Kolibris ließen sich übrigens auch aus dem Pool heraus beobachten.
Sonntag, 9. Oktober
Heute stand eine Wanderung auf dem Programm. Ziel war ein Wasserfall, ca. zwei Stunden zu Fuß von der Poussada entfernt. Der Weg begann mit einer Durchquerung durch den nahegelegenen Fluß.
Eigentlich gibt es Gummistiefel zu leihen, aber wie üblich fand ich kein Paar, daß an den Waden passte. Vorsichtshalber hatte ich die alten Schnürstiefel dabei, die gut passen und noch besser eingelaufen sind. Also ging es barfuß durch die Furt. Der Weg stieg langsam an. Vom Hang konnte man in die Kronenzone hineingucken, ein eindrucksvoller Anblick.
Dann begann es zu regnen, der Weg wurde matschiger und ich klitschnass. Interessant auch der alte Feigenbaum, der innen hohl war, so daß man sich hineinstellen konnte.
Am Wasserfall angekommen, stand den wenigsten der Sinn nach Baden, die meisten waren bereits durchnäßt und hatten keine Lust. Ich ließ mich nicht schrecken, und ich bereue es nicht. Während die Gruppe schon aufbrach, sah ich beim umziehen für einen kurzen Moment noch einen Papagei. Ansonsten waren auf der ganzen Wanderung außer einer Raupe und einem Kolibri keine Tiere zu sehen. Die meisten Tiere, so um die 80 %, leben in den Baumkronen und der großteil ist nachtaktiv. Von daher sind sie schon einmal schwer zu sehen. Ansonsten sind Truppes von lärmendem und nach Mückenabwehrmittel stinkendem Touristen natürlich auch geeignet, jedes Tier vom Weg zu vertreiben.
Der Rückweg war dann ziemlich ereignislos, wenn man einmal davon absieht, daß es aufgehörte zu regnen.
Montag, 10. Oktober
Das Programm begann mit einer längeren Busfahrt. Ziel war eines der ältesten Gebäude des Landes, die Zuckerrohrplantage „Rosario“ aus dem Jahr 1776.
Nach Ende des brasilianischen Goldrausches Mitte des 18. Jahrhunderts zogen die Pioniere aus dem Landesinneren zurück in Richtung Küste und begannen mit dem profitablen Anbau von Zuckerrohr. Dabei kamen auch afrikanische Sklaven zum Einsatz. Die Zuckerproduktion lief bis Mitte des 19. Jahrhunderts gut. Möglicherweise hatte die Industrialisierung der Landwirtschaft und die Einführung der Zuckerrübe in Europa einen Einfluß auf den Niedergang des Zuckeranbaus in Südamerika, das müßte ich aber noch einmal nachlesen.
Der Zuckeranbau wurde durch Kaffeeanbau abgelöst, der aber auch nicht länger durchgehalten und um die Jahrhundertwende durch Keramikproduktion ersetzt wurde.
Juan konnte die Kolonialgeschichte anhand der wenigen auf dem Bild dargestellten Gegenstände anschaulich erklären.
Nach Beendigung der Sklaverei im Jahr 1888 kam es zu einer Zuwanderung italienischer Gastarbeiter, die allerdings aufgrund ihres im der Heimat gewachsen Selbstbewusstseins nicht lange auf den Farmen arbeiteten und deren Nachfahren heute viele der örtlichen Cafés und Restaurants betreiben. Ihnen folgten dann um 1900 die Japaner, die heute eine große Bevölkerungsgruppe in Sao Paulo bilden. Zeitgleich erreichte die deutsche Einwanderung ihren Höhepunkt, wobei unsere Landsleute den südlichen Landesteil bevorzugten. In den 30-er Jahren fanden ca. 50 000 deutsche Juden Aufnahme in Brasilien, nach 1945 dann auch noch ihrer Verfolger.
Die Plantage Rosario war Treffpunkt der brasilianischen Intellektuellen, die hier im Jahr 1871 die republikanische Partei gründeten, überwiegend Kaffeeplantagenbesitzer, die eine Beendigung der brasilianischen Monarchie und eine Gesellschaftsform mit größeren bürgerlichen Rechten einschließlich wirtschaftlichen Freiheiten anstrebten.
Heute bemüht sich ein Sohn der Besitzerfamilie um den Erhalt des historischen Gebäudes. Er versucht, den Unterhalt mit Tourismus zu bestreiten.
Wer gerne einmal unter einfachen Verhältnissen im alten Zuckerrohrspeicher übernachten möchte, kann es hier tun.
Wir haben auf der Rosaria erst einmal einen ausführlichen Rundgang gemacht und hatten die Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch mit einem der Eigentümer, bevor es in der Halle des Hauses ein brasilianisches Mittagessen gab. Anschließend ging auf einen Ausritt. Ziel war eine alte Kaffeeplantage.
Auf dem Rückweg wurde ich ein wenig übermütig und brachte mein Pferd zum galoppieren, was man nicht tun sollte, wenn man nicht reiten kann. Auf jeden Fall hat sich meine Meinung wieder einmal bestätigt, daß Pferde bösartige Wesen sind, die zu allen Seiten steil abfallen, vorne beißen, hinten treten und dem Seemann nach dem Leben trachten.
Dienstag, 11. Oktober
Heute stand wieder eine Wanderung auf dem Programm. Veranschlagt waren vier Stunden. Es sollten fünf daraus werden, und daher fiel die für den Nachmittag geplante Kanutour ins Wasser. Zu Beginn ging es den schon vom Vortag bekannten Weg entlang, diesmal allerdings ohne Regen, was auch ganz schön sein kann und ganz neue Eindrücke ermöglicht. Die ersten hundert Meter führen durch den Sekundärwald. Dieser Bereich war früher abgeholzt, die Natur konnte sich aber in den letzten 35 Jahren neu entwickeln. Der Primärwald ist deutlich älter, einzelne Bäume können bis zu 500 Jahre alt sein. Anders als der Regenwald am Amazonas gibt es im Atlantischen Regenwald eine ausgeprägte Busch- und Strauchschicht.
Die größten Bäume werden bis zu 30 Metern hoch. Anders als am Amazonas liegt dieser Regenwald in einem ausgesprochen bergigen Gelände, so daß die Sonne aus verschiedenen Einfallwinkeln bis auf den Boden trifft. Dies ist im Regenwald am Amazonas anders. Hier ist der Boden eher flach und die Bäume, die am höchsten wachsen, haben die besten Voraussetzungen im Überlebenskampf. Der Weg führte auf und ab, und obwohl die Temperaturen mit ca. 25 C noch recht moderat waren, kam ich anständig ins Schwitzen. Lohn der Anstrengungen war ein Wasserfall, der in eine Schlucht stürzte. Der Blick auf die gegenüberliegende Wand mit ihrer Vegetation war sehr beeindruckend.
Ich wäre gerne etwas länger geblieben, aber die Zeit war schon knapp. Zu den Tieren, die wir gesehen haben, gehörten zwei Schlangen,
Blattschneideameisen, ein Käfer sowie einige Spinnen, von denen eine zeitweise als Schwarzfahrer auf meinem Rucksack mitgereist ist.
Durch den Regen der vergangenen Tage war der Boden recht feucht, und da ich die meiste Zeit über das Schlußlicht tragen mußte, war der Boden schon recht ausgetreten und matschig. Die letzten Meter waren dann bekannt und man fühlt sich im Regenwald schon fast zu Hause.
Abends gab es dann noch einen Nachtrag zum Thema Kriminalität.
In den Jahren vor 1888 haben sich entlaufenen Sklaven in eigenen Orten zusammengefunden. Die Möglichkeiten, den Lebensunterhalt zu erwirtschaften, waren sehr eingeschränkt. Daher gehörte Stehlen zum Alltag. Die Dinge, die nicht selber verwendet wurden, wurden dann verkauft. Da die entflohenen Sklaven keine klare Vorstellung vom Handelswert der Güter hatten, wurden diese zum Teil weit unter Preis angeboten. Viele Gutsbesitzer warben deshalb die entlaufenen Sklaven an, bei Ihren Nachbarn einzubrechen oder Vieh zu stehlen, quasi Einbruch auf Bestellung. Daraus resultierte eine Einstellung zum Diebstahl, die z.T. bis heute noch Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben haben soll.
Mittwoch, 12. Oktober
Der heutige Tag begann mit einer Wanderung. Der Weg war bisweilen sehr steil, und wenn er nicht steil war, führte er über weite Strecken durch die Betten der zahlreichen Bäche.
Das erste Ziel war die Kathedrale, ein Wegabschnitt in einem Tal, der von hohen Bäumen gesäumt ist. Auf dem Weg erläuterte unser Führer Jeffer die Symbiose von Ameisen und Ameisenbaum. Diese Pflanzen gehören zu den ersten, die sich bei der Renaturierung ansiedeln. Sie bieten den Ameisen in Ihrem Stamm einen Siedlungsplatz, die Ameisen beschützen „ihren“ Baum vor Schädlingen. Die Wanderung endete am Kolibriwasserfall.
Abgesehen von der Schönheit des Platzes gab es hier noch Schwalben zu sehen, die Ihren Nistplatz geschützt hinter dem Wasserfall bauen. Sie sind vor dem schwarzen Hintergrund kaum zu erkennen.
Nach einer kurzen Pause ging es dann auf demselben Weg zurück.
Beim Mittagessen erläuterte Carlos uns im Anschluß an die Frage, wo das nächstgelegene Krankenhaus sei, dann das brasilianische Gesundheitswesen. Es gibt eine kostenlose Gesundheitsversorgung für alle. Auf dem Land sind die Wartezeiten mit ca. einer Stunde relativ kurz. In den Städten sieht das deutlich anders aus. Hier bilden sich lange Schlangen. Mehrere Stunden Wartezeit sollen üblich sein. Daher kann man – gegen Kostenbeitrag – Mitglied bei einem Krankenhaus werden, wo man dann, und nur in diesem Krankenhaus, schnell und kostenlos behandelt wird. Es gibt auch entsprechende Zusammenschlüsse von Krankenhäusern oder private Krankenversicherungen, die für das gesamte Land und alle Krankenhäuser gelten. Die Monatlichen Versicherungsbeiträge für eine Familie mit zwei Kindern liegt bei ca. 500,– Euro.
Am Nachmittag ging es dann zum Kanufahren auf einen nahe gelegenen Stausee. Leider regnete es wieder. Nieselregen. Zwei Mitreisende brauchten allerdings keinen Regen, um naß zu werden. Sie kippten gleich beim Einsteigen um. Wir kamen mit unserem Boot gut zurecht und machten einen Abstecher flußauf- und abwärts. Rechts und links des Stausees gingen die Berge ein- bis zweihundert Meter steil hoch. Vom Wasser aus wirkt der Regenwald noch einmal ganz anders. Die in den Bäumen hängenden Nebelschwaden verleihen dem Ganzen dann zusätzlich etwas Unwirkliches.
Auf dem Rückweg im Bus gab es dann noch Informationen zum brasilianischen Gebrauchtwagenmarkt. Während die Autos in Deutschland schnell an Wert verlieren, sinken sie in Brasilien kaum im Preis. Zum Schutz der heimischen Automobilindustrie mit ca. 200 000 Beschäftigten ist die Einfuhr von Gebrauchtwagen nicht erlaubt, auf Neuwagen wird ein Zoll von 35% erhoben.
Donnerstag, 13. Oktober
Für heute stand ein Ausflug mit dem Bus auf dem Programm. Ziel war – wieder einmal – ein Wasserfall. Leider hatte es über Nacht sehr geregnet. Daher war die Ansage, daß Straßenschuhe ausreichen würden, wenig hilfreich. Da als Anschlußprogramm der Besuch einer Kleinstadt mit gemeinsamen Mittagessen vorgesehen war, hatte ich meine gute Hose angezogen. Das war auch keine gute Entscheidung. Die Mitnahme der Schnürstiefel erwies sich allerdings als vorausschauend. Wieder einmal ging es einen engen und leicht matschigen Weg entlang. Carlos zeigte uns Begonien, die zum Schutz vor Insekten, die Eier auf den Blättern der Pflanze ablegen, mit kleinen weißen Pusteln simulieren, daß sie bereits befallen sind und sich so vor weiterem Befall schützen.
Auf dem weiteren Weg kamen wir an einem kleinen Bach vorbei. Hier waren mehrere Opfergaben abgelegt. In Brasilien ist der Katholizismus weit verbreitet, die evangelikalen Kirchen gewinnen aber immer mehr Gläubige dazu. Außerdem sind Voodoo – Glauben und Naturreligionen verbreitet. Da mehrere – christliche – Sekten die Erfüllung der Wünsche nur gegen Bares versprechen, wenden sich überwiegend ärmere Brasilianer und Brasilianerinnen wieder den kostengünstigeren Naturgöttern zu, die mit allerlei Opfergaben gnädig gestimmt werden sollen. Am Wasserfall, an dem wir schließlich nach eine Rutschpartie an einem steilen Lehmhang ankamen, scheint auch als magischer Platz angesehen zu werden, denn hier fanden sich weitere Opfergaben.
Auf dem Rückweg fing es richtig an zu schütten. Am Bus angekommen waren die meisten so durchnäßt, daß auf den anschließend geplanten Besuch in der Stadt verzichtet wurde. Carlos veranlaßte, daß wir in der Regenwaldakademie noch ein Mittagessen bekamen. Während die meisten den Nachmittag über entspannen wsollten, fand ich noch eine Mitreisende, die Interesse hatte, noch einmal Kanu zu fahren. Mit dem Toyota Landcuiser Baujahr 1979 – ein Klassiker unter den Geländewagen und offensichtlich unkaputtbar, ging es erneut zum Stausee. Eine sehr schöne und etwas längere Kanutour war ein würdiger Abschluß für den Aufenthalt im Regenwald.
Nachdem wir das Kanu wieder an Land abgelegt hatten und etwas zu früh am Treffpunkt eintrafen, haben wir uns entschlossen, dem Toyota entgegenzulaufen, da sich bereits nach kurzer Wartezeit Schwärme von Stechfliegen auf uns stürzten. So kam ich denn auch noch dazu, das nahegelegene Dorf, das eingebettet in den Regenwald die Heimat von ca. 50 Einwohnern ist, zu fotografieren.
Abends wurden dann zwei Geburtstage mit einer leckeren Torte und Caipirinia gefeiert.
Freitag, 14. Oktober
Der Tag der Abreise. Aufgrund des in Sao Paulo erwarteten Verkehrsaufkommens wurde das Wecken auf 0700 vorverlegt. Es regnete auf dem Weg nach Sao Paulo. Beeindruckend fand ich die Aasgeier, die an der Autobahn auf den Laternen oder Schilderbrücken saßen. Am Flughafen trennte sich dann die Reisegruppe. Carlos und Friedrich wollten mit der einen Hälfte weiterreisen nach Patagonien. Es stellte sich dann heraus, daß der Flug heute aufgrund eines Streiks in Argentinien voraussichtlich auf morgen verschoben wird. Wie sich die Situation weiter entwickelt hat, weiß ich im Moment nicht. Unser Flug nach Iguacu ging verspätet ab.
Aufgrund der Verspätung kamen wir nicht mehr in den Iguacu Nationalpark, der um 1700 seine Pforten für die Besucher schließt.
Abends ging es dann in ein großes Restaurant. Dort gab es neben einem erstklassigen Buffet auch eine Show mit südamerikanischer Musik und Tanz. Neben vielen anderen Darbietungen gab es argentinischem Tango, paraguayische Harfe – ziemlich schräg – und die uns aus den Fußgängerzonen bekannten Panflötenspieler aus Peru.
Der Höhepunkt war natürlich die Samba-Darbietung. Mehr will ich darüber nicht berichten.
Samstag, 15. Oktober
Morgens ging es um 0830 vor dem Hotel los. Mit dem Schiff ging es zuerst auf dem Pagana flußabwärts. Zahlreiche Ruderboote dienen als Fähren zwischen Paraguay und Argentinien. Iguacu liegt im Dreiländereck von Paraguay, Brasilien und Argentinien. Für die unmittelbaren Anwohner gibt es offenbar eine Art „Kleinen Grenzverkehr“, der den Grenzübertritt für die Angehörigen der drei Staaten auch ohne Visum ermöglicht.
Bald legte das Schiff unterhalb des Hauses von Moises Bertoni an. Der Schweitzer betrieb hier eine Art landwirtschaftliches Forschungszentrum und experimentierte mit zahlreichen heimischen und importierten Pflanzen. Darüber hinaus machte er zahlreiche Klimaaufzeichnungen, die auch heute noch zu Forschungszwecken herangezogen werden. Sein Wohnhaus dient als Museum und wird gerade restauriert.
Trotzdem hatten wir die Gelegenheit zur Besichtigung. Als weiterer Punkt stand der Besuch eines Indianerdorfes auf dem Programm. Paraguay hat ca. 8 Mio Einwohner, davon sind ca. 40% indigen bzw. mit indigenen Wurzeln. Die Indianersprache ist neben Spanisch offizielle Landessprache. Offenbar hat Bertoni auch ein Wörterbuch Spanisch – Guarani erstellt. Auf den 199 Ha seines Anwesens siedeln ca. 40 – 50 Indianer in einem Dorf, wo sie ein verbrieftes Wohnrecht haben. Die Siedlung wirkt überaus trostlos. Ein paar Hütten, ein paar ärmlich gekleidete Einwohner, ein paar abgemagerte Hunde, einige Hühner und ein paar Felder.
Irgendwie wirkt eine Besuchergruppe aus Deutschland in diesem Dorf wie von einem anderen Stern.
Das einzige Steingebäude ist die Schule, wo von Montags bis Freitags nachmittags je ca. 4 Stunden Unterricht angeboten werden, die von den Kindern, aber auch interessierten Erwachsenen wahrgenommen werden können.
Den Lebensunterhalt verdienen die Bewohner mit Ackerbau, Jagd und dem Verkauf von Schnitzereien und anderen kleinen Handwerksarbeiten wie Perlenketten. Ich bei jeder Familie ein kleines Andenken erstanden und hoffe, daß der Erlös nicht in Alkohol umgesetzt wird.
Samstag und Sonntag, 15. – 16. Oktober 2011
Samstag und Sonntag, 15. – 16. Oktober 2011
Wir haben die brasilianische Seite der Wasserfälle von Iguacu am Samstag nachmittag und die argentinische Seite am Sonntag besucht. Ich fasse den Besuch daher in einem Beitrag zusammen.
Die Wasserfälle wurden bereits 1986 von der UNESCO als Naturerbe unter Schutz gestellt. Auf brasilianischer Seite gibt es ein großes Besucherzentrum. Von hier gehen auch die Hubschrauberflüge ab. Nach dem Kauf des Tickets geht es mit dem Bus – Privatautos sind im Park nicht zugelassen – zu einer der vielen Sehenswürdigkeiten und Attraktionen wie Abseilen oder Rafting. Wir haben den Wanderweg entlang der Wasserfälle genommen. Ein wirklich einmaliges und beeindruckendes Naturereignis, das jährlich ca. 2 Millionen Besucher auf der brasilianischen und noch einmal ebenso viele Besucher auf der argentinischen Seite der Wasserfälle anlockt.
Nachfolgend ein paar Impressionen dieses beeindruckenden Naturschauspiels:
Am folgenden Tag haben wir die argentinische Seite der Wasserfälle von Iguacu besucht. Die Fahrt führte über die Brücke der Freundschaft, die Brasilien und Argentinien verbindet. Die Formalitäten des Grenzübertrittes zogen sich ein wenig, aber zu guter Letzt erhielten alle ihr 90-Tage Visum. Der Nationalpark auf argentinischer Seite ist kleiner, das Gebäude am Eingang auch. Während der Regenwald auf brasilianischer Seite überwiegend Primärwald ist, konnte er sich auf hier erst seit den 30-ger Jahren entwickeln. Damals wurde das vorher landwirtschaftlich genutzte Gebiet zum Nationalpark erklärt. Der Nationalpark wird über eine Schmalspurbahn erschlossen. Wir waren früh da, um den ersten Zug zu bekommen, der direkt zum Teufelsrachen durchfährt. Die späteren Züge fahren nur bis zur Zentralstation, wo man dann umsteigen muß. Nach dem Aussteigen buchte unsere Fremdenführerin die Fahrt mit dem Speedboot für die, die sich dieses Erlebnis gönnen wollten. Ich wollte, aber dazu später. Von der Endstation führt ein Weg über eine Brücke direkt bis an die Oberkante der Wasserfälle. Die Wasserfälle sind auch auf der argentinischen Seite sehr eindrucksvoll, und die Frage, welche Seite eindrucksvoller ist, kann ich nicht beantworten. Der frühe Besuch lohnt auch, da es um diese Zeit noch nicht ganz so voll ist.
Anschließend begaben sich die Speedbootfahrer zur Abfahrtstation. Auf der Ladefläche eines alten Unimogs ging es durch den Regenwald. Nach dem Aussteigen ging es eine Treppe herunter zum Einstieg in die Schlauchboote bzw. RIBs. Schuhe und andere Sachen wurden in die bereitgestellten wasserdichten Säcke gestaut, dann ging es los.. Auf der ersten Teilstrecke konnte man noch fotografieren.
Dicht an den Fällen muß man dann schon die Lücke zwischen den Gischtwolken abwarten, um Bilder zu machen. Anschließend gab der Bootsmann das Zeichen, auch die Kameras in die wasserdichten Säcke zu stauen. Dann brachte uns der Kapitän bis auch wenige Meter an den Wasserfall heran. Es blieb kein Haar trocken.
Zwei Runden an jedem Fall, danach ging es zurück zur Ausstiegsstelle am Unteren Wanderweg, wo die anderen bereits warteten. Wer klug war, hat die Tour entweder in Badehose gemacht oder einen Satz trockene Ersatzwäsche im Rucksack. Ich hatte Ersatzwäsche, würde aber jedem die Badehose empfehlen.
Anschließend haben wir noch weitere Wege abgelaufen, die immer wieder imposante Ausblicke auf die Fälle ermöglichten.